Im Nationalpark Harz kam es zu einem bemerkenswerten Vorfall, als hunderte von Teilnehmern einer „Rainbow Family“-Versammlung, die ursprünglich zum Feiern eines „Rainbow Gatherings“ angereist waren, aufgrund von behördlichen Entscheidungen mit einem massiven Polizeieinsatz konfrontiert wurden. Am Montag, den 19. August 2024, intensifizierten die Behörden ihre Maßnahmen, um ein großes rituelles Lagerfeuer zu verhindern, das anlässlich des Vollmonds geplant war.
Die Kreisverwaltungen von Göttingen und Goslar gaben an, dass das Hauptziel der Maßnahmen darin bestand, potenzielle Brandgefahren zu bannen. „Unser Hauptziel ist es, ein großes Ritualfeuer zu verhindern“, wurde von Marlies Dornieden, der Leiterin des Sicherheits- und Ordnungsdezernats, erklärt. Trotz der gesunkenen Temperaturen und des zahlreichen Regens in den vergangenen Tagen besteht weiterhin ein erhöhtes Risiko für Flächen- und Waldbrände.
Unzulässige Versammlungen im Landschaftsschutzgebiet
Bereits eine Woche zuvor hatten die Behörden durch eine Allgemeinverfügung das Betreten des Landschaftsschutzgebietes zwischen Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld untersagt. Nach dieser Mitteilung verließen Teile der „Rainbow Family“ das illegale Lager, während andere blieben und weiterhin am Treffen teilnahmen. Ein Teilnehmer berichtete, dass am Wochenende viele neue Mitglieder angereist waren und es Pläne gab, nackt um ein großes Lagerfeuer zu tanzen, was die Behörden natürlich als inakzeptabel betrachteten. Laut der Mitteilung der Landkreise sei Feuer im Landschaftsschutzgebiet grundsätzlich verboten und stelle ein großes Risiko dar.
Die Situation eskalierte am Montag, als die Behörden nicht nur das Löschen von bereits angezündeten Lagerfeuern in Angriff nahmen, sondern auch mit Abschleppaktionen unrechtmäßig abgestellter Fahrzeuge begannen. „Diese Fahrzeuge könnten im Notfall die Zufahrt für Einsatzkräfte versperren“, erklärten die Verantwortlichen. Zudem wurden die Zelte der Versammlungsteilnehmer entfernt, was Landrat Alexander Saipa als notwendige Maßnahme zur Sicherstellung der Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften bezeichnete. „Was dort seit über einer Woche abläuft, ist schlichtweg gesetzeswidrig“, stellte er klar.
Rückblick auf die Ereignisse
Das Zeltlager im Harz war bereits das zweite Camp, das die Mitglieder der „Regenbogenfamilie“ in diesem Monat aufgeschlagen hatten. Zuvor hatten sie versucht, in der Nähe von Uslar, im Malliehagental, ein Treffen abzuhalten, das jedoch ebenfalls ohne Genehmigung stattfand. Aufgrund eines weiteren Verbots der Stadt Uslar, wurde das Camp aufgelöst und ein Teil der Gruppe wanderte in das Landschaftsschutzgebiet im Harz. Hierbei befanden sich zeitweise bis zu 1.500 Menschen, die angaben, sehr naturverbunden zu sein und nach dem Treffen bereit seien, den Ort von Müll zu befreien.
Die Behörden gaben bekannt, dass die Maßnahmen während der Nacht andauern könnten, während sie alles daran setzen, eine Eskalation der Situation zu verhindern. Eine Pressekonferenz ist für den Dienstagnachmittag angesetzt, bei der die Verantwortlichen eine Bilanz des Einsatzes ziehen und die Öffentlichkeit über die weiteren Entwicklungen informieren wollen.
Identität der „Regenbogenfamilie“
Die „Rainbow Family“ ist bekannt für ihre Philosophie der Harmonie mit der Natur und der Ablehnung von Konsumismus. Ihre Versammlungen sind oft von einer Atmosphäre der Freiheit und des Gemeinschaftssinns geprägt, stehen jedoch regelmäßig im Konflikt mit örtlichen Gesetzen, insbesondere in Bezug auf Versammlungen in Schutzgebieten. Die Frage, wie sich solche Ereignisse in der Zukunft entwickeln werden, bleibt offen, insbesondere angesichts des anhaltenden Bedürfnisses der Gemeinden, öffentliche Sicherheit und Naturschutz zu gewährleisten.
Die „Rainbow Family of Living Light“ ist eine globale Bewegung und Gemeinschaft von Menschen, die seit den 1970er Jahren existiert. Diese Gemeinschaft organisiert regelmäßig „Rainbow Gatherings“, die oft als spirituelle Ereignisse angesehen werden, bei denen Menschen zusammenkommen, um in der Natur zu leben, zu feiern und Verbindungen zueinander zu knüpfen. Die Treffen sind meist unkommerziell und basieren auf Prinzipien von Gleichheit, Frieden und Harmonie mit der Natur. Die Teilnehmer, oft als Hippies oder Alternativbewegungen bezeichnet, setzen sich für Umwelt- und Sozialfragen ein.
Rechtliche Aspekte und Genehmigungen
In Deutschland unterliegen öffentliche Versammlungen und Lager eine Reihe von gesetzlichen Regelungen. Diese umfassen unter anderem das Versammlungsrecht, das auf das Grundrecht der Versammlungsfreiheit verweist, jedoch auch die Notwendigkeit von Genehmigungen für öffentliche Versammlungen in bestimmten Gebieten, wie z.B. Landschaftsschutzgebieten. Der integrierte Schutz der Natur hat hierbei oberste Priorität, was durch die Allgemeinverfügungen der Landkreise in dieser Situation deutlich wird. Die Behörden sind verpflichtet, die Einhaltung dieser Gesetze zu überwachen, um sowohl das Wohlergehen der Natur als auch die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Im Fall dieser Versammlung im Harz ist die erteilte Allgemeinverfügung ein klarer rechtlicher Schritt, um das Betreten und Zelten im Landschaftsschutzgebiet zu verbieten.
Die Rolle der lokalen Bevölkerung
Die Beziehung zwischen der „Rainbow Family“ und der lokalen Bevölkerung ist oft ambivalent. Einerseits gibt es Bewohner, die die Ideale der Gemeinschaft unterstützen und sich von der Naturverbundenheit angezogen fühlen. Auf der anderen Seite gibt es auch Bedenken hinsichtlich der potenziellen Umweltbelastungen, die mit solchen Großveranstaltungen verbunden sind, insbesondere in empfindlichen Ökosystemen. Einige Anwohner in den betroffenen Gebieten äußern Besorgnis über Lärm, Müll und möglichen Schaden an Natur und Tieren. Lokale Behörden müssen deshalb oft einen Ausgleich finden zwischen dem Schutz der Umwelt und der Berücksichtigung der Kommunikationsfreiheit der Teilnehmer.
Aktuelle Studien zeigen, dass die Veranstaltungsdichte in Naturschutzgebieten in den letzten Jahren zugenommen hat, was zu erhöhten Spannungen zwischen Besuchergruppen und Naturschutzbehörden führen kann. Oft liegt der Schlüssel zur Lösung dieser Konflikte in der Aufklärung und Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen. Viele Naturschutzverbände setzen sich für einen respektvollen Umgang mit der Natur ein und empfehlen, gesetzliche Rahmenbedingungen und Richtlinien zu schaffen, um sicherzustellen, dass solche Versammlungen nachhaltig sind. Die Notwendigkeit einer solchen Balance wird besonders deutlich in Situationen wie der aktuellen im Harz, wo die Erhaltung der Natur mit sozialen und kulturellen Bedürfnissen abgewogen werden muss.
– NAG