Die Tafeln in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen, insbesondere wenn es um die Rekrutierung und Bindung von ehrenamtlichen Helfern geht. In einem Interview betont Reinhold Looschen, der Vorsitzende der Tafel, wie wichtig es ist, kontinuierlich engagierte Unterstützer für die Abläufe zu gewinnen. Ein Vorfall vor zwei Monaten, bei dem vier Personen aus dem Team plötzlich aufhörten, hat die Situation deutlich verschärft. Dadurch wurde es nötig, dass die verbleibenden Helden des Alltags zusätzliche Schichten übernehmen mussten. Dies zeigt, wie essentiell die Personaldecke für den reibungslosen Betrieb ist.
Insgesamt gibt es in Deutschland rund 960 Tafeln, die zusammen etwa 2.000 Ausgabestellen betreiben, wobei rund 60.000 Menschen aktiv sind. Der Großteil dieser Helfer – stolze 90 Prozent – arbeitet ehrenamtlich. Die Tafel wurde 1993 in Berlin gegründet und hat seitdem eine wichtige Rolle in der Gesellschaft übernommen. Dennoch bleibt die Suche nach neuen Händen schwierig. Vor allem junge Leute sind rar, denn viele Menschen stehen morgens beruflich in der Pflicht und haben wenig Zeit für ehrenamtliche Engagements.
Der Bedarf an langfristigem Engagement
Johannes Budde, ein weiterer Verantwortlicher der Tafel, spricht über die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Mitarbeit. „Ein einmaliger Einsatz ist schnell organisiert, doch für die ‚Tafel‘ brauchen wir Menschen, die langfristig dabei sind,“ erklärt er. Eine der wenigen, die seit zwei Jahren aktiv ist und sogar im Vorstand sitzt, ist Bianca Henken. Sie übernimmt Verwaltungsaufgaben und führt Gespräche mit neuen Kunden. Trocken blickt sie auf die Aussicht, Gleichaltrige zu gewinnen, die meist in Vollzeit beschäftigt sind.
„Wer hat schon vormittags Zeit?“ fragt sie spöttisch, und das bringt die Herausforderung auf den Punkt. Die Hauptarbeitszeiten in den meisten Tafeln fallen auf die Vormittagsstunden, was es vielen Menschen erschwert, sich zu engagieren. Besonders Firmen, die kurzfristig Lebensmittel spenden möchten, erfordern Flexibilität und spontane Einsätze, die ebenfalls von Freiwilligen abhängen.
Looschen hofft, dass immer mehr Menschen aus den sogenannten Baby-Boomer-Jahrgängen, die demnächst in Rente gehen, zur Tafel kommen. „Wir suchen oft nach Leuten, die gerade ihren Arbeitsalltag hinter sich lassen, um einen Beitrag zu leisten,“ sagt der ehemalige Geflügelhändler. Die Herausforderung liegt jedoch nicht nur in der Rekrutierung, sondern auch darin, die Helfer nicht zu überfordern. Ein Einsatz alle zwei Wochen für jeweils drei Stunden scheint optimal, um vor allem die älteren Helfer nicht zu überlasten.
Für die Tafel ist es besonders wichtig, einen nachhaltigen und funktionierenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Das zeigt sich nicht zuletzt an den 1.240 Personen, die wöchentlich mit Lebensmitteln versorgt werden. Die Caritas, die die Friesoyther Tafel „CarLa“ betreibt, bietet Bedürftigen die Möglichkeit, kleine Warenkörbe für geringen Geldbetrag abzuholen. Im Schnitt entspricht der Wert dieser Waren zwischen 30 und 40 Euro. Um diesen großen Bedarf zu decken, stehen 200 Helfer*innen in der Zentrale und den vier Ausgabestellen zur Verfügung.
Die Tafel ist mittlerweile eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in Not. Doch ohne die Unterstützung von Freiwilligen wird es zunehmend schwieriger, alltägliche Abläufe zu gewährleisten. Die Betreiber hoffen auf die positiven Effekte der erneuten Verfügbarkeit von Baby-Boomern, die die wertvolle Arbeit fortführen und die Initiative auch in Zukunft aufrechterhalten können. Wie Johannes Budde anspricht: „Es ist entscheidend, die richtigen Leute aus der älteren Generation zu gewinnen, um die Qualität und Kontinuität unserer Arbeit zu sichern.“
Für zusätzliche Informationen zu den Herausforderungen und Entwicklungen der Tafeln in Deutschland, besuchen Sie auch www.kirche-und-leben.de.