In Wolfsburg spitzt sich die Situation um Volkswagen (VW) rasant zu, nachdem der Konzern formell die seit 1994 gültige Job-Garantie gekündigt hat. Dieses drastische Vorgehen wurde am letzten Montag bekannt gegeben, wo VW die Entscheidung auch der Gewerkschaft IG Metall mitgeteilt hat. Im Kern bedeutet das, dass ab Mitte 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich sind. Dies ereignet sich nur kurze Zeit nach der Ankündigung, dass Werksschließungen und Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen sind, was die Unsicherheit für die Belegschaft weiter vergrößert.
Die Reaktionen auf die Kündigung der Beschäftigungssicherung sind durchweg negativ. Daniela Cavallo, die Betriebsratschefin von Volkswagen, bezeichnete den Tag als „bitter“ und kündigte an, dass der Betriebsrat sich heftig gegen diese Maßnahmen zur Wehr setzen werde. Der Fokus liege darauf, die bisherige Mitbestimmung und die Rechte der Arbeitnehmer zu schützen. „Das ist nach wie vor unsere ganz große rote Halt-Linie“, sagte sie. Es besteht die klare Absicht, sich gegen anstehende Kündigungen und die damit verbundenen Maßnahmen zu wehren.
Tarifverhandlungen und Altersstruktur
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Diskussion ist die Notwendigkeit, neue Tarifverhandlungen zu führen. Die Unternehmensführung unter Personalvorstand Gunnar Kilian betont, dass das Unternehmen in der gegenwärtigen Situation schnell handeln müsse, um es zukunftsfähig zu machen. Das Ziel ist, bis zum Auslaufen der Job-Garantie eine neue Regelung zu finden, um die Unsicherheiten der Mitarbeiter zu verringern und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Die Tarifverhandlungen, die ursprünglich für Oktober geplant waren, sollen nun vorgezogen werden und auch die gekündigten Verträge betreffen. Die Mitarbeitervertretung und die IG Metall haben bereits auf eine Erhöhung der Löhne um sieben Prozent gedrängt.
Ein detaillierter Blick auf die Job-Struktur zeigt, dass VW nicht nur die Job-Garantie aufkündigt, sondern auch verschiedene andere Vereinbarungen kündigt. Dazu gehört die Übernahmegarantie für Auszubildende, die in den letzten Jahren 1.400 Ausbildungen pro Jahr beinhaltete. Diese Zahl könnte in Zukunft aufgrund von mangelndem Bedarf erheblich reduziert werden. Ähnlich verhält es sich bei den Leiharbeitern: Bisher hatten diese eine günstigere Bezahlung, die nun an das marktübliche Niveau angeglichen werden soll.
Die IG Metall hat bereits von einer unnötigen Eskalation gesprochen, die VW eingeleitet hat. Thorsten Gröger, der Bezirksleiter von IG Metall Niedersachsen, verglich den Vorfall mit einem „angreifenden Angriff auf das gemeinsame, historische Tarifwerk“ und forderte eine Rückkehr zu Verhandlungen, die im besten Fall zur Minderung der Spannungen und zu einem gemeinsamen Ergebnis führen sollten. Die Unternehmensführung von VW, auf der anderen Seite, rechtfertigt seine Entscheidungen mit dem Argument, dass eine stabile Kostensituation in Deutschland notwendig sei, um in neue Technologien und Produkte zu investieren.
Proteste und Unsicherheit unter den Mitarbeitern
Die Entscheidung hat bereits zu massiven Protesten unter den Mitarbeitern geführt. An mehreren Standorten haben Belegschaften deutlichst gegen die Pläne protestiert. Die Atmosphäre im Unternehmen ist angespannt, da die Unsicherheit, die mit den neuen Maßnahmen verbunden ist, alle Beschäftigten betrifft. Die Ankündigung, die Job-Garantie aufzuheben und dabei auch eine mögliche Schließung von Werken in Betracht zu ziehen, hat nicht nur Ängste unter den Arbeitern geschürt, sondern auch Fragen zur Zukunft der Produktionsstandorte aufgeworfen. Wenn es bis zur Frist im Jahr 2025 keine Einigung mit der Gewerkschaft gibt, können die Folgen verheerend sein, mit Massenentlassungen als eine der möglichen Konsequenzen.
Die Eckpunkte der aktuellen Ausnahmesituation bei VW zeigen die Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht, um rentabel zu bleiben und gleichzeitig seinen Mitarbeitern gerecht zu werden. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die bevorstehenden Verhandlungen eine Lösung bieten können, die sowohl die wirtschaftlichen Interessen von VW als auch die der Arbeitnehmer in Einklang bringt. Auftretende Spannungen zwischen Führung und Belegschaft könnten die 120.000 Mitarbeiter, von denen mehr als die Hälfte in Wolfsburg beschäftigt sind, stark belasten.
Mehr Details zu diesen Entwicklungen finden sich in einem aktuellen Bericht auf www.nwzonline.de.