Im Landkreis Wittmund gibt es nach wie vor zahlreiche unbesetzte Ausbildungsplätze. Über 80 Stellen stehen aktuell zur Verfügung, und das macht die Region besonders attraktiv für angehende Azubis, die sich für verschiedene Branchen interessieren.
Gabriele Knue, die Bezirksvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in Nordwest-Niedersachsen, gab in einer aktuellen Pressemitteilung bekannt, dass in diesem Ausbildungsjahr insgesamt rund 230 Ausbildungsplätze gemeldet wurden. Davon sind jedoch mehr als 80 Plätze noch nicht vergeben. Dies zeigt, dass es Chancen für Jugendliche gibt, die sich möglicherweise nicht rechtzeitig für eine Ausbildung entschieden haben.
Vielfältige Möglichkeiten für Späteinsteiger
Besonders Jugendliche, die möglicherweise erst spät ihre Berufswahl treffen, sollten sich ermutigt fühlen, sich um eine Ausbildung zu bemühen. Knue ermutigt zur Eigeninitiative: “Es ist ratsam, sich direkt bei den Firmen zu informieren und nicht nur auf Informationen aus dem Internet oder von Berufsberatungen angewiesen zu sein,” erklärt sie. Sie hebt hervor, dass eine Ausbildung eine verlässliche Grundlage für die berufliche Zukunft ist, im Gegensatz zu temporären Hilfstätigkeiten.
Die offenen Ausbildungsplätze sind in unterschiedlichen Sektoren zu finden, darunter Handwerk, Industrie, Dienstleistungsbranchen und Handel. Insbesondere in der Bauwirtschaft sind noch viele Chancen für interessierte junge Menschen vorhanden. Dies könnte besonders für diejenigen wichtig sein, die sich in dieser wichtigen Branche engagieren möchten, die auch einen Einfluss auf den Klimaschutz hat.
Die Wohnungssituation von Azubis
Ein weiterer kritischer Aspekt, den Knue anspricht, ist die Wohnsituation für Auszubildende. Oftmals stehen junge Menschen vor dem Problem, dass sie Schwierigkeiten haben, angemessenen Wohnraum zu finden. Knue betont: “Jugendliche sollten nicht gezwungen sein, wegen fehlender Unterkunft eine Ausbildung in einem für sie interessanten Beruf abzusagen.”
Die IG BAU fordert daher dringend, dass mehr für den Bau von Azubi-Wohnungen getan wird. Das Ausbildungszeiten sollten nicht durch wochenlange Wohnungssuchen beeinträchtigt werden. Knue spricht sich dafür aus, dass insbesondere der Bund gefordert sei, stärker in den Wohnungsbau zu investieren.
Der Bau von Wohnungen muss zudem den aktuellen technischen und digitalen Standards entsprechen. “Die Bauindustrie befindet sich in einem rasanten Wandel. Bauarbeiter sind nicht nur Handwerker, sondern auch Praktiker im Klimaschutz,” bemerkte Knue. Dabei spiele das Thema der Energieeffizienz eine große Rolle; vom Neubau bis hin zur Sanierung von bestehenden Gebäuden sind Bauprojekte oft auch umweltbewusst gestaltet.
Die Situation im Landkreis Wittmund ist ein Spiegelbild der aktuellen Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt. Trotz der bestehenden unbesetzten Ausbildungsplätze berichtet die Industriegewerkschaft von einer positiven Grundstimmung: Es gibt viele Möglichkeiten für diejenigen, die bereit sind, aktiv zu werden und sich um ihre berufliche Zukunft zu kümmern.
Wichtige Initiative für Azubis
Der Aufruf von Gabriele Knue zum Handeln ist deutlich: Es ist an der Zeit, dass sowohl die Politik als auch die Unternehmen Verantwortung übernehmen, um jungen Menschen die Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern. Ausbildungsplätze alleine sind nicht ausreichend, wenn nicht auch die Rahmenbedingungen stimmen, wie etwa die Verfügbarkeit von Wohnraum.
Zusammengefasst bleibt die Frage, wie es gelingen kann, die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze zu minimieren und gleichzeitig ein Umfeld zu schaffen, in dem junge Menschen sich wohlfühlen und ihre beruflichen Perspektiven effektiv nutzen können. Die Bemühungen um mehr Wohnraum für Auszubildende könnten einen entscheidenden Schritt in diese Richtung darstellen.
Die Situation der Ausbildungsplätze im Kreis Wittmund spiegelt ein größeres, bundesweites Phänomen wider. In vielen Regionen Deutschlands gibt es einen akuten Fachkräftemangel, der durch eine sinkende Zahl an Schulabgängern und eine steigende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in unterschiedlichen Branchen verursacht wird. Der Handwerksklasse stehen lukrative Möglichkeiten offen, jedoch bleibt die Herausforderung, junge Menschen für diese Berufe zu gewinnen.
Die Gründe, warum viele Stellen unbesetzt bleiben, sind vielfältig. Dazu gehören eine unzureichende Information über die angebotenen Berufe, das Image des Handwerks sowie die Gehaltsstrukturen, die oft als wenig attraktiv wahrgenommen werden. Ein weiterer Aspekt ist die berufliche Orientierung, die in Schulen häufig nicht ausreichend umgesetzt wird.
Ein Blick auf die Ausbildungszahlen
Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) waren im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt 534.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Dies entspricht einem Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die top gefragtesten Ausbildungsberufe sind nach wie vor Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Fachinformatiker/-in und Mechatroniker/-in. Doch die klassischen Handwerksberufe kämpfen nach wie vor mit einem Negativimage, das eine größere Zahl an Bewerbungen verhindert.
Nach Informationen der Industrie- und Handelskammer (IHK) sind für das Jahr 2023 viele Unternehmen bereit, auch Jugendliche einzustellen, die noch keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden haben oder sich später für eine berufliche Laufbahn entscheiden möchten. Diese Entwicklung ist besonders relevant für die Region Wittmund, wo die Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen ansteigt.
Um die Attraktivität der Berufe zu erhöhen, sind Initiativen zur Aufklärung und zur Unterstützung von Ausbildungsbetrieben notwendig. Besonders wichtig ist es, junge Menschen bereits frühzeitig für die Möglichkeiten im Handwerk zu sensibilisieren, um Vorurteile abzubauen und den Fachkräftemangel langfristig zu bekämpfen.
Ein weiteres drängendes Problem bleibt der Wohnraum für Auszubildende. In vielen deutschen Städten, insbesondere in den kleineren Städten und ländlichen Regionen, ist der Wohnungsmarkt angespannt. Dies kann junge Menschen davon abhalten, einen Ausbildungsplatz anzunehmen, der eine längere Pendelzeit erfordert. Der Ausbau von Wohnraum für Auszubildende stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um das Ausbildungsangebot auch annehmen zu können.
Zusätzlich hinzuzufügen ist, dass die Bundesregierung Maßnahmen ergreift, um nachhaltigen Wohnraum zu schaffen. Im Rahmen des neuen Baugesetzbuches werden insbesondere auch Technologien gefördert, die umweltfreundliches Bauen unterstützen. Dies könnte langfristig auch für Auszubildende von Vorteil sein, die in den neuen nachhaltigen Wohnformaten leben könnten, während sie ihre Ausbildung absolvieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation im Kreis Wittmund und darüber hinaus viele Herausforderungen birgt, die jedoch auch Chancen bieten, insbesondere für Spätstarter auf dem Ausbildungsmarkt. Ein gezieltes Zusammenwirken von politik- und wirtschaftsseitigen Akteuren könnte helfen, die Situation zu verbessern und somit den Fachkräftemangel zu lindern.
– NAG