Die Evangelisch-reformierte Kirche hat Schritte unternommen, um die Vergangenheit des verstorbenen Pfarrers Friedrich B. auf mögliche Vorwürfe sexueller Gewalt hin zu überprüfen. Während seiner Amtszeit von 1956 bis 1972 war der Geistliche in den Gemeinden Dykhausen und Neustadtgödens bei Jever sowie in Lüneburg tätig. Die Kirchenpräsidentin, Susanne Bei der Wieden, betont, dass es wichtig sei, dass sich eventuell betroffen Personen melden.
Diese Initiative folgt einer Berichterstattung durch die Lippische Landeskirche in Nordrhein-Westfalen, die im Rahmen einer umfassenden Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Missbrauch in der Evangelischen Kirche und Diakonie auf Vorwürfe gegen Friedrich B. aufmerksam machte. Bei der Durchsicht seiner Personalakte wurden zahlreichen Hinweise gefunden, einschließlich einer Zeugenaussage und einem ersten Bericht einer betroffenen Person, was die Aufmerksamkeit auf seine Zeit von 1972 bis 1984 in zwei Gemeinden der Lippischen Landeskirche lenkte.
Ermittlungen und Aufarbeitung
Die Evangelisch-reformierte Kirche, mit Sitz in Leer, umfasst 137 Kirchengemeinden in Deutschland, wobei der Schwerpunkt in Nordwestniedersachsen liegt. In Bezug auf die Vorwürfe gegen Friedrich B. gab es laut der Kirchenpräsidentin keine bisherigen Anhaltspunkte aus der Zeit in Friesland und Lüneburg. Dennoch sieht die Kirche es als ihre Pflicht an, mögliche weitere betroffene Personen zu untersuchen, um ihren Anspruch auf Aufarbeitung sexueller Gewalt substantiiert gerecht zu werden. Dieser Ansatz steht im Einklang mit den Richtlinien der evangelischen Kirchen, die sich dazu verpflichtet haben, allen möglichen Fällen von sexualisierter Gewalt transparent nachzugehen.
Als Grund für die umfassende Überprüfung nannte Bei der Wieden den Respekt gegenüber den möglichen weiteren Betroffenen und die Notwendigkeit, alle Vorwürfe ernst zu nehmen. Die kirchliche Autorität möchte klarstellen, dass sie sich in einer Zeit befindet, in der das Schweigen über sexuellen Missbrauch nicht länger toleriert wird.
Wie Betroffene sich melden können
Um eine umfassende Aufarbeitung und Klärung zu ermöglichen, bittet die Evangelisch-reformierte Kirche mögliche Betroffene, sich zu melden. Dies kann über die Ansprech- und Meldestelle der Kirche geschehen, die von Manuela Feldmann geleitet wird. Sie ist erreichbar unter der Adresse Saarstraße 6 in Leer oder telefonisch unter 0491/9198 199. Auch eine Kontaktaufnahme per E-Mail an manuela.feldmann@reformiert.de ist möglich. Darüber hinaus gibt es Informationen auf der Webseite der Kirche unter www.reformiert.de.
Die laufenden Ermittlungen sind Teil einer breiteren Bewegung innerhalb der Kirche, die sich mit dem Thema sexueller Missbrauch auseinandersetzt und ein stärkeres Augenmerk auf die Verantwortung von kirchlichen Amtsträgern lenkt. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass die Kirche bereit ist, die Vergangenheit kritisch zu betrachten und sich für die Aufarbeitung dieser schmerzlichen Themen einzusetzen.
– NAG