In Mülheim an der Ruhr hat die Stadtverwaltung beschlossen, die Gänsepopulation einzudämmen, indem sie den Abschuss von Wildgänsen genehmigt. Dieses vorangegangene Vorgehen ist nicht neu, denn bereits andere Städte in Nordrhein-Westfalen, wie Krefeld und Essen, haben ähnliche Maßnahmen ergriffen. Während die Jagd auf diese Tiere offiziell von Juli bis Januar erlaubt ist, sorgte die Entscheidung der Stadt Mülheim für gemischte Reaktionen in der Bevölkerung.
Besonders die Wildgänse, darunter Nil- und Kanadagänse, haben sich in deutschen Parks und an Badeseen vermehrt und werden von vielen als störend wahrgenommen. Ihre Hinterlassenschaften führen häufig zu Beschwerden, und auch die vermeintliche Aggressivität dieser Vögel sorgt für Unmut unter den Anwohnern. Um jedoch die Gänseplage zu kontrollieren, haben viele Städte auf drastische Maßnahmen zurückgegriffen. Der Abschuss von über 400 Gänsen in den vergangenen Jahren in anderen Städten verdeutlicht, dass diese Strategie durchaus verfolgt wird.
Naturschutzorganisationen äussern Bedenken
Die geplanten Tötungen stießen jedoch auf heftige Kritik von Seiten der Tierschutz- und Naturschutzorganisationen. Der Naturschutzbund (NABU) Ruhr macht darauf aufmerksam, dass der Anstieg der Gänsepopulation auch menschliches Verhalten widerspiegelt. Die stellvertretende Vorsitzende, Elke Brand, erklärte, dass das Füttern der Vögel durch Anwohner die Situation verschärfe. Sie warf den Verantwortlichen in Mülheim vor, dass die Entscheidung zur Bejagung nicht die erhoffte Wirkung erzwingen könnte: „Ein echter Vergrämungseffekt wird sich nicht einstellen,“ so Brand. Ihrer Meinung nach könnte die Tötung der Gänse sogar kontraproduktiv sein, da sie auch die Jungtiere nicht nachhaltig an die Gegebenheiten entwöhnt.
„Die Menschen gewöhnen sich daran, die Gänse zu füttern, und das führt dazu, dass sich diese Tiere in den Städten ansiedeln“, fügte sie hinzu. Diese Kritik scheint nicht unbegründet zu sein, da ähnliche Maßnahmen in anderen Städten wie Soest nicht nur diskutiert, sondern auch wieder zurückgenommen wurden, weil sich in den Gänsen Eier im Nest befunden hatten, was die Jagd rechtlich unmöglich machte.
Die Herausforderung der Wildgänse
Die Problematik rund um die Wildgänse verdeutlicht den Konflikt zwischen Naturschutz, urbanem Leben und den Bedürfnissen der Anwohner. Diese Tiere sind zwar Teil des natürlichen Ökosystems, aber wenn sie sich massenhaft in städtischen Gebieten sammeln, kann das zu erheblichen Herausforderungen führen. In Mülheim wird erwartet, dass durch die Tötung einzelner Gänse ein Lerneffekt entsteht, der die verbleibenden Tiere dazu animiert, bestimmte Bereiche zu meiden. Doch ob diese Strategie tatsächlich fruchten wird, bleibt abzuwarten, denn die Stimmen der Kritiker bleiben laut und unüberhörbar.
Für viele Anwohner und Umweltschützer stellt sich die Frage, ob die Tötung der Gänse wirklich die nachhaltigste Lösung für das Problem darstellt. Schließlich könnte das Verbot von Füttern oder einfache Maßnahmen zur Ablenkung der Vögel möglicherweise effektivere Optionen darstellen. Das Resultat dieser Debatte wird sicherlich auch in den kommenden Wochen und Monaten die öffentliche Diskussion prägen und könnte den Umgang mit Wildtieren in urbanen Räumen neu bewerten.
Details zu diesem Vorfall und ähnliche Entwicklungen in anderen Städten sind bei www.wa.de nachzulesen.