Ein ganz besonderer Fall beschäftigt derzeit den Tierschutzverein Neustadt bei Coburg. Ein kleines, verlorenes Kätzchen, dessen Herkunft unklar war, wurde in die Obhut des Vereins gegeben. Während der Pflege wuchs in den Tierschützern der Verdacht, dass es sich hierbei um eine Europäische Wildkatze handeln könnte. Dieser Verdacht wurde nun durch eine Genanalyse bestätigt.
Der Vorfall, der für Aufregung sorgt, spielt sich im Landkreis Coburg ab. „Anfang Juli haben wir eine noch sehr junge Babykatze aus unserem Landkreis bekommen“, berichtet der Verein. Nach einigen Wochen der Pflege und Versorgung des Tieres äußerten die Verantwortlichen ihre Zweifel und begannen Ernährungs- und Verhaltensmuster des Kätzchens zu beobachten. „Die Neugier wuchs, und wir wollten mehr über die Herkunft herausfinden“, erklärt Karin Suchy, Mitarbeiterin des Tierschutzvereins.
Genanalyse klärt auf: Es handelt sich um eine Wildkatze
Um Klarheit über das gefundene Tier zu gewinnen, suchte der Verein Kontakt zu einem Förster und verschiedenen Auffangstationen für Wildkatzen. „Die Rückmeldungen stärkten unsere Vermutung, dass es sich um eine Wildkatze oder zumindest um einen Hybrid handelt.“ Diese Katzenart ist in der Region äußerst selten und gehört nicht zu den verwilderten Hauskatzen, sondern ist ein echtes Wildtier.
Eine Genanalyse wurde durchgeführt, und die Ergebnisse waren eindeutig. Am Mittwoch erhielten die Tierschützer die Bestätigung: „Unser Schützling ist eine echte Europäische Wildkatze!“ Dieses Ergebnis brachte Licht ins Dunkel, da zu Beginn vermutet wurde, die Katze stamme von einem Bauernhof. Zu Beginn war das Tier sehr scheu und wirkte in einem Schockzustand, der sich jedoch rasch legte.
Behauptung der Tierschützer: Wildkatze zeigt aggressives Verhalten
Die ersten Tage stellte sich das Tier als schüchtern heraus, doch bald erkannten die Tierschützer, dass es durchaus aggressives Verhalten zeigte. „Es schien, als würde sie uns angreifen wollen“, berichtet Suchy. Diese Beobachtung machte die Tierschützer aufmerksam, besonders als die Katze in einem Gehege war. Ein Versuch, sie mit einem Handschuh zu streicheln, endete damit, dass sie hineinbiss, was zu dieser Annahme weiter beitrug.
Nachdem sie nun mit Sicherheit wissen, dass es sich um ein Wildtier handelt, plant der Tierschutzverein, das Tier in naher Zukunft wieder in die Freiheit zu entlassen. „Die Europäische Wildkatze hat spezielle Anforderungen an ihren Lebensraum, daher danken wir Dr. Lessing aus Coburg für die Unterstützung und Pflege unseres besonderen Schützlings.“ Die Vorbereitungen zur Auswilderung sind bereits im Gange.
Die Europäische Wildkatze ist seit mindestens 300.000 Jahren in Bayern vertreten, wie vom Bayerischen Staatsministerium dokumentiert. In den 1980er Jahren wurde sie aufgrund von Lebensraumverlust und starker Bejagung als ausgestorben betrachtet. Dank zahlreicher Initiativen sind in den letzten Jahren jedoch wieder Wildkatzen in verschiedenen Regionen Bayerns anzutreffen.
Nach aktuellen Schätzungen des Ministeriums leben derzeit etwa 700 Individuen dieser seltenen Tierart in Bayern. „Wir freuen uns sehr über die Rückkehr dieser wilden Katze zu uns“, betont Karin Suchy gegenüber den Medien.
Währenddessen setzt das örtliche Tierheim in Bamberg sich ebenfalls für ein anderes Tier ein, die scheue Katze Lauri, die ein neues Zuhause sucht. Weiterführende Nachrichten aus Coburg und Umgebung erhalten Sie in unserem Lokalressort.