In Göttingen wurde kürzlich mit großer Begeisterung das Stück „La Révolution #1 – Wir schaffen das schon“ am Deutschen Theater uraufgeführt. Dieses Stück, das auf dem Buch von Joél Pommerat basiert, behandelt die Energie und die turbulente Zeit der Französischen Revolution und setzt sich somit mit Themen auseinander, die auch heute von großer Bedeutung sind.
Die Eröffnungssaison zeigt, wie Vergangenheit und Gegenwart eng miteinander verbunden sind, und wie Fragestellungen rund um Freiheit, Gleichheit und die Volksvertretung die Zuschauer heute weiterhin beschäftigen. Das Stück stellt die Zuhörer direkt ins Zentrum des Geschehens, indem es sie in einer speziellen Sitzanordnung auf der Bühnentribüne postiert; sie sind also Teil des Publikums und zugleich des Volkes, das bei den hitzigen Debatten der Ständevertreter in der entstehenden Nationalversammlung zusieht.
Eine packende Inszenierung
Mit einem starken Ensemble und einer fantasievollen Regie entführt die Inszenierung die Zuschauer in die Zeit des Sturms auf das Pariser Rathaus und die Bastille am 14. Juli 1789. Diese zentrale Szene wird ergreifend dargestellt und lässt die Zuschauer die aufgeladenen Emotionen und Konflikte der damaligen Zeit unmittelbar nachfühlen. Wieland Zang gibt in einer herausragenden Darbietung den König Ludwig XVI., der zwischen unbeholfenem Regieren und den Ansprüchen seines Volkes gefangen ist.
Während das Stück zu Beginn mit seinen lebendigen Reden und dem Engagement der Ständevertreterinnen wie der starken Tara Helena Weiß das Publikum mitreißt, lässt die Spannung nach der Pause teilweise nach. Die Komplexität der Handlung und die vielen Akteure auf der Bühne machen es schwierig, den Überblick zu behalten.
Besonders augenscheinlich wird dies in der zweiten Hälfte des Stücks, wo die dröhnenden Worte der Revolutionäre zwar stets eindringlich und überzeugend wirken, doch das Tempo und die Kohärenz des Spiels nachlassen. Trotz dieser Momente verliert das Ensemble nicht die Motivation und bietet eine beeindruckende Darbietung.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Inszenierung ist die Verwendung von multimedialen Elementen. Bilder und Live-Video-Sequenzen aus dem Foyer runden die darstellerische Leistung ab und bringen frische Eindrücke ins Spiel. Schirin Khodadadian, die Co-Intendantin, setzt visuelle Akzente, die den Eindruck der Abgeschiedenheit des Königshauses vom leidenden Volk verstärken.
Am Ende des Stücks siegen die Ideale der Revolution, selbst wenn sie in der heutigen Zeit anders interpretiert werden müssen. Die aktuellen Bezüge und Anspielungen auf die Gegenwart, einschließlich TV-Übertragungen und der Präsenz von Social Media, schaffen während des Aufführungserlebnisses einen stark resonierenden Kontext. Der Schlusssatz „Wir schaffen das schon“ klingt nach einer bestärkenden Botschaft in einer Zeit, die von politischen Spannungen geprägt ist.
Nächste Vorstellungen und weitere Informationen
Die nächste Gelegenheit, dies eindrucksvolle und relevante Stück zu erleben, besteht am Freitag, den 13., und Samstag, den 14. September, jeweils um 19:45 Uhr im Deutschen Theater. Tickets sind verfügbar unter der Telefonnummer 0551/49 69-30 0 oder online auf dt-goettingen.de.
Das Deutsche Theater hat mit „La Révolution #1“ nicht nur die neue Spielzeit eröffnet, sondern auch einen kritischen Diskurs über das Wesen der Demokratie angestoßen und die Zuschauer dazu angeregt, über den Wert gesellschaftlicher Mitbestimmung nachzudenken. Dass das Stück diese Themen auf solch packende Weise behandelt, macht den Saisonauftakt zu einem bedeutsamen Ereignis in der Kultur der Stadt Göttingen.