Mülheim. Der Geschäftsführer der Gera Chemie, Gerd Kleemeyer, setzt auf Selbstständigkeit und Flexibilität in seinem Unternehmen, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern. Mit dieser Strategie könnte er möglicherweise den Wirtschaftspreis gewinnen.
Bei der Organisation der Vier-Tage-Woche zeigt sich Kleemeyer beeindruckt von der Fähigkeit seiner Belegschaft, diese Herausforderung eigenständig zu meistern. „Als die Anfrage aufkam, habe ich meinem Team gesagt: ‚Schaut mal, wie wir das hinbekommen können.‘ Innerhalb von weniger als einem Nachmittag hatte ich bereits ein tragfähiges Konzept auf meinem Tisch“, erläutert der Unternehmer.
Mitarbeiter mit besonderen Lebensläufen
Die Prinzipien von Selbstständigkeit und eigenverantwortlichem Arbeiten prägen die Unternehmenskultur bei Gera Chemie. Dieses Engagement wird auch durch die Nominierung für den diesjährigen Mülheimer Wirtschaftspreis belohnt, der Unternehmen honoriert, die sich besonders um ihre Angestellten kümmern. Kleemeyer sieht in der Loyalität seiner 12 Mitarbeiter, von denen einige einen „schrägen Lebenslauf“ haben, den Beweis für seinen guten Umgang mit Teammitgliedern. Seinem Motto, dass das Endergebnis zählt, bleibt er stets treu.
Ein ungewohnter Moment steht dem Team bevor, als sie im Rahmen der Nominierung Besucher empfangen. Kleemeyer ist sich bewusst, dass die Aufregung hoch ist, und versteht, dass seine Mitarbeiter in solchen Situationen möglicherweise Unsicherheit empfinden: „Wir sind alle gespannt auf den Wirtschaftspreis und den Besuch.“
Die Mülheimer Firma hat sich als Weltmarktführer in der Herstellung hochspezialisierter Produkte im Hafengebiet etabliert. Die technologischen Lösungen von Gera Chemie finden sich in vielen modernen Gebäuden wieder. Gerd Kleemeyer erklärt: „In jedem vierten Gebäude, das Sie betreten, ist ein Produkt von uns verbaut.“
Eine langjährige Mitarbeiterin, Evgenia Krok, zählt zu denjenigen, die die Werte von Gera Chemie besonders schätzt. Sie hat vor zwölf Jahren ihren Job in der Firma begonnen, als sie alleinerziehende Mutter war. Dank der flexiblen Arbeitsbedingungen konnte sie Beruf und Familie vereinbaren, was ihr Michael Kleemeyer zu verdanken hat: „Hier konnte ich meine Kinder zur Kita bringen und nach der Arbeit abholen.“ Diese Möglichkeit war für sie entscheidend, um in Deutschland Fuß zu fassen.
Ein Arbeitsplatz voller Möglichkeiten
Heute sind ihre Töchter 19 und 16 Jahre alt, und Krok arbeitet weiterhin bei Gera Chemie. Sie hat in der Firma nicht nur beruflich Erfolg gefunden, sondern auch ihre große Liebe kennengelernt. Kleemeyer gewährt seinem Team großzügige Pausen über die Feiertage, was laut Krok zu einem wichtigen Motivationsfaktor wird. „Wir bekommen die freien Tage einfach geschenkt, ob wir noch Urlaubstage haben oder nicht. Das sorgt für ein entspanntes Weihnachtsfest.“
In der Unternehmensstruktur hat Kleemeyer seit der Übernahme im Jahr 2001 viel verändert. Statt einer strengen Hierarchie fördert er eine Kultur des Vertrauens. „Früher gab es hier einen Häuptling und viele Indianer. So wollte ich nicht arbeiten“, erklärt er und betont, dass sein Team nun mehr Verantwortung trägt.
Die Freiheit und Eigenverantwortung wird von den Mitarbeitern geschätzt. Martin Reiss, Produktionsleiter bei Klemafol, einer Tochterfirma von Gera Chemie, hebt hervor: „Der Chef erwartet ein gutes Ergebnis, lässt uns aber bei der Arbeit weitgehend selbstständig.“ Kleemeyer ist überzeugt: „Meine Mitarbeiter sind die Fachleute in ihrem Bereich. Ich kann das nicht so gut wie sie, und ich schäme mich nicht, das zu sagen.“
Die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen zeigt sich auch in der niedrigen Fluktuation. „In meinen fast 24 Jahren hier haben nur zwei Kollegen gekündigt“, betont Kleemeyer stolz. Jennifer Kutz aus der Buchhaltungsabteilung sagt, dass sich das Team nicht wie eine Nummer fühlt, sondern als ob sie selbst am Steuer sitzen würden. „Das Gefühl, unser eigener Chef zu sein, macht uns zu Gewinnern.“
Mit diesem Ansatz und der starken Teamdynamik hat die Gera Chemie die Aufmerksamkeit der Jury auf sich gezogen und könnte möglicherweise bald den Mülheimer Wirtschaftspreis gewinnen. Für Kleemeyer ist diese Nominierung nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch eine Bestätigung für die besonderen Werte, die in der Unternehmenskultur herrschen. Die Details zu dieser spannenden Entwicklung sind bei www.waz.de nachzulesen.