Die „Bühnenbeschimpfung“ der Landesbühne Niedersachsen-Nord verspricht eine spannende und innovative Aufführung, die das Publikum in außergewöhnlicher Weise herausfordert. Am 19. Oktober um 20 Uhr wird die Premiere im Stadttheater Wilhelmshaven, an der Virchowstraße 44, stattfinden. Die Inszenierung von Sivan Ben Yishai unter der Regie von Daniel Kunze und Dramaturgin Kerstin Car gehört zu den besonderen Highlights im deutschen Theaterkalender.
Der Titel des Stücks mag provokant erscheinen, doch ist er keineswegs eine Aufforderung zur Kritik, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, dass hier grundlegende Fragen zur Kunstform Theater thematisiert werden. Fünf Schauspieler werden in dieser rund zweistündigen Aufführung ohne traditionelle Rollenverteilung agieren, was dem Ganzen eine frische Perspektive verleiht. Sivan Ben Yishai zählt zu den richtungsweisenden Stimmen des zeitgenössischen Theaters, die in ihrer Arbeit immer wieder die Grenzen der Theaterkunst hinterfragen.
Die Handlung und Dramaturgie
Das Stück ist in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten Akt erzählen die Schauspieler von ihrem Alltag und der Herausforderung, sich ihrem Publikum zu zeigen. Dramaturgin Kerstin Car erläutert, dass das Publikum nicht nur passive Zuschauer, sondern auch Teil des Geschehens ist, indem ihre Sehnsüchte und Erwartungen in den Mittelpunkt gerückt werden. Im zweiten Teil der Aufführung wird die Bühne selbst zur zentrale Figur, und das leere Theatergebäude verkörpert die Sprachlosigkeit und den Verfall derselben. Eine solche Darstellung könnte als Metapher für die Herausforderungen gesehen werden, denen sich die Theaterlandschaft angesichts digitaler Veränderungen und gesellschaftlicher Umbrüche gegenübersieht.
Im Abschlussakt wird das Theatergebäude aktiv und gibt quasi eine Stimme aus dem Hintergrund ab. Regisseur Daniel Kunze beschreibt dies als einen einzigartigen Moment, in dem das „Haus“ selbst zu Wort kommt. Diese kreative Idee soll die Zuschauer zum Nachdenken anregen, was es bedeutet, wenn der ästhetische Raum des Theaters leergefegt ist. Theater hat viel mit der Verräumlichung der menschlichen Erfahrung zu tun, und diese Inszenierung wirft mühelos die Frage auf: Was passiert mit uns im Kontext von Kunst, wenn es kein Publikum gibt?
Aufführungstermine und Ticketinformationen
Die „Bühnenbeschimpfung“ wird nicht nur in Wilhelmshaven aufgeführt, sondern auch in weiteren Städten Ostfrieslands. Geplant sind folgende Termine:
- Öffentliche Hauptprobe: Donnerstag, 17. Oktober, 19 Uhr, Wilhelmshaven
- Premiere: Samstag, 19. Oktober, 20 Uhr, Wilhelmshaven
- Stadthalle Aurich: Mittwoch, 13. November, 19.30 Uhr
- Theater an der Blinke, Leer: Donnerstag, 14. November, 19.30 Uhr
- Wilhelmshaven: Mittwoch, 20. November, 20 Uhr
- Wilhelmshaven: Freitag, 6. Dezember, 20 Uhr
- Wilhelmshaven: Samstag, 1. Februar 2025, 20 Uhr
Tickets können im Service-Center unter Tel. 04421/9401-15 oder direkt auf der Webseite der Landesbühne Niedersachsen-Nord erworben werden.
Das Theater selbst hat eine lange und eindrucksvolle Geschichte, die bis zu 2500 Jahre zurückreicht. Die Dramaturgin Kerstin Car hebt hervor, dass es von seinen Wurzeln in rituellen Tänzen und Gemeinschaftserlebnissen geprägt ist. Im Laufe der Zeit hat sich die Kunstform verändert – von offenen Spieldesigns im Freien bis hin zu den ausgeklügelte Bühnen, die wir heute kennen. Ebenso hat sich die Rolle des Theaters gewandelt, und es ist nach wie vor ein Instrument für politische und gesellschaftliche Themen.
Die Landesbühne Niedersachsen-Nord ist ein einzigartiger kultureller Träger in der Region. Sie bietet bedeutende Aufführungen in einem Gebiet mit über 720.000 Bevölkerungsanzahl an und fungiert als zentrales Theater für mehrere Städte und Landkreise. Olaf Strieb, der Intendant, beschreibt die Institution als einen wichtigen Bestandteil der kulturellen Identität dieser Region.
„Bühnenbeschimpfung“ ist nicht nur ein künstlerisches Werk, sondern eine Reflexion über das Theater an sich sowie über die Relevanz und den Stellenwert von Kunst in unserer heutigen Gesellschaft. Als solches lädt es die Zuschauer ein, sich in einem humorvollen und kreativen Rahmen mit Fragen auseinanderzusetzen, die uns alle betreffen. Diese Inszenierung verspricht, auch den skeptischsten Kritiker zu fesseln, vielleicht sogar zu überzeugen, dass Theater heute mehr denn je eine „Traummaschine“ ist.
Zusammengefasst, wer Interesse an einer außergewöhnlichen Theatervorstellung hat, sollte die Gelegenheit nicht verpassen, die „Bühnenbeschimpfung“ zu besuchen. Es handelt sich unbestreitbar um eine wertvolle kulturelle Erfahrung in Wilhelmshaven und darüber hinaus.
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