Boffzen (zir). In einem bemerkenswerten Festakt in der Sporthalle der Jugendbildungsstätte Fürstenberg feierte das Projekt Begegnung e.V. ein ganz besonderes Jubiläum. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens, das sich aus 40 Jahren Verein, 20 Jahren einer gemeinnützigen Gesellschaft, 20 Jahren Jugendbildungsstätte und 20 Jahren Mittelalterdorf Bokenrode zusammensetzt, versammelten sich zahlreiche Gäste, um den Weg des Vereins zu würdigen. „Wer hätte im Jahr 1984 gedacht, dass aus einer Hausaufgabenhilfe einmal ein Verein und eine gemeinnützige GmbH wird, die in fünf Landkreisen agiert?“ stellte der erste Vorsitzende Bernd Wengel in seiner Ansprache fest.
An den Ursprüngen des Erfolges steht die Initiative engagierter Pädagogen, die 1984 auf ehrenamtlicher Basis kostenlose Hausaufgabenhilfe anboten. Dieses Angebot fand schnell große Resonanz, insbesondere bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Wengel erinnerte sich an einen „Leuchtturmprojekt“ im Jahr 1994, bei dem straffällige Jugendliche ein Rocktheater in Holzminden inszenierten – eine Veranstaltung, die so gut besucht war, dass zusätzliche Aufführungen folgen mussten. Solche Meilensteine belegen nicht nur den Erfolg des Projektes, sondern auch die Wichtigkeit von kultureller Teilhabe und Integration.
Über die Kinder- und Jugendhilfe hinaus
Seit den Anfängen hat sich der Verein kontinuierlich weiterentwickelt. Ein entscheidender Schritt war die Gründung der Projekt Begegnung gGmbH am 7. Februar 2004, die die Vision der Vereinsarbeit auf eine breitere Basis stellte. Laut Wengel war dieser Schritt notwendig, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Im Jahr 1998 wurde eine Tagesgruppe in Höxter etabliert, gefolgt von einer weiteren in Beverungen im Jahr 1999, wodurch der Verein auch in Nordrhein-Westfalen aktiv wurde.
Doch nicht alles lief reibungslos. Wie Wengel berichtete, gab es auch herausfordernde Zeiten, darunter ein Insolvenzantrag im Jahr 2012. Dank des Engagements des damaligen vorübergehenden Geschäftsführers und Vorstandsmitglieds, Walter Gieffers, konnte die Krise jedoch gemeistert werden. „Unsere Meilensteine waren aber nicht immer positiv“, so Wengel und garnierte seine Erzählung mit einer positiven Wendung, indem er den aktuellen Bau einer eigenen Kita in Beverungen erwähnte, der als Ausdruck des anhaltenden Erfolgs und der Anpassungsfähigkeit des Projekts gilt.
Die Feierlichkeiten umfassten auch eindrucksvolle Reden von Gästen wie dem ehemaligen Samtgemeindebürgermeister Horst Menzel, der an die großen Herausforderungen der Anfangsjahre erinnerte. Er nannte die umfangreichen Vorbereitungen der Hausaufgabenhilfe 1984 und hob hervor, dass es unabdingbar ist, solche Initiativen für die nachfolgenden Generationen zu etablieren. Der Respekt für den Einsatz der Mitarbeiter und die Bedeutung der sozialen Arbeit wurde in Menzels Worten deutlich: „Das war es wert, denn es ist wichtig, alles für unsere Nachkommen zu tun, da sie unsere Zukunft sind.“
Vorwärts in die Zukunft
Auch die zweite Festrednerin, Prof. Dr. Swantje Penke, brachte wertvolle Einsichten in die gegenwärtigen Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Sie thematisierte Aspekte wie den Fachkräftemangel sowie die Rolle der Digitalisierung, die insbesondere in ländlichen Regionen von Bedeutung ist. In ihrer Analyse wies sie auf die Notwendigkeit hin, dass sich die Jugendhilfe den Krisen und Polarisierungen der Gegenwart anpassen muss, um nachhaltig Unterstützung zu gewährleisten.
Der Geschäftsführer der Projekt Begegnung gGmbH, Robert Hartmann, brachte in seinen abschließenden Worten seine Dankbarkeit zum Ausdruck: „Tausend Dank an alle, die Projekt Begegnung zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ich bin wirklich stolz darauf, Euch als Mitarbeiter zu haben. 100 gemeinsame Jahre – wir haben es geschafft.“
Das Event endete mit einem kurzen Imagefilm, der die Vielfältigkeit der Arbeit von Projekt Begegnung demonstrierte, gefolgt von entspannten Gesprächen im Freien, leckeren Buffetangeboten und Musik des Duos „Leonie und James“. Für die Mitarbeiter fand anschließend eine separate Feier statt, mit der das Jubiläum gebührend gefeiert wurde.
Fotos: zir
Entwicklung der sozialen Projekte in Deutschland
Das Projekt Begegnung e.V. spiegelt eine breitere Entwicklung im Bereich der sozialen Dienste in Deutschland wider, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat. Die Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche wurden zunehmend professionalisiert, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht zu werden.
In den 1980er Jahren, als das Projekt Begegnung gegründet wurde, lag der Fokus häufig auf ehrenamtlichem Engagement, während heute viele Organisationen, einschließlich Projekt Begegnung, auch auf Fachkräfte angewiesen sind. Die Herausforderungen haben sich im Laufe der Zeit verändert, insbesondere in Bezug auf Migration, Integration und digitale Bildung. Die Tatsache, dass viele junge Menschen mit Migrationshintergrund im Fokus der Hausaufgabenhilfe standen, zeigt die Notwendigkeit solcher Angebote, um Chancengleichheit zu fördern und soziale Teilhabe zu gewährleisten.
Statistische Trends in der Jugendhilfe
Aktuelle Statistiken untermauern die Relevanz und Notwendigkeit von Organisationen wie Projekt Begegnung. Laut der Statistik der Kinder- und Jugendhilfe 2021 gab es in Deutschland über 140.000 Plätze in der Heimerziehung, während die Nachfrage nach Angeboten in der offenen Jugendarbeit aufgrund der COVID-19-Pandemie anstieg. Der Bedarf an professioneller Unterstützung ist besonders in ländlichen Gebieten spürbar, wo oft weniger Ressourcen zur Verfügung stehen.
Ein Bericht des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigt, dass der Fachkräftemangel in der Jugendhilfe ein zentrales Thema bleibt. Etwa 60% der Einrichtungen geben an, dass sie Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden, was die Herausforderungen der sozialen Arbeit verstärkt. Die Diskussion um die Digitalisierung und deren Integration in die Kinder- und Jugendhilfe ist fortlaufend und wird als entscheidend für die Zukunft angesehen.
Für weiterführende Informationen über die Jugendhilfe in Deutschland und damit verbundene Statistiken, besuche die Webseite des Deutschen Jugendinstituts.
– NAG