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Friesland braucht 410 neue Wohnungen jährlich – ein dringender Appell

Das Pestel-Institut fordert bis 2028 den jährlichen Neubau von 410 Wohnungen in Friesland, um der steigenden Mietpreisentwicklung und dem akuten Wohnraummangel entgegenzuwirken.

In Friesland stehen die Wohnungsbewerber vor einer zunehmenden Herausforderung. Die Mieten steigen, während das Angebot an Mietwohnungen abnimmt. Laut dem Pestel-Institut ist eine drastische zusätzliche Bautätigkeit erforderlich, um den aktuellen Mangel zu beheben. In ihrer jüngsten regionalen Analyse fordern die Experten den Neubau von etwa 410 Wohnungen jährlich bis zum Jahr 2028, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.

Matthias Günther vom Pestel-Institut hat darauf hingewiesen, dass derzeit etwa 510 Wohnungen im Landkreis Friesland fehlen. Diese Wohnungen sind nicht nur entscheidend, um die Lücke auf dem Wohnungsmarkt zu schließen, sondern auch um die Qualität des Wohnraums zu verbessern. Laut Günther haben viele bestehende Wohnungen, insbesondere in älteren Gebäuden, ihre besten Zeiten hinter sich. Dadurch stehen oft örtliche Nachkriegsbauten zur Diskussion, deren Sanierung sich nicht mehr lohnt und die durch modernen Wohnraum ersetzt werden müssen.

Die aktuelle Marktsituation

Die Mietpreise in Friesland sind in den letzten fünf Jahren um etwa 28 Prozent gestiegen, was die Wohnungssuche für viele Menschen drastisch erschwert hat. Momentan zahlen Mieter im Schnitt bereits 7,50 Euro kalt pro Quadratmeter, was für viele eine erhebliche finanzielle Belastung darstellt. Der stetige Anstieg der Mietpreise ist durch die prekäre Verfügbarkeit von Wohnraum bedingt, sodass das Pestel-Institut warnend auf die aktuelle Entwicklung hinweist.

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Ein beunruhigender Trend ist der факt, dass die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen kontinuierlich sinkt. Im Jahr 2023 wurden im ersten Halbjahr des Jahres 118 Genehmigungen erteilt; dieses Jahr waren es nur noch 70. Damit schwindet die Bereitschaft, neuen Wohnraum im Landkreis Friesland zu schaffen, um alarmierende 41 Prozent in nur einem Jahr. Diese Zahlen verdeutlichen, dass es zunehmend schwieriger wird, die geforderte Anzahl an Neubauten zu realisieren.

Die Rolle leerstehender Wohnungen

Die Tatsache, dass mehr als 1990 Wohnungen im Landkreis Friesland leerstehen, wirft zusätzliche Fragen auf. Oft sind diese Wohnungen in einem sanierungsbedürftigen Zustand, was ihre Vermietbarkeit stark einschränkt. Kritiker, darunter auch die Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel, argumentieren, dass ein Vergleich von leerstehenden und nachgefragten Wohnungen nicht praktikabel ist. Ihrer Meinung nach ist es unabdingbar, die Baustandards zu überdenken und zu vereinfachen, um den Bau neuer Wohnungen zu fördern.

Unterdessen hat der Niedersächsische Landtag im Frühling eine Reform der Bauordnung verabschiedet, die unter anderem vorsieht, dass bei Dachausbauten oder Aufstockungen die Gebäudestandards lediglich dem Baujahresniveau entsprechen müssen. Diese Erleichterungen wurden von einigen Gemeinden begrüßt, da sie die Umsetzung neuer Bauprojekte erleichtern könnten. Dennoch gibt es auch Bedenken, dass das Wegfallen der Pflicht, neue Stellplätze einzuplanen, zu Parkplatzengpässen in ländlichen Gebieten führen könnte.

Der Mangel an Wohnraum ist jedoch kein lokales Phänomen. Auch bundesweit wird die Situation als herausfordernd wahrgenommen. So haben auch Institut wie das Ifo-Institut Ende Juli vor einer rückläufigen Baubereitschaft gewarnt. Hohe Baukosten drücken die Mietpreise und lassen viele kommunale Unternehmen sowie Wohnungsgenossenschaften zurückhaltend agieren. Damit sich neue Bauprojekte über den Zeitrahmen von 25 bis 30 Jahren amortisieren können, müssten in Regionen außerhalb der Ballungszentren Mieten verlangt werden, die für viele nicht tragbar sind. Dies könnte die Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter eskalieren lassen.

Die Herausforderung für die Zukunft

Die Forderung des Pestel-Instituts zeigt deutlich, dass akuter Handlungsbedarf besteht. Mit einem Plan von 410 Neubauten pro Jahr bis 2028 könnte dem Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage entgegengearbeitet werden. Der aktuelle Trend zeigt jedoch, dass die Schaffung neuen Wohnraums immer schwieriger wird. Dies wirft die Frage auf, ob die Initiativen der Bundesregierung und der Länder ausreichen werden, um das Wohnproblem in Niedersachsen, und insbesondere in Friesland, nachhaltig zu lösen.

Die steigenden Mieten in Friesland stehen im Kontext eines größeren nationalen und globalen Trends, der durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst wird. In Deutschland sind die Mietpreise in vielen Regionen in den letzten Jahren gestiegen. Laut einer Analyse des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) stiegen die Mieten in deutschen Städten zwischen 2019 und 2021 im Durchschnitt um etwa 10 Prozent. Dies war auch der Fall in ländlichen Regionen, wo das Angebot an neuem Wohnraum nicht mithalten konnte.

Ein entscheidender Faktor ist das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. In vielen Städten und Landkreisen, darunter auch Friesland, verbringen Wohnungssuchende erhebliche Zeit damit, passende Mietwohnungen zu finden. Während demografische Entwicklungen und Zuwanderung die Nachfrage erhöhen, bleibt der Neubau von Wohnungen hinter den Bedürfnissen zurück. Gleichzeitig gibt es in einigen Gebieten einen Anstieg von Leerständen, was auf strukturelle Probleme im Wohnungsmarkt hindeutet, wie das Pestel-Institut anmerkt.

Wirtschaftliche Einflüsse auf den Wohnungsmarkt

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielen eine zentrale Rolle im Kontext der Wohnungsmarktentwicklung. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Baukosten in Deutschland von 2021 bis 2023 um mehr als 20 % gestiegen sind. Diese Kostensteigerungen betreffen nicht nur Materialien, sondern auch Arbeitskräfte, was den Neubau weiterer Wohnungen zusätzlich erschwert. Insbesondere kleinere Bauträger könnten von der Situation betroffen sein, da sie oft nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die hohen Baukosten zu tragen.

Darüber hinaus hat die COVID-19-Pandemie zu einer Verschiebung in den Nachfragepräferenzen geführt, da viele Menschen plötzlich neuere, geräumigere Wohnungen suchen, während sie flexibler in Bezug auf ihren Arbeitsplatz geworden sind. Dies hat die Dynamik auf dem Mietwohnungsmarkt zusätzlich beeinflusst und in vielen Bereichen zu einem weiteren Anstieg der Mietpreise beigetragen.

Gesetzliche Anpassungen und ihre Auswirkungen

Um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken, hat die Politik in Niedersachsen bereits Maßnahmen ergriffen. Der bereits erwähnte Reformprozess der Bauordnung stellt einen Versuch dar, den Neubau zu erleichtern. Es bleibt jedoch abzuwarten, welche langfristigen Auswirkungen diese Regelungen auf den Wohnungsmarkt haben werden. Rechtsanwälte und Immobilienexperten warnen jedoch, dass eine zu lockere Handhabung von Bauvorschriften langfristig zu einem Abfall der Wohnqualität führen kann.

Zusätzlich gibt es in mehrere deutschen Städten Initiativen, die eine Deckelung der Mieten oder eine verstärkte Förderung des sozialen Wohnungsbaus fordern. Diese politischen Bestrebungen werden allerdings größtenteils durch die vorherrschenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eingeschränkt. Daher ist es entscheidend, Lösungen zu finden, die sowohl die Schaffung von neuem Wohnraum als auch die Bezahlbarkeit von Mieten sicherstellen.

Aktuelle Daten und Statistiken

Eine Analyse des Deutschen Instituts für Normung (DIN) zeigt, dass in Deutschland etwa 1,4 Millionen neue Wohnungen pro Jahr benötigt werden, um die Nachfrage zu decken. Die tatsächliche Neubauquote liegt jedoch häufig unter 300.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Dies verdeutlicht den enormen Druck auf dem Wohnungsmarkt, der in vielen Städten und ländlichen Gebieten, wie auch in Friesland, spürbar ist.

Die Kombination aus steigenden Mieten, sinkenden Baugenehmigungen und einem insgesamt begrenzten Angebot an neuem Wohnraum wirft ernsthafte Fragen über die Zukunft des Wohnungsmarktes in Friesland auf und erfordert entschiedene Maßnahmen seitens der Politik und der Investoren, um eine positive Entwicklung zu gewährleisten.

– NAG

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