In Deutschland stehen fast zwei Millionen alte Wohnhäuser leer, und während zahlreiche Neubauten emporwachsen, scheint die Sanierung oft ein unbezahlbarer Traum für viele Familien zu sein. Doch nun hat die Bundesregierung ein neues Förderprogramm ins Leben gerufen, das gerade diesen Missstand bekämpfen soll.
Das Programm mit dem Titel „Jung kauft Alt“ wurde am 3. September 2024 ins Leben gerufen und will gezielt Familien mit Kindern ansprechen. Diese erhalten finanzielle Anreize, wenn sie sich dafür entscheiden, eine alte Immobilie zu erwerben und diese anschließend zu renovieren. Bauministerin Klara Geywitz von der SPD betont, dass dieses Vorhaben nicht nur den Leerstand reduzieren, sondern auch die ländlichen Gebiete beleben soll.
Zielgruppen und Förderbedingungen
Das Förderprogramm richtet sich an Familien mit einem zu versteuernden Haushaltseinkommen von bis zu 90.000 Euro, was mit der Anzahl der Kinder steigt – für jedes weitere Kind gibt es einen Bonus von 10.000 Euro. Ziel ist es, junge Familien zu ermutigen, in ländliche Regionen zu ziehen, anstatt in Ballungsgebieten zu investieren, wo die Immobilienpreise explodieren.
Allerdings gibt es strikte Rahmenbedingungen: Das erworbene Objekt muss als Hauptwohnsitz genutzt werden, wobei eine schnellstmögliche Sanierung in nur viereinhalb Jahren gefordert wird. Die alten Immobilien sollten sich zudem in einem schlechten energetischen Zustand befinden, was bedeutet, dass sie in den schlechtesten Kategorien des Energieausweises eingestuft sind. Dies betrifft etwa 45 Prozent der Wohngebäude in Deutschland.
Die KfW, die staatliche Förderbank, bietet Kredite zu besonders attraktiven Konditionen an. So liegt der Zinssatz für einen langfristigen Kredit bei nur 1,51 Prozent, was für viele Familien einen erheblichen finanziellen Vorteil darstellt.
Finanzielle Anreize und Kritik
Je nach Anzahl der Kinder können die Kredithöchstbeträge zwischen 100.000 Euro und 150.000 Euro variieren. Bei einer Familie mit zwei Kindern können die Einsparungen durch die günstigen Zinsen bis zu 18.000 Euro betragen. Zusätzlich können staatliche Fördermittel beantragt werden, wenn beispielsweise Dämmungen oder neue Fenster benötigt werden.
Dennoch erntet das Programm bereits Kritik, vor allem wegen der strengen Sanierungsanforderungen. Zahlreiche Experten, einschließlich der Landesbausparkassen, äußern Bedenken, dass vielen Familien das nötige Kapital fehlen könnte, um die umfangreichen Renovierungen in der kurzen Frist zu stemmen. Sie fordern eine Anpassung der zeitlichen Vorgaben und eine Erweiterung der förderfähigen Energieeffizienzklassen, um den Familien den Einstieg zu erleichtern.
Insgesamt stehen für 2024 350 Millionen Euro bereit, die jedoch nicht direkt ausgezahlt werden, sondern zur Zinsverbilligung der Förderkredite verwendet werden. Die Tragfähigkeit dieses Programms bleibt abzuwarten; die gesetzten Ziele könnten für viele Familien eine harte Herausforderung darstellen.
– NAG