Der Melatenfriedhof in Köln ist nicht nur eine der bekanntesten Stätten der Stadt, sondern beherbergt auch die Gräber zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Besondere Führungen konzentrieren sich auf die geschichtliche Bedeutung dieses Ortes. Doch derzeit führt der Zustand des Haupteingangs zu einem besorgniserregenden Bild: Die Trauerhalle ist seit Frühjahr 2023 vollständig gesperrt und wird von einem Holzzaun umschlossen. Diese Schließung resultiert aus gravierenden baulichen Mängeln an dem denkmalgeschützten Gebäude, das 1955 nach Entwürfen des Architekten Fritz Schaller errichtet wurde.
Ursprünglich wurden im Frühjahr 2022 Sicherungsmaßnahmen vorgenommen, aber die Umstände haben sich seitdem weiter verschärft. Laut einer Sprecherin der Stadt sind umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig. „Die Schadenskartierung ist abgeschlossen“, so die Sprecherin. Sie erklärte, dass die angekündigte Betonsanierung nicht ausrechend sei: „Das gesamte Gebäude einschließlich seiner Lagerräume, technischen Anlagen und Kühlkammern muss saniert werden.“ Ein Architekturbüro wurde mit der Planung beauftragt, jedoch fehlt bislang ein festgelegter Zeitplan für die Wiedereröffnung der Halle.
Schließung der letzten Blumenhandlung
Ein weiterer trauriger Aspekt ist die Schließung der letzten verbliebenen Blumenhandlung vor dem Friedhof, die von der Friedhofsgärtnerei Willy Wirtz betrieben wurde. Die Inhaberin Claudia Neumann, die das Geschäft in dritter Generation führt, gab zu, dass sie die Notbremse ziehen musste: „Ich habe nicht mehr die Kraft, das Ladengeschäft jeden Tag zu öffnen.“ Der rückläufige Kundenbesuch und das veränderte Kaufverhalten – viele kaufen Blumen mittlerweile im Bauhaus oder im Supermarkt – haben dazu beigetragen, dass der Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. In den guten alten Zeiten gab es bis zu fünf Blumenläden in der Umgebung.
Auch beim Betreten des Friedhofs wird es schwerer, den gewohnten Blumengruß zu erwerben. Neumann betont, dass ihre Firma die Grabpflege weiterhin anbieten wird, aber ohne Ladengeschäft ist dieser Service eingeschränkt. Die Stadt hat auf diese Entwicklung keinen Einfluss, was die Situation zusätzlich erschwert.
Ablehnung von Übergangslösungen
Derzeit sind die Kölner Trauergesellschaften gezwungen, auf eine interimistisch errichtete Halle auszuweichen. Diese ist eine wirtschaftlichere, jedoch nicht optimal gestaltete Lösung. Kritik an der Qualität und an der Würde dieser Halle hat es gegeben, jedoch sind, laut Stadt, bislang keine offiziellen Beschwerden eingegangen. Die Stadt ist überzeugt davon, dass dieser Raum dennoch eine angemessene Umgebung für Trauerfeiern bietet.
Die zweite historische Trauerhalle, die 1881 erbaut wurde, steht nicht als Ausweichmöglichkeit zur Verfügung. Nach einer Sanierung von 3,3 Millionen Euro wurde das Gebäude in ein Kolumbarium umgewandelt, das Platz für Urnen bietet. Hier sind traditionelle Trauerfeierlichkeiten sowie Dekorationen nicht möglich, was den Bedarf an alternativen Lösungen weiter verstärkt.
In Köln gibt es bereits eine verstärkte Nachfrage nach Urnenbestattungen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker stellte fest, dass fast drei Viertel aller Bestattungen auf den 55 Kölner Friedhöfen Urnenbestattungen sind. Angesichts dieser Entwicklung hat die Stadt Maßnahmen ergriffen, um die Bestattungsangebote diesbezüglich zu erweitern und den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.
Während die Stadt an den notwendigen Maßnahmen zur Sanierung der Trauerhalle arbeitet, bleibt abzuwarten, wie lange die Trauerfeiern und der Betrieb rund um den Melatenfriedhof eingeschränkt bleiben werden. Details zur Situation sind noch nicht vollständig geklärt, aber die Stadt hat angekündigt, dass alle erforderlichen Untersuchungen und Planungen in vollem Gange sind.
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