In Bockum-Hövel, einem Stadtteil von Hamm, steht das Ende eines kleinen Wahrzeichens bevor. Der historische Kiosk an der Ecke Berliner Straße und Hebbelstraße, ein Gebäude mit einer langen Geschichte, wurde seit Ende 2021 nicht mehr genutzt. Die Stadtverwaltung plant nun, dieses marode Kiosk-Gebäude abzureißen, und der ehemalige Betreiber hatte das Pachtverhältnis aus „persönlichen Gründen“ aufgelöst. Seit der Schließung gab es keine Interessenten für die Wiederbelebung des kleinen Verkaufsstandes.
Das Kiosk-Gebäude wurde in den 1920er-Jahren errichtet und in den frühen 1990er-Jahren erweitert. Ein wesentlicher Bestandteil der Trinkhallen-Kultur im Ruhrgebiet, wurde es zuletzt als „Alex Steinbude“ bekannt. Seinen Platz in der Gemeinschaft beanspruchte das Büdchen seit jeher als Ort der Begegnung. In den letzten Jahren erlebte die Büdchen-Kultur jedoch eine zunehmende Abnahme, sowohl durch den Rückgang der Kioske als auch durch die immer stärkere Konkurrenz von Supermärkten und Tankstellen, die längere Öffnungszeiten bieten.
Die Büdchen-Kultur und ihre Bedeutung
Ortsheimatpfleger Günter Bachtrop erinnert sich an die stolze Tradition der Büdchen in der Region. „Die Büdchen sind für mich Orte des Genusses, wahre Genuss-Oasen“, sagt er und beschreibt, wie sie seine Kindheit prägten. Zu seinen Erinnerungen gehören kleine „Tüten Buntes“ – eine Mischung aus Süßigkeiten – die mit wenigen Pfennigen gekauft wurden. In den letzten Jahren war die Büdchen-Kultur ein wichtiger Teil der sozialen Interaktion in der Nachbarschaft. Wie früher bei einem „Tag der Büdchen“, der 2016 mit Musik und Geselligkeit gefeiert wurde, war der Kiosk ein Treffpunkt für Jung und Alt.
Bereits 1992 gab es Bestrebungen, das Kiosk-Gebäude abzureißen, da es als zu sanierungsbedürftig galt. Damals regte sich jedoch Widerstand in der Bevölkerung, und durch den Einsatz von örtlichen Politikern gelang es, das Gebäude zu retten. Diese Geschichte zeigt, wie wichtig die Büdchen für die Gemeinschaft sind. Sie fungieren nicht nur als Verkaufsstellen, sondern auch als soziale Treffpunkte, an denen man sich trifft und plaudert.
Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven
Die Stadt hat bisher keine Entscheidung über die zukünftige Nutzung des Grundstücks getroffen. „Wegen des allgemeinen schlechten Zustands soll die Immobilie abgerissen werden“, erklärte ein Sprecher. Dennoch bleibt ein gewisser Hoffnungsschimmer bestehen: Der Ortsheimatpfleger Bachtrop hat angedeutet, dass die Büdchen-Kultur nicht sterben soll, sondern dass es unbedingt notwendig ist, neue Wege zu finden, um diese Tradition in die Zukunft zu retten.
Im vergangenen August fand erneut ein „Tag der Trinkhallen“ statt, an dem ein Kiosk aus der Innenstadt teilnahm. Dies könnte ein erster Schritt sein, das Interesse an der Erhaltung solcher Orte zu wecken. Die Zukunft der Büdchen könnte zwar ungewiss sein, doch der Geist dieser kleinen Verkaufsstätten und ihr Beitrag zur Kultur des Ruhrgebiets wird vielleicht nicht vollständig verloren gehen.
Das geplante Abrissverfahren ist jedoch ein weiterer Weckruf an alle, die sich in der Region für die Bewahrung der Trinkhallen-Kultur einsetzen. Der Verlust des „Alex Steinbude“ als Teil dieser Tradition könnte ein zu großer Rückschritt sein. Wie die Geschichte zeigt, gibt es oft noch Möglichkeiten zur Rettung, auch wenn die harte Realität immer wieder auf die drängende Notwendigkeit der Erneuerung hinweist.
Für weitere Informationen über die Entwicklungen rund um das Kiosk-Gebäude in Bockum-Hövel und die Büdchen-Kultur im Ruhrgebiet, siehe den Bericht auf www.wa.de.