In Görlitz, Sachsen, kam es Ende September zu einem explosiven Aufeinandertreffen zwischen der queeren Community und einer wachsenden Zahl von Neonazis. Während die CSD-Parade mit einer riesigen Regenbogenflagge für Vielfalt und Akzeptanz einstand, versammelten sich auf der anderen Seite „Junge Nationalisten“ und andere rechtsextreme Gruppen, die mit Reichsflaggen und aggressiven Parolen eine düstere Vergangenheit beschworen. Die Polizei musste eingreifen, um die Situation zu entschärfen, nachdem die Neonazis mit gewalttätigen Drohungen gegen die Teilnehmer der Parade aufwarteten.
Der Druck auf die queere Community nimmt zu, nicht nur in Sachsen, sondern auch in anderen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern. In Neubrandenburg wurde die Regenbogenflagge vor dem Bahnhof wiederholt durch eine Hakenkreuzflagge ersetzt, und die Stadtvertretung beschloss, die Regenbogenflagge zu entfernen, um weitere Vorfälle zu verhindern. Diese Entscheidung wurde von der AfD und anderen rechten Gruppierungen unterstützt und zeigt, wie stark die queerfeindliche Stimmung in der Gesellschaft mittlerweile ist. Robert Schiedewitz von Lobbi, einer Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, warnt vor einem Anstieg von Anfeindungen und Einschüchterungen gegenüber queeren Menschen.
Ein alarmierendes Klima der Intoleranz
Die queere Szene sieht sich nicht nur auf der Straße, sondern auch im Internet einem wachsenden Hass gegenüber. Kai Bölle von CSD Deutschland beschreibt die neue Dimension der rechten Mobilmachung als alarmierend. Die AfD nutzt den Diskurs über Geschlechteridentität, um Ängste zu schüren und queerfeindliche Einstellungen zu verbreiten. Diese Entwicklungen sind nicht isoliert, sondern Teil eines größeren Trends, der die Gesellschaft zunehmend polarisiert. Trotz der Bedrohung bleibt die queere Community entschlossen, ihre Sichtbarkeit zu bewahren und für ihre Rechte zu kämpfen. Aktivisten wie Fabian Grischkat haben sogar den „Stolzmonat“ als Marke angemeldet, um die queere Identität zu feiern und zu stärken.
Die CSD-Parade in Görlitz, die in diesem Jahr doppelt so viele Teilnehmer wie im Vorjahr anzog, ist ein Zeichen des Widerstands. Der gebürtige Pole Wojciech Urlich, der die Parade mitorganisierte, betont die Wichtigkeit der Solidarität und des Kampfes für Akzeptanz, auch wenn die Bedrohung durch rechtsextreme Gruppen spürbar ist. „Beim CSD geht es genau darum: um Sichtbarkeit. Da, wo ich lebe, kämpfe ich dafür, so zu leben, wie ich bin“, erklärt Urlich entschlossen.
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