Die jüngsten Ausgrabungen in Duderstadt, Niedersachsen, haben sich als archäologisches Highlight entpuppt, das möglicherweise tiefere Einblicke in die vorrömische Eisenzeit gewährt. Ursprünglich wurden die Arbeiten an der Schule im Eichsfeld-Gymnasium für den geplanten Anbau durchgeführt, doch anstatt nur Grundmauern zu legen, wurde die Geschichte der Region neu interpretiert.
Nach Aussagen von Christoph Döllerer, einem Experten der Archäomedes GmbH, fand man Überreste, die auf ein Siedlungsleben hinweisen, das vor über 2500 Jahren existierte. Die Ausgrabungen zeigen die Spuren einer vergangenen bäuerlichen Gemeinschaft und stellen ein bemerkenswertes Kapitel in der Vergangenheit von Niedersachsen dar. „Wir sind hier auf einem Bergrücken, der früher bewohnt war“, erklärt Döllerer und betont, dass diese Funde die Vorahnungen über die archäologische Bedeutung des Areals übertreffen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Die Ausgrabungen deckten unter dem Schulhof über ein Dutzend helle Flecken auf, die auf vergangene Eingriffe in den Boden hinweisen. Besonders auffällig sind die vier Pfostenlöcher, die stark auf die Existenz eines kleinen Gebäudes hinweisen, vermutlich eines Schuppens oder einer Feldscheune. „Die Dimensionen reichen nicht für ein Wohnhaus, vielmehr handelt es sich um funktionale Strukturen“, so Döllerer weiter.
Zusätzlich zu den Pfostenlöchern fanden die Wissenschaftler Gruben, die als primitive Komposthaufen genutzt wurden. „In diesen wurden Tierdung und Abfälle deponiert, um die Böden schon damals zu düngen“, berichtet der Archäologe. Solche Praktiken verdeutlichen, wie früh die Menschen begannen, landwirtschaftliche Techniken zu entwickeln und anzuwenden, lange bevor die Schrift oder komplexe Gesellschaften existierten.
Dennoch ist der Fund nicht von Artefakten begleitet, was die Entdeckung bittersüß macht. Döllerer räumt ein: „Es gibt nichts Physisches, mit dem man interagieren kann, was sehr schade ist.“ Stattdessen werden die Spuren in den Boden als Fenster in eine Zeit verwendet, in der das Leben auf dem Land eine ganz andere Form annahm.
Lernen aus der Geschichte
Das Interesse an den Entdeckungen ist auch im Schulumfeld spürbar. Geschichtslehrer Ben Thustek, der seine Schülerinnen und Schüler an die Ausgrabungsstätte mitgenommen hat, zeigt sich beeindruckt von der Verbindung zur Vergangenheit. „Es ist faszinierend zu sehen, dass hier vor zweieinhalbtausend Jahren Siedlungsstrukturen existierten“, sagt er enthusiastisch. Diese Verbindung zwischen der modernen Lernerfahrung und archäologischen Erkenntnissen fördert nicht nur das Interesse an Geschichte, sondern verbindet Schüler direkt mit der eigenen regionalen Vergangenheit.
In einem Land, in dem viele moderne Entwicklungen oft den Bezug zur Geschichte verlieren, stellen diese Funde eine willkommene Rückbesinnung dar. Sie eröffnen einen Dialog über die Lebensweise unserer Vorfahren und laden dazu ein, die eigene Identität und das gemeinsame Erbe neu zu reflektieren. Der Fund in Duderstadt erinnert daran, dass unter unseren Fußstapfen eine tief verwurzelte Geschichte liegt, die darauf wartet, entdeckt zu werden.
– NAG