In Mülheim an der Ruhr, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen, sorgt eine Entscheidung der Stadtverwaltung für Aufregung. Um die Gänsepopulation zu kontrollieren, plant die Stadt, in bestimmten Bereichen die Wildgänse, insbesondere Nil- und Kanadagänse, abzuschießen. Diese Maßnahmen sind Teil eines breiteren Ansatzes, den viele Städte in Deutschland bereits verfolgt haben, um mit der zunehmenden Anzahl dieser Vögel umzugehen.
Bei den Anwohnern sind die Gänse oftmals unbeliebt. Sie hinterlassen nicht nur ihre Exkremente, welche die Sauberkeit in Parks und an Badeseen beeinträchtigen, sondern gelten auch als aggressiv. Experten weisen jedoch darauf hin, dass dieses Vorurteil oft unbegründet ist und sich die Gänse bei entsprechender Behandlung nicht feindlich verhalten.
Die Kontroversen um den Gänseabschuss
Wie bereits in anderen Städten Nordrhein-Westfalens, wie Krefeld und Essen, sind auch in Mülheim Maßnahmen zur Populationseindämmung beschlossen worden. So erklärte die Stadt, dass durch die Tötung einzelner Tiere ein „Lerneffekt“ bei den verbleibenden Gänsen entstehen soll, der sie dazu bewegen soll, die betroffenen Orte zu meiden. Diese Praxis hat jedoch scharfe Kritik von Tierschützern auf sich gezogen.
Der Nabu Ruhr, der Naturschutzbund, äußerte Bedenken und warnte vor der Ineffektivität solcher Maßnahmen. Elke Brand, die stellvertretende Vorsitzende, betonte, dass das menschliche Verhalten, insbesondere das Füttern der Gänse durch die Bevölkerung, zu einer Ansiedlung in urbanen Gebieten geführt habe. Sie ist überzeugt, dass die Bejagung nicht die erhoffte Wirkung haben wird. „Ein echter Vergrämungseffekt wird sich nicht einstellen“, so Brand gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Abgesehen von den ethischen Bedenken gibt es auch praktische Herausforderungen. Eine ähnliche Maßnahme in Soest musste im letzten Jahr abgebrochen werden, nachdem Nester mit Eiern entdeckt wurden. Solche Situationen zeigen, dass nicht alle geplanten Eingriffe in die Natur ohne weiteres durchsetzbar sind.
Ein Blick auf die Jagdstatistiken zeigt, dass im vergangenen Jahr in Krefeld 245 Wildgänse und in Essen 200 Tiere abgeschossen wurden, was die Schärfe der Maßnahmen verdeutlicht. Die Jagdsaison für diese Gänsearten läuft in Deutschland vom 16. Juli bis zum 31. Januar, sodass die Städte in diesem Zeitraum operieren müssen.
Die Verwirrung um die richtige Vorgehensweise in der Gänsefrage hält an. Das Thema führt zu intensiven Diskussionen und einem Austausch zwischen Befürwortern und Kritikern solch aggressiver Methoden. Viele hoffen auf eine langfristige Lösung, die die Lebensqualität aller betrifft und einen sinnvolleren Umgang mit der Tierwelt fördert. Auch die jüngsten Entwicklungen zusammen mit den städtischen Planungen lassen darauf schließen, dass ein Umdenken in der Herangehensweise notwendig ist, um sowohl den Tierschutz zu wahren als auch die Belange der Menschen zu berücksichtigen.