Helmstedt

Mauerfall: Zwei Lebenswege zwischen Grenzschutz und Widerstand

Ein schicksalhaftes Treffen! 35 Jahre nach dem Fall der Mauer begegnen sich am ehemaligen Grenzübergang Marienborn in der Nähe von Helmstedt zwei Männer, deren Leben kaum unterschiedlicher verlaufen könnte. Peter Valdueza (63), einst Grenzoffizier der DDR, und Marc-Dietrich Ohse (58), ein leidenschaftlicher Kritiker des Systems und Teilnehmer der Montagsdemonstrationen, stehen sich jetzt gegenüber. Valdueza verteidigte einst das Regime, während Ohse mutig gegen die Missstände auf die Straße ging.

Der Moment ist geladen mit Emotionen. Valdueza erzählt von seiner „bewussten Entscheidung“, zu den Grenztruppen zu gehen. „Ich bin in einem Arbeiterhaushalt groß geworden und stand dem Staat positiv gegenüber“, erklärt er, während er mit Ohse über die Betonplatten des ehemaligen Grenzübergangs schreitet. Ohse hingegen spürte die Unzufriedenheit und war sich der maroden Verhältnisse bewusst: „Leute gehen weg, sind weg. Da muss jetzt irgendwie was passieren.“ Die beiden Männer erkennen, dass sie in ihren Kindheitstagen in völlig verschiedenen Welten lebten – Valdueza in der FDJ und Ohse als Pastorensohn, der sich nie den Gruppenzwang der Jugendorganisationen beugen musste.

Konfrontation mit der Vergangenheit

Die Gespräche werden intensiv. Ohse fragt Valdueza, wie weit er bereit gewesen wäre, den Befehlen Gehorsam zu leisten. „Hättest du geschossen?“ ist eine Frage, die Valdueza immer wieder beschäftigt hat. Seine Antwort bleibt unklar: „Ich hatte damals wahrscheinlich eine ganz andere Denkweise als heute.“ Rückblickend erkennt er, dass er indoktriniert war und gesteht, dass er sich betrogen fühlt: „Der Sozialismus ist gescheitert, alles, was dir erzählt wurde, ist falsch gewesen.“

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Heute hat Valdueza seine Einstellung zur DDR grundlegend verändert und arbeitet für einen Sicherheitsdienst in Hannover. Ohse hingegen ist stolz auf seine Rolle bei den Montagsdemonstrationen und sieht die Wende als die aufregendste Zeit seines Lebens an. „Wann bricht schon mal ein Staat zusammen und man hat dabei mitgeholfen?“ Diese Begegnung ist mehr als nur eine Konfrontation – sie ist ein symbolisches Aufeinandertreffen von Vergangenheit und Gegenwart.

Quelle/Referenz
berliner-kurier.de

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