Dieter Backer hat eine bemerkenswerte Lebensgeschichte, die exemplarisch für die gelebte Inklusion in Emden steht. Vor über 60 Jahren, im Jahr 1963, stellte das plötzliche Ableben seiner Mutter eine schicksalhafte Wendung in seinem Leben dar. Als Kind wurde er ins Altenheim gebracht, weil sein Vater, ein Werftarbeiter, nicht in der Lage war, ihn allein zu versorgen. Doch heute, seit mehr als 50 Jahren, nennt er das Wohnquartier Friesland sein Zuhause. Diese Wohneinrichtung ist nicht nur ein Platz zum Leben, sondern ein Symbol für die positive Entwicklung der Inklusion in der Region.
Der 78-jährige Backer erzählte kürzlich in eindringlichen Worten von seinem bisherigen Lebensweg. Sein Weg zur Inklusion begann in einer Zeit, in der es noch keine speziellen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gab. Die Ostfriesische Beschäftigungs- und Wohnstätten GmbH (obw) wurde erst 1964 gegründet und hat seitdem vielen Menschen wie Backer ein Zuhause und eine Perspektive gegeben.
Ein Zeichen gesellschaftlicher Blüte
Am Donnerstag wurde Backer in der Johannes a Lasco-Bibliothek zusammen mit Kurt Theermann und Erich Bartsch für ihren Beitrag zur Entstehung der Inklusion in Emden geehrt. Obwohl die obw erst 1964 offiziell gegründet wurde, haben diese drei Männer bereits ab 1963 in Werkstätten gearbeitet. Dieser Zeitraum war von Herausforderungen geprägt, da die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung damals eine ganz andere war als heute.
Die Namen Backer, Theermann und Bartsch sind jetzt eng mit der obw verbunden. Backer beispielsweise hat eine tiefe Leidenschaft für den Fußballverein BSV Kickers und bringt sich aktiv in die Gemeinschaft ein. Theermann hingegen zieht die Klänge von Marschmusik vor, während Bartsch eine Vorliebe für Automobile hegt. Jeder von ihnen lebt und arbeitet in einem Umfeld, das die Vielfalt und die Talente der Menschen schätzt.
Die unverzichtbare Rolle der obw
Die obw wurde von Oberbürgermeister Tim Kruithoff als „unverzichtbare Institution“ in Emden beschrieben. In seiner Ansprache unterstrich er die Bedeutung der Inklusion für die Gemeinschaft, die es ermöglicht, dass Menschen mit Behinderungen gleichwertige Lebensbedingungen erhalten. „Wir leben in einer weltoffenen, inklusiven Stadt, die man nicht überall findet“, fügte Kerstin Tack, die Vorsitzende des obw-Verwaltungsrats, hinzu.
Kerstin Tack würdigte zudem die engagierten Mitarbeiter der obw, die tagtäglich daran arbeiten, ein Umfeld zu schaffen, in dem Gemeinschaft nicht nur ein Wort, sondern gelebte Praxis ist. Diese Veranstaltungen sind nicht nur Feiern der bisherigen Errungenschaften, sondern auch ein Blick in die Zukunft der Integration, die weiterhin ein zentrales Thema in der Stadt Emden bleibt.
Die Geschichten von Menschen wie Dieter Backer sind von unschätzbarem Wert für das Verständnis von Inklusion. Sie zeigen, dass es möglich ist, trotz schwieriger Umstände ein erfülltes Leben zu führen, wenn die Gemeinschaft bereit ist, zu unterstützen und zu akzeptieren. Emden hat sich auf den Weg gemacht, ein Ort des Zusammenhalts und des Respekts zu sein, in dem jeder Mensch einen Platz hat.
– NAG