In einem bemerkenswerten Naturschutzprojekt haben Mitarbeiter des Tierparks Nordhorn über 1.000 Feldgrillen erfolgreich in ihr natürliches Habitat ausgewildert. Diese kleinen, flugunfähigen Insekten spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem und sind für den charakteristischen Klang der Sommerabende verantwortlich. Dr. Dirk Wewers, Kurator des Tierparks, hob hervor, dass die Feldgrille im Nordwesten Deutschlands vom Aussterben bedroht ist. Während im Süddeutschen die Männchen mit ihrem Gesang präsent sind, ist ihr Zirpen in dieser Region nahezu verschwunden.
„Die Feldgrille benötigt bestimmte Lebensräume, um zu gedeihen, und das Naturschutzgebiet in Tillenberge bietet idealen Boden für ihre Rückkehr. Allerdings sind die Grillen dort bislang nicht in freier Wildbahn gesichtet worden“, erklärte Wewers. Manuela Monzka von der Unteren Naturschutzbehörde Grafschaft Bentheim bestätigte durch eine kürzlich durchgeführte Lebensraumanalyse, dass der Standort ideal sei, jedoch die Tiere fehlen. Ihr Ziel ist es, die Feldgrille nicht nur zurückzubringen, sondern auch die akustische Signatur der Region zu revitalisieren.
Ein erfolgreicher Zuchterfolg
Der Tierpark Nordhorn hat sich seit 2022 aktiv in die Wiederansiedlung der Feldgrille eingebracht. Im angrenzenden Münsterland wurden bereits erfolgreich Larven in der Region angesiedelt. Das Team um die engagierte Mitarbeiterin Anne Linow erzielte herausragende Ergebnisse: Im letzten Jahr wurden rund 1.000 Larven in der Naturschutzregion Heiliges Meer platziert, und für dieses Jahr wurden sogar noch mehr als 1.000 Larven hinzugefügt. „Das Ziel ist es, eine eigenständige Population zu etablieren, die sich selbst fortpflanzen kann“, so Monzka.
Die Rückkehr der Feldgrille hat nicht nur ökologische Bedeutung, sondern auch kulturelle. Diese Art ist Teil einer Landschaft, die über viele Jahre durch die traditionell betriebene Wanderschäferei geprägt wurde. Die Grillen liefern nicht nur einen natürlichen Klangteppich, sondern dienen auch als Nahrungsquelle für andere bedrohte Arten, wie Eidechsen und Vögel. Zoodirektor Dr. Nils Kramer betont, dass Artenschutz eine der zentralen Aufgaben des Tierparks ist und ermutigt zu fortwährendem Engagement im regionalen Naturschutz.
Nachhaltigkeit für die Zukunft
Um die Nachhaltigkeit dieses Projekts langfristig zu sichern, werden auch in den kommenden Jahren Feldgrillen im Tierpark gezüchtet und erneut im Naturschutzgebiet Tillenberge ausgebracht. Wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die UNB-Grafschaft Bentheim und die Ökologische Station Grafschaft Bentheim/Emsland. Diese engagierten Institutionen werden die Entwicklung und Ausbreitung der Grillen in ihrem neuen Lebensraum intensiv überprüfen.
Die Feldgrille, wissenschaftlich als Gryllus campestris bekannt, ist eine kleine Heuschrecke, die sich durch eine Körpergröße von etwa zwei Zentimetern auszeichnet und selbstgegrabene Röhren als Lebensräume nutzt. Während diese Grillen in Süddeutschland relativ verbreitet sind, hat die Intensivierung der Landwirtschaft im Norden Deutschlands zu einem starken Rückgang ihrer Population geführt. Mit dieser gezielten Wiederansiedlung sind die Verantwortlichen im Nordhorner Tierpark bestrebt, nicht nur die Artenvielfalt zu fördern, sondern auch ein bedeutendes Stück Natur zurückzubringen, das über Generationen hinweg verloren gegangen ist.
Dieses Engagement, so Monzka, ist inspirierend für die Gemeinschaft und zeigt, wie wichtig der Erhalt von Biodiversität für sowohl Natur als auch Mensch ist. Die aktivierte Rückkehr der Feldgrille wird nicht nur das lokale Ökosystem bereichern, sondern auch die Wahrnehmung und Wertschätzung der heimischen Artenvielfalt ins Rampenlicht rücken. Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf nordnews.de.