Vor 50 Jahren starb Oskar Schindler, ein umstrittener Charakter in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Er begann als Nationalsozialist, doch bald wandelte sich sein Schicksal. Der sudetendeutsche Unternehmer schützte über 1200 Juden vor dem sicheren Tod in den Konzentrationslagern. Diese beeindruckende Geschichte wird aktuell vom Bundesarchiv gewürdigt, das einen Teil seiner nachgelassenen Dokumente und die berühmte „Schindlers Liste“ online zugänglich macht.
Die Liste selbst, die die Namen von mehr als 1000 jüdischen Leben dokumentiert, spiegelt die Tragik und den Mut einer dunklen Zeit wider. Anlässlich des Todestages präsentiert das Bundesarchiv neue Einblicke in die Geschichte dieses als „Gerechter unter den Völkern“ geehrten Mannes. Diese Ehrung erhielt Schindler 1962 für seine Anstrengungen, jüdische Arbeitskräfte während des Holocausts zu schützen.
Ein Aufstieg durch den Krieg
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 sah Schindler seine Chance zum Profit und übernahm eine Fabrik in Polen. Anfangs beschäftigte er vor allem polnische Juden als kostengünstige Arbeitskräfte, doch als die Nazi-Besatzung brutale Maßnahmen gegen Juden ergriff, begann er, sich aktiv für ihre Rettung einzusetzen. Er schuf Unterkünfte für seine jüdischen Mitarbeiter und meldete sie als unverzichtbar für seine Produktion an. Viele dieser Menschen wären andernfalls deportiert und ermordet worden.
Im Verlauf des Krieges versuchte Schindler verzweifelt, seine Arbeiter vor der Deportation zu bewahren. Er beschäftigte Kreise von Arbeitern und baute eine Liste auf, die schließlich vielen Menschen das Leben rettete. Diese Mühen brachten ihm nicht nur den Respekt seiner Arbeiter ein, sondern stellten auch eine fatale Rivalität zu den nationalsozialistischen Behörden dar, die seine Methoden zunehmend gefährdeten.
Seine Fabrik wurde schließlich ins Sudetenland verlegt, und auch dort war Schindler bemüht, seine Schützlinge zu retten. Er nahm 800 Männer und 300 Frauen mit, darunter Gruppen von Zwangsarbeitern, die aus den katastrophalen Bedingungen des Konzentrationslagers Auschwitz entlassen wurden. Schindler riskierte ständig sein Leben, um die von ihm Beschäftigten vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Ein Leben nach der Rettung
Nach dem Krieg fand Schindler in Deutschland kein Glück mehr. Er verlor sein Vermögen und überlebte mit der Unterstützung von Organisationen, die sich um Überlebende der Shoah kümmerten. Ein bemerkenswerter Aspekt seiner Geschichte ist, dass er trotz seiner früheren Fehler – Schindler hatte während des Krieges ein ausschweifendes Leben mit Alkohol und Affären geführt – durch Taten bewies, dass der Menschlichkeit unter den mörderischen Vorgaben des NS-Regimes Platz eingeräumt werden kann.
Sein Wirken wird durch die Worte von Michel Friedman, einem Sohn eines Überlebenden, lebendig. Friedman beschreibt Schindler als einen einfachen Mann, der trotz seiner Mängel außergewöhnlichen Mut bewies. „Er war kein Intellektueller, kein Mann der Bücher, aber er schützte uns alle“, sagt Friedman und erinnert daran, was Schindler für ihn und seine Familie bedeutete.
Der Nachlass von Oskar Schindler, der 25 Jahre nach seinem Tod vom Sohn einer Freundin auf einem Dachboden in Hildesheim entdeckt wurde, enthält unter anderem die berühmte Liste und zahlreiche andere Dokumente. Diese werden nun vom Bundesarchiv verwahrt und beständig in die Erinnerungsarbeit zu Shoah und Holocaust integriert. Oskar Schindlers Geschichte zeigt, wie ein Individuum in einer Zeit entsetzlichen Unrechts zum Retter werden kann, ein Thema, das die Menschheit auch in der Gegenwart weiterhin beschäftigt.
Weitere Informationen zu diesem Gedenken und den hervorragend dokumentierten Aspekten von Schindlers Leben können im ausführlichen Bericht auf www.rhein-zeitung.de nachgelesen werden.