. Language: German. Title: „““„Rainbow Family“ hinterlässt rund 5000 Kilo Kot im Harz“““ Given Information: „““
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Stand: 17.09.2024, 19:25 Uhr
Von: Melanie Zimmermann
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Die Landkreise und Landesforsten ziehen Bilanz zum Camp der „Rainbow Family“ im Harz. Die Aufräumarbeiten werden Tage dauern. Es stehen 110 Bußgeldverfahren an.
Göttingen/Goslar – Das illegale Camp der sogenannten „Rainbow Family“ ist Geschichte. Wochenlang sorgten die in der Spitze bis zu 1.500 Wildcamper mit ihrem „Gathering“, ein englischer Begriff für Zusammenkunft, für Schlagzeilen, hielten die Behörden der Landkreise Göttingen und Goslar sowie die Landesforsten und die Polizei kräftig auf Trab.
Ein Fazit der Behörden zeigt nun: Die selbsternannten Naturfreunde haben nicht nur massiv Müll verursacht, sondern auch tonnenweise Notdurft in dem Waldstück hinterlassen. Das stinkt den Behörden.
Camp der „Rainbow Family“ in den Kreisen Göttingen und Goslar ist beendet – Behörden ziehen Bilanz
In Zahlen: Der Landkreis Göttingen spricht von gut 5.000 Kilogramm Fäkalien, die sich während der gesamten Zeit der Zusammenkunft in dem Landschaftsschutzgebiet zwischen Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld angesammelt haben. Das bestätigte Florian Heinz, Sprecher des Landkreises Göttingen, auf Anfrage unserer Redaktion. „Das ist eine sehr grobe Hochrechnung“, betonte er.
Die Feuer sind erloschen: Mit der Neumondnacht endete das illegale Camp der „Rainbow-Family“ offiziell. Derzeit laufen die Aufräumarbeiten des Landschaftsschutzgebietes von 20 bis 30 Mitgliedern. © Julian Stratenschulte/dpa
Das Camp war mit der Neumondnacht am Dienstag, 3. September, aufgelöst worden. Rund 20 bis 30 Personen seien derzeit aber noch zum Aufräumen vor Ort, so Heinz weiter. „Das wird auch noch einige Tage in Anspruch nehmen.“ Die Behörde stehe in Kontakt mit der Gruppe, es gebe eine Art Camp-Sprecherin, die für die Behörden als Ansprechpartnerin verfügbar ist.
Trotz des offiziellen Endes des „Gatherings“, wie es von den Campern genannt wurde, sind aber noch nicht alle Zelte abgebaut. „Einige wenige sind noch vor Ort, diese gehören jedoch nicht zu der Gruppe, die derzeit das Waldstück aufräumt“, so Heinz weiter.
Illegales Camp der „Rainbow Family“ im Harz hat Folgen für die Natur im Landschaftsschutzgebiet
Das wochenlange Zeltlager habe natürlich auch Auswirkungen auf die Natur, heißt es in der gemeinsamen Bilanz der Landkreise. Durch die Verrichtung der Notdurft stieg demnach der Nitratgehalt im Boden naturgemäß an. Der Waldboden sei außerdem zertrampelt, Bodenbewuchs liege darnieder und Moosflächen seien aufgebrochen und zerstört worden, heißt es. Hinzu käme die Entwendung von Holz aus dem Naturwald zum Feuer machen sowie die Förderung von Grundwasser zur Trinkwasserversorgung.
„Rainbow Family“ soll wildes Camp im Harz verlassen
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Sowohl Goslars Landrat Dr. Alexander Saipa als auch Göttingens Kreisrätin Marlies Dornieden sehen sehr kritisch auf das Verhalten der „Hippiegemeinschaft“ zurück. „Die von der Rainbow-Family immer wieder selbst propagierten friedlichen Absichten stehen im Widerspruch zu den tatsächlichen Auswirkungen ihres Verhaltens. Die Natur wurde durch illegale Feuerstellen und Wasserleitungen, wildes Campen und unzulässiges Befahren einzelner Waldflächen sowie die mehrere Tonnen umfassende Hinterlassenschaft von Notdurft erheblich geschädigt“, so Dornieden.
Landrat Saipa ergänzt: „Was wir hier über fast den gesamten August erleben mussten, stimmt mich ausgesprochen ärgerlich. Die Rainbow-Family, die sich selbst als friedliebende Naturfreunde bezeichnen, haben mit einer unnachahmlichen Renitenz gegen die gesetzlichen Regelungen sowie Verbote und Aufforderungen der Behörden verstoßen und sich ausgesprochen flegelhaft und fahrlässig verhalten.“ Die Liste der durchgeführten ordnungsbehördlichen Maßnahmen, bei denen auch die Unterstützung der Polizei angefordert wurde, ist mittlerweile lang.
Nach Ende der Zusammenkunft im Harz: Einige „Rainbows“ kündigen Sammelklage gegen Landkreise an
So wurden beispielsweise 70 Zelte respektive zeltähnliche Gegenstände konfisziert, 97 Fahrzeuge abgeschleppt, mehrere Feuer gelöscht und unzählige Ansprachen und Durchsagen gemacht. Das Bild, für den Weltfrieden und ein gewaltloses Miteinander einzustehen, welches sich die Mitglieder der Rainbow-Family in der Öffentlichkeit gerne zuschreiben lassen wollten, habe in den vergangenen Wochen immer wieder Risse bekommen, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung.
Zwar hätten die Campenden in der Regel friedlich und ohne körperliche Gewalt auf die Einsätze der Behörden reagiert, dennoch kam es zu verschiedenen Zwischenfällen. So versuchten 13 Menschen Ende August den Abschleppvorgang eines Fahrzeuges zu verhindern, indem sie sich teilweise auf den Boden setzten oder sich den Einsatzkräften in den Weg stellten. In einem anderen Fall betrat ein Angehöriger der Rainbow-Family widerrechtlich das Grundstück der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) Goslar.
Behörden leiteten bislang 110 Bußgeldverfahren gegen Mitglieder der „Rainbow Family“ ein
Zahlreiche Teilnehmer der illegalen Großveranstaltung müssen in den kommenden Wochen mit Post aus Goslar und Göttingen rechnen. Insgesamt haben die Behörden bislang 110 Bußgeldverfahren eingeleitet. Je nach Grad der Schwere und ob es sich um Wiederholungsfälle handelt, können die Geldbußen zwischen 300 und bis zu 5.000 Euro liegen, teilen die Kreise mit. Die entstandenen Kosten für die mehrwöchigen Einsätze können derzeit noch nicht beziffert werden. Diese Zahlen werde man nachliefern.
Einige der „Rainbows“ haben angekündigt, mit einer Sammelklage gegen die Maßnahmen der Behörden vorzugehen. Das wollen die Landkreise abwarten. In beiden Verwaltungen vertrete man die klare Auffassung auf Grundlage des geltenden Rechtes gehandelt zu haben. (Melanie Zimmermann)
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