Die Nachricht über den vorzeitigen Rücktritt von Heinz-Günter Bongartz, dem Weihbischof von Hildesheim, sorgt für Aufregung. Das Bistum teilt mit, dass gesundheitliche Gründe ausschlaggebend für diesen Schritt waren. Gleichzeitig gibt es schwere Vorwürfe hinsichtlich seines Umgangs mit Missbrauchsfällen, die die Diskussion anheizen.
Der Vatikan bestätigte die Annahme des Rücktrittsgesuches des 69-jährigen Weihbischofs, der üblicherweise erst mit 75 Jahren in den Ruhestand geht. In einer offiziellen Mitteilung des Bistums Hildesheim heißt es, Bongartz trete aus gesundheitlichen Gründen zurück. Die Hintergründe dieses Rücktritts sind jedoch alles andere als klar, da zahlreiche Vorwürfe von Missbrauchs-Betroffenen gegen ihn bestehen.
Umstrittene Vergangenheit
Heinz-Günter Bongartz war von 2006 bis 2014 Personalchef im Bistum Hildesheim und zeitweise auch Missbrauchsbeauftragter. In dieser Position sei es zu gravierenden Fehlern gekommen, die in zwei Aufarbeitungsgutachten aus den Jahren 2017 und 2021 dokumentiert wurden. Die Betroffenenvertretung im Bistum hatte bereits vor zwei Jahren seinen Rücktritt gefordert, da sie ihm vorwarf, bei der Bearbeitung sexualisierter Gewalt nicht angemessen gehandelt zu haben.
Vor Kurzem verweigerte der Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers, Weihbischof Bongartz zur Firmung in seiner Gemeinde zu empfangen. Eggers beschuldigte Bongartz, dass er als Personalchef einen Priester, der bekanntermaßen Kinder missbraucht hatte, in der Gemeinde geduldet habe. Der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, entgegnete den Vorwürfen, es gäbe dafür keine Beweise.
Es bleibt unklar, inwieweit die gesundheitlichen Gründe von Bongartz durch die anhaltende Kritik und die Vorwürfe beeinflusst wurden. Im Gespräch mit der Betroffeneninitiative hatte er sich für Fehler, die in der Untersuchung von 2017 zutage traten, entschuldigt und räumte einige Probleme in seiner Amtszeit ein. Trotzdem wirft die öffentliche Debatte Fragen zur Verantwortung und zu den kommenden Schritten im Bistum Hildesheim auf.
Die Reaktionen
Bongartz selbst zeigt sich erleichtert über den Rücktritt, der ihm in Anbetracht seiner gesundheitlichen Situation eine große Last von den Schultern nehmen würde. Bischof Heiner Wilmer bat ihn, weiterhin als Domdechant und Referent für die Orden bis zur Ernennung eines Nachfolgers tätig zu sein und die bereits geplanten Firmungen in diesem Jahr zu übernehmen.
Diese Situation wirft jedoch auch ein Licht auf die Schwierigkeiten, die die katholische Kirche aktuell durchlebt, während sie versucht, Missbrauchsfälle aufzuarbeiten und gleichzeitig das Vertrauen der Gläubigen wiederzugewinnen. Die Diskussion über die notwendigen Reformen in der Institution wird durch solche Rücktritte weiter befeuert.
Verschiedene Gruppen innerhalb und außerhalb der Kirche drängen auf mehr Transparenz und Verantwortung. Aufgrund der bisherigen Missstände kommt dieser Rücktritt in einem kritischen Moment für die katholische Kirche in Deutschland.
Mehr Einzelheiten zu dieser Thematik sind in einem detaillierten Bericht auf www.kirche-und-leben.de nachzulesen.