In Bruchhausen-Vilsen gestartet, hat eine neue Inklusionshandballgruppe das Ziel, Kindern mit und ohne Behinderung eine gemeinsame Sporterfahrung zu bieten. Initiatoren sind Svenja Gerdes und Sarah Mohrmann, die beide aus persönlicher Erfahrung wissen, wie wichtig es ist, Kindern mit Beeinträchtigungen ein inklusives Umfeld zu schaffen. Die Gruppe ist ein kleines, aber bedeutendes Projekt, das Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren die Freude am Handball näherbringt.
Svenja Gerdes, Mutter eines autistischen Sohnes, weiß aus erster Hand, wie schwierig es für Kinder mit Handicap sein kann, einen Platz in typischen Sportgruppen zu finden. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit“, sagt sie. Die Gruppe trifft sich jeden Freitag in der Dreifeldsporthalle am Schulzentrum, wo nicht nur Kinder mit Beeinträchtigungen, sondern auch gesunde Kinder herzlich willkommen sind, um gemeinsam „etwas anderes“ Training zu erleben.
Ein anderer Zugang zum Sport
In dieser speziellen Trainingsumgebung steht nicht der Wettkampf im Vordergrund, sondern das gemeinsame Erleben und der Spaß am Spiel. „Wir machen mehr Pausen“, erklärt Gerdes, und fügt hinzu, dass eine Pausenbank zur Verfügung steht, auf die sich die Kinder jederzeit setzen dürfen. Auch die Anwesenheit der Eltern wird geschätzt, da ihnen direkte Beteiligung ermöglicht wird, was für viele Kinder von Vorteil ist. „Wenn ein Kind etwas hat, ist es gut, wenn die Bezugsperson da ist“, sagt sie.
Der spielerische Ansatz ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Inklusionsgruppe. Gerdes betont, dass es zunächst eher um Bewegung und Spiel statt um strenges Training geht: „Momentan ist es eher Turnen mit Ball.“ Um den Kindern die Schwere des Verlierens zu erleichtern, wird eine Struktur gewählt, die auf viel Spiel und Spaß ausgerichtet ist. Die Gruppe hat bereits sechs aktive Teilnehmer, die mit Begeisterung bei der Sache sind.
Eine Mutter, Kerstin Maatz-Schmidt, lobt das Angebot: „Es ist ganz wichtig, dass sich die Kinder sportlich betätigen.“ Ihre Tochter Tessa, die an einem seltenen Gendefekt leidet, hat das Training als ein Highlight empfunden. „Sie hat gewartet, sich selbst angezogen und gesagt: ,Mama, komm, ich will nicht zu spät kommen'“, erzählt sie. In der Gruppe erlernen die Kinder nicht nur sportliche Fähigkeiten, sondern haben auch die Möglichkeit, sich in einem geschützteren Rahmen zu begegnen.
Das Training umfasst auch Spiele wie „Bälle klauen“, bei dem die Kinder große Freude haben und gleichzeitig spielerisch ihre motorischen Fähigkeiten trainieren. Herausforderungen werden dabei in einem freundlichen Ambiente gemeistert, ohne Druck auf den Einzelnen auszuüben. „Wer Sieger ist, darum wird übrigens kein Brimborium gemacht“, lacht Gerdes, während die Kinder mit leuchtenden Augen und roten Wangen vor Aufregung weitermachen.
Ein weiteres Ziel von Gerdes ist es, den Kindern nach und nach die Regeln des Handballs näherzubringen und sie möglicherweise an Inklusionsturnieren teilnehmen zu lassen. „Wenn jemand sehr talentiert ist, hat er auch die Chance, irgendwann bei einer normalen Mannschaft auszuhelfen oder zu spielen“, erklärt sie. Derzeit ist ihr Fokus darauf gerichtet, den Kindern eine positive und unterstützende Umgebung zu bieten, in der sie sich frei entwickeln können.
Für interessierte Eltern und Kinder gibt es noch Plätze in der Inklusionshandballgruppe. Svenja Gerdes ist unter der Telefonnummer 01520/4156245 erreichbar, während Sarah Mohrmann unter 0160/5050416 kontaktiert werden kann. Es ist wohl eine der besten Möglichkeiten für Kinder, sportlich aktiv zu sein, ohne gleich in einen Verein eintreten zu müssen. Interessierte können einfach probehalber am Training teilnehmen und die Gruppe kennenlernen, ohne sich sofort festlegen zu müssen.
Die Initiative ist ein wertvoller Schritt in Richtung Inklusion im Sport und zeigt, dass es möglich ist, allen Kindern durch ein partnerschaftliches und verantwortungsvolles Training Freude am Handball zu vermitteln. Weitere Informationen zu diesem innovativen Ansatz im Sport lassen sich auch hier nachlesen.