Die Suche nach dem mutmaßlichen ehemaligen RAF-Terroristen Burkhard Garweg nimmt neue Fahrt auf, nachdem die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) ein vielbeachtetes Video veröffentlicht haben. In dieser Veröffentlichung zeigt sich Garweg freundlich, als er einer „Karin“ oder „Carin“ viel Erfolg bei ihrer Prüfung wünscht. Das Video, das ihn im Jahr 2020 auf einem Gelände mit Fahrzeugen und Wohnwagen zeigt, soll wichtige Hinweise zur Ergreifung des Gesuchten liefern. Ermittler hoffen, die Zuschauer könnten wertvolle Informationen liefern. Das Thema wurde sogar in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ behandelt, um die Öffentlichkeitsfahndung zu verstärken.
Diese Voraussetzung nutzt die Polizei, um im Rahmen ihrer umfangreichen Ermittlungen, die sich über mehrere Jahre erstrecken, neues Beweismaterial auszuwerten. So nutzen die Behörden insgesamt 17 Terabyte an Daten – das entspricht der Menge von bis zu 86 Milliarden DIN A4-Seiten. Unter den digitalen Beweisen seien auch Fotos, die Garweg 2016 in einer Wohnung in Hildesheim zeigen. Zusammen mit anderen mutmaßlichen Ex-Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) soll er in dieser Zeit einen Supermarkt überfallen haben.
Ermittlungen zu weiteren Vergehen
Aufgrund der neuen Erkenntnisse legt die Staatsanwaltschaft Garweg und seinen Komplizen Daniela Klette und Ernst-Volker Staub immer schwerere Vorwürfe zur Last. Den Ermittlern zufolge gibt es nun „hinreichenden Verdacht“ für ein weiteres Vergehen: Erpresserischer Menschenraub. So soll das Trio in mehreren Städten, unter anderem Elmshorn und Osnabrück, Kassenbüros überfallen und dabei mit Pistolen und Elektroschockern gedroht haben. In diesen Überfällen liegt der Gesamtschaden bei über 2,7 Millionen Euro.
Die Behörden gehen davon aus, dass Garweg nach wie vor in Deutschland lebt und möglicherweise von einem erheblichen Unterstützerkreis in der linken Szene umgeben ist. Die Ermittler baten bereits Frauen, die in einer Beziehung zu Garweg standen, sich mit dem LKA in Verbindung zu setzen. Dies könnte helfen, wertvolle Hinweise zu erhalten, da die Ermittler befürchten, Garweg könnte „zahlreiche Verhältnisse“ gehabt haben.
Fahndung und Belohnung
Seit 2015 ermitteln die Staatsanwaltschaft Verden und das LKA gegen das mutmaßliche Ex-RAF-Trio, dabei werden versuchter Mord sowie zahlreiche Raubüberfälle erörtert. Das Trio wird verdächtigt, zwischen 1999 und 2016 in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mehrere Raubüberfälle verübt zu haben, um sich im Untergrund finanzieren zu können. Ihnen wird eine Verbindung zur dritten Generation der RAF nachgesagt. Daniela Klette befindet sich seit Februar in Untersuchungshaft. Die Fahndung nach Garweg und Staub bleibt intensiv, wobei das LKA eine Belohnung von mindestens 150.000 Euro für relevante Hinweise ausgelobt hat. Diese können unter der Telefonnummer (0511) 9873 74 00 oder bei jeder Polizeidienststelle gemeldet werden.
Die neuen Entwicklungen und das Video könnten nun entscheidende Wendepunkte in den Ermittlungen darstellen, die sich über viele Jahre hinziehen. Es bleibt abzuwarten, welche Informationen aus der Bevölkerung zurückkommen werden und ob eventuell bestehende Unterstützernetzwerke Garweg zur Flucht verholfen haben.
