Die Musiklandschaft der späten 1970er und frühen 1980er Jahre war geprägt von vielen innovativen Künstlern, und Schicke Führs Fröhling (kurz SFF) war zweifellos einer von ihnen. Nach der Trennung von Eduard Schicke, der durch musikalische Differenzen die Band verließ, fanden sich die verbliebenen Mitglieder Gerd Führs und Heinz Fröhling zusammen, um neue musikalische Wege zu beschreiten. Im Jahr 1978 entstand ihr erstes Album „Ammerland“, das den Grundstein für ihre nachfolgenden Werke legte.
Zwischen 1978 und 1981 veröffentlichten Führs und Fröhling insgesamt drei Alben beim Label Brain, die jetzt von MIG Music auf drei CDs in einem Komplettpaket veröffentlicht wurden. Diese Zusammenstellung bringt die Alben „Ammerland“ und „Strings“ (1979) auf einer CD, während die zweite CD die Live-Aufnahme „Live 80“ samt einem Bonustrack vom Brain Festival 1978 enthält. Die dritte CD schließlich präsentiert das letzte Album „Diary“ aus dem Jahr 1981.
Ein neuer musikalischer Ansatz
Im Vergleich zu den kraftvollen, symphonischen Klängen von SFF, die oft jazzrockige Einflüsse hatten, zeigt sich bei Führs & Fröhling ein deutlich reduzierter Stil. Besonders auffällig ist der verstärkte Einsatz der akustischen Gitarre, während ruhige Melodien und stimmungsvolle Klänge zunehmend im Vordergrund stehen. Der Titelsong „Ammerland“, der ohne Schlagzeug auskommt, unterstreicht diese Entwicklung und weckt beim Hörer Assoziationen zu Filmmusik. Die sanften Klänge der Instrumente und das Zwitschern von Vögeln tragen zum entspannenden Gesamtbild des Albums bei.
Mit dem Album „Strings“, das mit dem Titelstück „Roundabout“ beginnt, wird eine neue Ära eingeläutet. Hier kehrt das Schlagzeug zurück, was man als merkliche Wendung des Stils bezeichnen könnte. Die offene Herangehensweise an Musik, die ein wenig experimenteller ausfällt, führt jedoch zu einer uneinheitlicheren Klanglandschaft. Für einige Hörer könnte dies weniger ansprechend wirken, da die klare, fließende Ambient-Stimmung des ersten Albums nun im Hintergrund steht.
Live-Performance und die letzten Versuche
Die Live-CD mit dem Titel „Live 80“ bietet den Fans von Führs & Fröhling einen weiteren Einblick in die Musik der Band. Der Klang ist insgesamt ansprechend, auch wenn er möglicherweise nicht den Ansprüchen aller Hi-Fi-Enthusiasten gerecht wird. Die beiden Musiker, die durch ihr Zusammenspiel an Gitarre und Keyboards brillieren, schaffen eine fast barocke Atmosphäre. Es wird deutlich, dass die entspannte Präsentation der Stücke, insbesondere bei „Stormy Sun“, das Konzert zu einem besonderen Erlebnis für die Zuhörer gemacht hat. Allerdings gibt es einige kritische Stimmen zu der aus einfachen Drummaschinen generierten Begleitmusik, die als Störfaktor empfunden wird.
Besonderheiten der Veröffentlichung
Obwohl MIG Music die komplette Sammlung veröffentlicht hat, gibt es einen kleinen Fauxpas: Die CDs sind fehlerhaft bedruckt, wobei die Nummerierung von „Diary“ und „Live 80“ vertauscht wurde. Dieses Detail könnte für aufmerksame Sammler von Bedeutung sein.
Die Zusammenstellung der „Complete Recordings“ bietet nicht nur einen nostalgischen Rückblick auf die kreativen Phasen von Führs & Fröhling, sondern ermöglicht auch einen tiefen Einblick in den Wandel der Musikgeschichte. Die ruhige, anspruchsvolle Musik, die insbesondere die frühen Werke prägt, kann als eine interessante Reflexion des künstlerischen Schaffens und der zeitgenössischen Strömungen der 70er und 80er Jahre gesehen werden.
Der musikalische Kontext der 1970er Jahre
Die 1970er Jahre waren eine entscheidende Zeit für die Entwicklung des Rock-Genres, insbesondere in Deutschland, wo die sogenannte Krautrock-Bewegung entstand. Bands wie Can, Kraftwerk und Amon Düül experimentierten mit elektronischen Klängen, Improvisation und langen musikalischen Strukturen. Diese kreative Explosion führte zu einem neuen Verständnis von Rockmusik, die nicht nur kommerziell ausgerichtet war, sondern auch künstlerischen und avantgardistischen Ansprüchen genügen wollte.
In diesem Umfeld bewegte sich auch die Band Führs & Fröhling, die durch ihren Fokus auf melodische und akustische Strukturen eine besondere Nische in der Musiklandschaft findet. Ihr Stil, der akustische Gitarren und Mellotrons in den Vordergrund stellt, zeichnet sich durch eine gewisse Melancholie und Zartheit aus, die sie von anderen, aggressiveren Bands jener Zeit abhebt. Dies zeigte sich besonders in ihrem Debütalbum „Ammerland“, das mit seinem entspannten Klang und dem Verzicht auf typische Rockelemente wie das Schlagzeug, eine klare Antwort auf die starke elektrifizierte Musik der Ära darstellt.
Die Rezeption der Alben
Die Alben von Führs & Fröhling sind über die Jahre hinweg unter Liebhabern der progressiven Musik geschätzt worden. Obwohl sie nie den Durchbruch in die Mainstream-Musikszene schafften, fanden sie ihre Anhänger in der Nische des Symphonic Rock und der „Krautrock“-Szene, deren Einflüsse bis heute spürbar sind. Die musikalische Feinfühligkeit und die experimentellen Elemente der Band laden zum intensiven Zuhören ein und fördern eine tiefere Auseinandersetzung mit der Musik. Kritiker loben oft die lyrische Qualität und die harmonischen Kompositionen, während die melancholische Stimmung als besonders bemerkenswert hervorgehoben wird.
Die Wiederveröffentlichung der kompletten Aufnahmen auf CD durch MIG Music ermöglicht es neuen Hörern, die Nuancen und die Entwicklung des Sounds von Führs & Fröhling von ihren Anfängen bis zum letzten Album „Diary“ zu entdecken. Gleichzeitig spricht dies auch die alten Fans an, die sich zurückerinnern können, welche Emotionen und Erinnerungen mit der Musik verbunden sind. Die Kombination aus Qualität der Musik und der historischen Relevanz der Band macht die erweiterte Sammlung zu einem wichtigen Stück deutscher Musikgeschichte.
Einfluss auf moderne Künstler
Führs & Fröhling haben im Laufe der Jahre einige moderne Künstler beeinflusst, die sich an einer ähnlichen Ästhetik orientieren oder sich von ihrem melancholischen Klang inspirieren lassen. Der Einfluss der Band ist besonders in der neo-psychadelischen Szene zu spüren, wo Musiker moderne Klanglandschaften mit Akustikelementen kombinieren. Jüngste Bands und Künstler, die auf die progressive Musik der 1970er Jahre Rücksicht nehmen, zeigen oft Anklänge an die sanften Melodien und harmonischen Strukturen von Führs & Fröhling.
Die Wertschätzung für nostalgische Klänge und das Comeback von Vinyl haben zudem das Interesse an Klassikern wie den Alben von Führs & Fröhling neu belebt. Plattenläden und Online-Plattformen berichten von einer steigenden Nachfrage nach weniger bekannten, aber musikalisch wertvollen Sammlungen aus dieser Zeit, was zeugt von einer anhaltenden Relevanz und einem fortwährenden Interesse an der Musik dieser ehrwürdigen Band.
– NAG
