Die Stimmung im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt ist beim Amtsantritt von Cordula Trauner als neue Superintendentin positiv und zukunftsorientiert. Ihre Karriere wird von einem klaren unternehmerischen Denken geprägt, das in einem tief verwurzelten Glauben verankert ist. „Seit meinem achten Lebensjahr war es mein Traum, evangelische Pastorin zu werden“, erklärt Trauner, die mit ihrer Vision den Kirchenkreis neu beleben möchte.
In einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag, dem 15. September, wird Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder Trauner in ihr neues Amt einführen. Die Zeremonie findet in der Andreaskirche in Hildesheim statt und verspricht, ein bemerkenswertes Ereignis zu werden.
Einfühlsame Ansätze für soziale Gerechtigkeit
Cordula Trauner hat in ihrem Leben eine tiefe Sensibilität für menschliches Leid entwickelt. Besonders während ihres Theologiestudiums und ihrer Ausbildung zur ehrenamtlichen Mitarbeiterin in der AIDS-Hilfe hat sie ein starkes Bewusstsein für die Herausforderungen der Menschen erworben. „Ich habe gelernt, dass jeder Mensch ein Recht auf sein Leid hat“, betont sie und verweist auf ihre Erfahrungen, die sie in der Flüchtlingsarbeit in Nordafrika sowie durch Besuche in Israel und Palästina gesammelt hat. Hierbei bemerkt sie, wie wichtig Solidarität und Empathie im Alltag sind.
Das Thema Armut liegt Trauner besonders am Herzen. In Niedersachsen ist mehr als jedes fünfte Kind von Armut bedroht. „Wir müssen als Kirche unseren sozial-diakonischen Auftrag ernst nehmen. Wie können wir Chancengerechtigkeit herstellen, nicht nur für Kinder, die von Armut betroffen sind?“, fragt sie und fordert ein stärkeres Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten.
Ein zentraler Teil ihrer Philosophie ist es, Menschen ein Gesicht zu verleihen. Trauner bezieht sich hierbei auf das Bild „Vier Mädchen auf der Brücke“ von Edvard Munch, das sie in ihrem Büro inspirierend findet. Sie ist der Überzeugung, dass Menschen nur durch persönliche Begegnungen besser verstanden werden können und dass Schubladendenken in der heutigen Zeit nicht mehr Platz haben sollte.
Zusätzlich hat ihre Erziehung einen bedeutenden Einfluss auf ihre Auffassung von interreligiösem Dialog gehabt. Als evangelisch-reformierte Person konfrontierte sie in ihrer Jugend ihre Glaubensgrenzen, als sie das katholische Privatgymnasium besuchte und dort auch in katholischer Religion Abitur machte. Dieses frühe Engagement für den interkonfessionellen Dialog fließt auch in ihre jetzige Arbeit ein.
Kompetente Führung mit Respekt
Trauners Führungsstil basiert auf Respekt und Vertrauen. „Es geht darum, wie wir in einer Dienstgemeinschaft zusammenarbeiten. Jeder bringt unterschiedliche Talente mit“, sagt sie. Konfrontationen scheut sie nicht, sieht diese jedoch als Möglichkeit der Weiterentwicklung. Am Ende sollten sich alle Beteiligten immer noch in die Augen sehen können.
Ein weiterer Punkt, der ihr wichtig ist, betrifft den Umgang mit sexualisierter und psychischer Gewalt. Sie setzt sich für die Entwicklung von Schutzkonzepten ein, die nicht nur einmalig erstellt, sondern auch kontinuierlich angepasst werden müssen. „Es ist essenziell, dass wir sichere Räume schaffen und für ein respektvolles, sensibles Miteinander sorgen“, erläutert sie.
Die Themen Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit stehen ebenfalls im Fokus ihrer Vision für die zukünftige Kirchenarbeit. „In Nachhaltigkeit steckt auch Haltung. Es ist uns wichtig, ständig eine eigene Haltung zu entwickeln und öko-faires Beschaffungsverhalten zu fördern“, sagt Trauner.
Trauner hat auch eine klare und hoffnungsvolle Perspektive auf die Zukunft der Kirche. „Ich bin überzeugt, dass es auch in zehn Jahren noch eine Kirche geben wird – vielleicht anders, aber immer noch da“, meint sie optimistisch und denkt dabei an eine stärker interkonfessionelle und interreligiöse Zusammenarbeit.
Privat genießt sie kulturelle Aktivitäten, Musik und das Lesen. „Ich höre fast alles im Radio, doch besonders Barock, Klassik und Gospel haben es mir angetan. Gemeinsam mit meiner Frau erkunden wir bereits die Umgebung und freuen uns auf neue Begegnungen“, berichtet sie.
Der Gottesdienst zur Einführung von Cordula Trauner findet am Sonntag, den 15. September, um 14 Uhr in der Andreaskirche in Hildesheim statt. Anschließend lädt der Kirchenkreis zu einem kleinen Empfang ein, um den neuen Superintendenten in der Gemeinde willkommen zu heißen.
PRFoto: Sascha Ornot