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Meißner Künstlerin restauriert wertvolles Bleiglasfenster aus Chicago

Vor einigen Monaten entdeckte die Meißner Künstlerin Christina Koenig zufällig ein altes Bleiglasfenster, das online zum Verkauf stand. Bezaubert von der Kombination aus Handwerk, Kunst und dem faszinierenden Material Glas, beschloss sie, das Kunstwerk zu erwerben. Trotz des kritischen Zustands des Fensters, das aus 155 Teilen bestand - einige fehlten, andere waren zerbrochen - ließ sie sich nicht entmutigen. „Die Umrandung des Kunstwerks war so gut wie nicht mehr vorhanden“, erklärte sie bei ihrem Besuch in München, wo sie die Verkäuferin traf.

Nach eingehenden Gesprächen mit einer Glaswerkstatt in Dresden, die sich auf die Restaurierung spezialisiert hat, nahm Koenig das Fenster mit nach Meißen. Dort wurde es fachmännisch restauriert: Fehlende Teile wurden ersetzt und die Umrandung wurde mit neuem Fensterkitt abgedichtet. Gleichzeitig wurde eine Milchglasscheibe auf die Rückseite eingebaut, um das Licht angemessen zu streuen. Ein Dimmer zur Feinjustierung der Beleuchtung steht noch aus, doch Koenig ist bereits mit dem Ergebnis der Restauration sehr zufrieden.

Ursprung des Kunstwerkes

Die Herkunft des Fensters blieb anfangs unklar. Die Verkäuferin hatte es in den 80er-Jahren bei einem Antiquitätenhändler in Chicago erstanden. Damals war der Umgang mit solchen Mitbringseln noch eher unkompliziert. Christina Koenig begann daraufhin, im Internet zu recherchieren, indem sie mithilfe von Google und YouTube zahlreiche Videos von Kirchen in Chicago anschaute. Dabei entdeckte sie Bleiglasfenster in der „St. Martin von Tours“-Kirche, von denen sie vermutet, dass ihr Exemplar dazugehört. „An zwei Stellen haben sie in dem Video bereits gefehlt“, äußerte Koenig, dennoch kann sie keine definitive Zuordnung vornehmen.

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Die „St. Martin von Tours“-Kirche in Chicago, ein beeindruckendes neogotisches Bauwerk, wurde ursprünglich für eine junge deutsch-katholische Gemeinde entworfen. Die ersten Pläne stammen von Louis A. Becker aus Mainz. Ab 1872 erlebte die Gemeinde durch Menschen, die vor dem Kulturkampf unter Bismarck flohen, ein bemerkenswertes Wachstum. Im Laufe der Jahre wandelte sich die Gemeinde und wurde vielfältiger, bis sie 1989 geschlossen wurde. Diesen Übergang dokumentiert auch die gemeinnützige Initiative „Preservation Chicago“, die regelmäßig auf vergessene Bauten aufmerksam macht.

Historische Bedeutung

Im Jahr 1941 war die Gemeinde nicht mehr ausschließlich deutsch geprägt, und die Gottesdienste wurden zunehmend in Englisch abgehalten. Die Vielfalt der Gemeinde umfasste bald Familien verschiedener Herkunft, darunter irische, italienische, litauische und mexikanische Einwanderer. Während des 75. Jahrestages der Gemeinde war die Mehrheit der Mitglieder schwarz. Diese Entwicklung verdeutlicht die dynamische Geschichte der Gemeinde, die einst als Zufluchtsort für deutsche Einwanderer diente.

Das Bleiglasfenster selbst erzählt eine biblische Geschichte: Es zeigt, wie König Nebukadnezar drei Männer in einen Feuerofen steckte, während ein Engel für deren Schutz sorgte. Das Engelsgesicht, das sich im Zentrum des Fensters befindet, ist innerhalb der lodernden Flammen dargestellt – ein eindrucksvolles Motiv, das die dramatischen Elemente der Geschichte hervorhebt.

Die Restaurierung und der Rückblick auf die Geschichte dieses Fensters eröffnen nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit der deutschen und österreichischen Einwanderer in Chicago, sondern beleuchten auch die kulturellen Verbindungen zwischen den USA und Europa. So wird das Fenster, das nun in der Galerie Himmlisch in Meißen hängt, zu einem einzigartigen Zeitzeugen und einem Kunstwerk von historischer Bedeutung.

Für mehr Informationen über dieses faszinierende Kunstwerk und seine Geschichte, siehe den Bericht auf www.saechsische.de.


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Chicago, USA
Quelle
saechsische.de

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