Im malerischen Verden, genauer gesagt im Sachsenhain, wird am kommenden Sonntag eine besondere Veranstaltung stattfinden, die Licht auf die historisch bedeutende, jedoch umstrittene Stätte werfen wird. Wilfried Duckstein aus Hannover, ein anerkannter Experte für die Geschichte des Sachsenhains, wird durch das weitläufige Gelände führen. Dies geschieht anlässlich des Tags des offenen Denkmals, der in diesem Jahr unter dem Motto „Wahr-Zeichen – Zeitzeugen der Geschichte“ steht.
Der Sachsenhain, ein Ort voller akademischer und historischer Relevanz, hat eine dunkle und komplizierte Vergangenheit. 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde die Anlage unter der Leitung von Heinrich Himmler als SS-Weihestätte errichtet. Der Ort hat eine einzigartige Bedeutung als sogenanntes „Un-Denkmal“, da die dort errichteten Gebäude nicht in der offiziellen Liste des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege verzeichnet sind. Dies ist eine interessante Facette, die bei der Führung erläutert wird.
Ein Ort ohne Genehmigung
Besonders auffällig ist die Tatsache, dass für den Bau des Sachsenhains niemals ein Bauantrag gestellt oder eine Baugenehmigung erteilt wurde. Diese Gesetzeswidrigkeit führte unvermeidlich zu verschiedenen Pannen und Konflikten während des Entstehungsprozesses. Duckstein, der sich seit vielen Jahren mit der Materie befasst, wird diese Aspekte eingehend beleuchten. Er wird die Besucher auf eine Zeitreise mitnehmen, um die Hintergründe und Absichten der Nationalsozialisten zu erläutern, die mit der Errichtung des Sachsenhains eine vermeintliche Verbindung zu Niedersachsen schaffen wollten.
Der Sachsenhain sollte als Identifikationspunkt dienen und die NS-Volksgemeinschaft stärken. Dies geschah in Form eines kleinen Museumsdorfes, das nie abgeschlossen wurde, und eines Rundwegs, der von 4.500 über ganz Niedersachsen gesammelten Findlingen gesäumt war. Ein besonders justierendes Element, das Duckstein ansprechen wird, ist die Rolle der Zwangsarbeit eines Außenkommandos des KZ Neuengamme bei der Unterhaltung des Geländes.
Am Ende der 90-minütigen Führung wird der Fokus auf die Zukunft des Sachsenhains liegen. Duckstein wird diskutieren, wie diese historisch belastete Stätte in ein Konzept der Erinnerungskultur in Verden eingebettet werden kann. Diese Auseinandersetzung ist für die Trauerarbeit und das Aufarbeiten der Geschichte von großer Bedeutung. Die gesamte Veranstaltung wird für Besucher kostenlos angeboten, und es sind Spenden für das Dokumentationszentrum Verden (doz20) willkommen.
Die Führung beginnt um 14 Uhr, und trotz der begrenzten Parkplatzmöglichkeiten wird eine rege Teilnahme erwartet. Viele interessieren sich für die Geschichte des Sachsenhains, und Ducksteins Fachwissen wird sicherlich wertvolle Einsichten liefern. Treffpunkt wird vor der Kapelle Jugendhof Sachsenhain sein, Am Jugendhof 17, wo die Besucher sich auf eine aufschlussreiche und bewegende Reise in die Geschichte freuen können.
– NAG