Der 230. Geburtstag des Kirchturms der Martin-Luther-Kirche in Lemförde bot ein besonderes Ereignis, das sowohl Geschichte als auch Freude in einem festlichen Rahmen vereinte. Pastor Hendrik Hundertmark, der Archivar Ludger von Husen und die engagierte Rita Binnewitt waren unter den vielen Besuchern, die den historischen Turm erklommen, um dieses Jubiläum zu feiern. Das Wetter war ideal, als die Teilnehmer die steilen Treppen hinaufstiegen, um den besonderen Moment zu genießen.
Die Feierlichkeiten begannen mit einem Festgottesdienst, bei dem die Organistin Svitlana Savchenko ein bezauberndes Kinderorgelkonzert mit „Kirchenmaus Jerry“ gab, die von Ingo Jaeger verkörpert wurde. Dies brachte eine kindgerechte Note in das historische Ambiente und sorgte für viel Freude unter den kleinen Gästen. Die Kinder waren begeistert, selbst an der Orgel spielen zu dürfen und neue Klänge zu erzeugen. Es war ein wunderbares Beispiel dafür, wie Tradition und moderne Elemente ineinanderfließen können.
Kulturelle Bereicherung durch die Chronik
Ein Highlight der Veranstaltung war die Vorstellung der frisch gedruckten Chronik „Kirche und Kirchengeschichte(n) in Lemförde“, die von Ludger von Husen und seinem Team vorbereitet wurde. Diese 63 Seiten starke Broschüre bietet interessante Einblicke in die Geschichte des Kirchturms, der erst 1794 erbaut wurde, und ersetzt somit einen alten, einsturzgefährdeten Dachreiter. Besonders beeindruckend war die für die Turmspitze verwendete Gestaltung, die im Niedersächsischen Landesarchiv in Hannover dokumentiert ist.
Die Chronik behandelt nicht nur die Baugeschichte der Kirche und des Kirchturms, sondern auch die faszinierende Geschichte der Kirchenglocken und erinnerten an einen turbulenten „Turmuhrstreit“ von 1995, der sogar in „Der Spiegel“ Erwähnung fand. Diese historische Tiefe, die in der Chronik präsentiert wird, ermöglicht es den Lesern, sich noch stärker mit der örtlichen Geschichte zu identifizieren und ein Gefühl für das Erbe des Ortes zu entwickeln.
Besucher, die sich den Wein „Luthertropfen“, ein Bio-Weißwein aus Rheinhessen mit dem hauseigenen Lemförder Logo, gönnten, konnten zudem an einem interessanten Wettbewerb teilnehmen. In der Broschüre erfuhren sie mehr über die Verbindung zwischen dem Weinkauf, den Kirchenbänken und sogar einigen geheimen Verstecken rund um die Kirche, was den Anlass noch spannender machte. Wer hätte gedacht, dass eine Feier auch mit einem Abenteuer verbunden sein könnte?
Die Atmosphäre beim Kirchturmfest war lebhaft, und das musikalische Programm wurde durch die Klänge des Gitarrenduos „The early Lion“ ergänzt, das für eine einladende Stimmung sorgte. Bei Kaffee und Kuchen bot sich den Besuchern die Möglichkeit, sich zu unterhalten und die besonderen Momente gemeinsam zu genießen. Die Vielfalt der Angebote machte das Fest für alle Altersgruppen attraktiv und stärkte so das Gemeinschaftsgefühl.
„Jerry“, die lustige Kirchenmaus, die von Ingo Jaeger dargestellt wurde, sorgte während des Nachmittags für schmunzelnde Gesichter. Mit seinem charmanten Auftreten und einer lustigen Verwechslung von Klangspektrum und Klangspeckturm brachte er die Gäste zum Lachen und verbreitete eine fröhliche Atmosphäre, die zur Lockerheit des Festes beitrug.
Traditionell Feiern mit Neuheiten
Die bewusste Verbindung von Tradition und modernen Festelelementen zeigte sich auch in der Art und Weise, wie die Menschen zusammenkamen, um die Geschichte und die Bedeutung des Kirchturms zu würdigen. Der Kirchturm selbst, der mit seiner auffälligen Welschen Haube und weiteren architektonischen Details sowohl alt als auch neu fasziniert, ist nicht nur ein Markenzeichen der Gemeinde, sondern auch ein wichtiges kulturelles Erbe.
Es gibt an diesem Tag eine Vielzahl an Aktivitäten und historischen Begegnungen, die nicht nur den Kirchturm selbst feierten, sondern auch die lokale Kultur und Gemeinschaft stärkten. Diese Art der Feier gibt dem Erbe der Gemeinde in Lemförde ein neues Gesicht, das sowohl für die älteren Generationen als auch für die kommenden Kinder von Bedeutung ist.
Der historische Kontext der Lutherkirche in Lemförde
Die Lutherkirche in Lemförde hat eine bewegte Geschichte, die eng mit der Entwicklung der Region und den historischen Ereignissen in Deutschland verbunden ist. Die Kirche wurde erstmals 1463 erwähnt, zu einer Zeit, in der das Christentum in Europa im Wandel war. Die Reformation, die in den frühen 1500er Jahren begann, revolutionierte die Kirchenlandschaft und brachte viele Veränderungen mit sich. In diesem Kontext ist die Geschichte der Lutherkirche von besonderer Bedeutung, da sie sowohl das religiöse als auch das soziale Leben in Lemförde geprägt hat.
Der Bau des Kirchturms im Jahr 1794 war Teil einer umfassenderen Bewegung, die traditionelle Kirchenstrukturen stabilisieren und modernisieren wollte. Diese Periode war maßgeblich von der Aufklärung beeinflusst, die den Menschen dazu anregte, zu hinterfragen und nach Wissen zu streben. So wurde auch die Lutherkirche ein Ort des Wissens und der Gemeinschaft, was sich nicht zuletzt in der aktuellen Chronik widerspiegelt, die die Geschichte der Kirche und ihres Umfeldes dokumentiert.
Luthertropfen: Ein regionales Produkt mit Tradition
Der „Luthertropfen“, der beim Fest zum 230-jährigen Bestehen des Kirchturms angeboten wurde, ist nicht nur ein örtliches Getränk, sondern auch ein Beispiel für die Verbindung von Tradition und Region. Er wird in Rheinhessen produziert und ist ein Bio-Weißwein, der mit einem speziellen Lemförder Logo versehen ist. Diese lokale Besonderheit bietet den Menschen nicht nur einen geschmacklichen Genuss, sondern fördert auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region, indem sie lokale Produkte unterstützt.
Die Wahl des Namens „Luthertropfen“ ist kein Zufall, denn sie würdigt Martin Luther, der eine zentrale Rolle in der reformatorischen Bewegung spielte. Obgleich der Wein in Rheinhessen produziert wird, symbolisiert er die kulturelle Verknüpfung zwischen der Weinregion und dem lutherischen Erbe, das auch in Lemförde tief verwurzelt ist. Der Verkauf von regionalen Produkten wie diesem Wein während kirchlicher Veranstaltungen fördert die Gemeinschaft und unterstützt lokale Winzer.
Besucherzahlen und Engagement der Gemeinde
Die große Beteiligung am Festgottesdienst und an den Feierlichkeiten rund um den Kirchturm zeigt das starke Engagement der Gemeinschaft in Lemförde. Solche Ereignisse sind nicht nur eine Gelegenheit, die Geschichte der Kirche zu feiern, sondern auch ein Anlass für die Bewohner, sich gemeinsam zu versammeln und die lokale Kultur zu erleben. Zu den Höhepunkten des Festes gehörten unter anderem die Konzerte der Organistin Svitlana Savchenko und die Aufführung des Kinderorgelkonzertes, die alle Altersgruppen anzogen.
Statistiken zur Teilnahme an Kirchenveranstaltungen zeigen, dass in vielen lutherischen Gemeinden ein Anstieg des Interesses an kulturellen Angeboten festzustellen ist. Diese Daten verdeutlichen das Bedürfnis der Menschen nach Gemeinschaft und kulturellem Austausch, insbesondere in Zeiten der Unsicherheit und Veränderung. Gemeinden wie die in Lemförde spielen eine entscheidende Rolle für soziale Bindungen und bieten einen Raum für spirituelle Erlebnisse und persönliche Kontakte.
– NAG