In Deutschland ist die medizinische Versorgung für viele Menschen nicht gewährleistet, denn tausende leben ohne Krankenversicherung. Schätzungen zufolge sind es zwischen 500.000 und einer Million Menschen, die im Fall einer Krankheit oder Verletzung in akute Not geraten können. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die Lücken im Gesundheitssystem, trotz der seit 2009 bestehenden Versicherungspflicht.
In Euskirchen bietet die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) eine wertvolle Anlaufstelle für diejenigen, die dringend medizinische Unterstützung benötigen. Jeder Dienstag öffnet die MMM-Praxis am Krankenhaus ihre Türen, wo im Durchschnitt jährlich 150 Patientinnen und Patienten behandelt werden, darunter Obdachlose, Menschen ohne Aufenthaltstitel und ehemals Selbstständige, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind.
Wöchentliche Sprechstunde für Unversicherte
Dr. Hans-Josef Bastian, ein ehrenamtlicher Arzt und ehemaliger Chefarzt, erklärt: „Wir nehmen uns hier sehr viel Zeit für die Menschen. Das geht auch gar nicht anders.“ Diese Philosophie zieht sich durch die gesamte Praxis, wo nicht nur der medizinische Zustand im Vordergrund steht. Oftmals müssen zusätzliche Hilfsangebote erarbeitet werden, um Patienten in ein reguläres Gesundheitssystem zurückzuführen. Leider ist der Weg zurück in die gesetzliche Krankenversicherung oft teuer, da die Krankenkassen auf noch ausstehende Beiträge bestehen, die sich auf 20.000 bis 30.000 Euro summieren können.
Ein ungewöhnlicher Ansatz, den einige Paare aus finanziellen Gründen wählen, ist die Ehe, um in die Familienversicherung aufgenommen zu werden. „Drei oder vier Paare haben schon geheiratet, damit der Partner dann in die Familienversicherung kommen kann“, berichtet Dr. Bastian mit einem Schmunzeln.
Kostenfaktoren und Hilfe durch Spenden
Die medizinischen Leistungen der MMM-Praxis sind aufgrund begrenzter finanzieller Mittel limitiert. „Unsere teuerste Geburt war eine Zwillingsgeburt, bei der eines der Babys verstorben ist, und das andere mit der Mutter mehrere Wochen auf der Intensivstation lag. Die Kosten beliefen sich auf 75.000 Euro“, erläutert Bastian. Solche extremen Kosten sind für die Malteser nicht tragbar, weshalb sie auf Spenden angewiesen sind.
Eine Spende in Höhe von 5.000 Euro, die kürzlich vom Lions Club Euskirchen-Nordeifel überreicht wurde, kann für die Praxis von großer Bedeutung sein. Die Mitglieder sammelten Geld beim Verkaufsstand auf dem Wollmarkt, um die wertvolle Arbeit der Malteser zu unterstützen. „Das Geld wird hier auf jeden Fall sehr gut gebraucht“, betont der Geschäftsführer der Malteser. Die offenen Sprechstunden bieten dann nicht nur eine medizinische Grundversorgung, sondern auch die Möglichkeit, Sichtprobleme anonym und ohne Voranmeldung zu klären.
Die Praxiseröffnung der MMM in Euskirchen datiert auf das Jahr 2016. Seither steht ein Team aus Ärzten und einer Empfangsmitarbeiterin bereit, um den oft schutzbedürftigen Menschen zu helfen. Dr. Bastian, seine Frau Hildegard und Allgemeinmediziner Guido Broich sind die Kernkräfte des Projekts. Ihre Tätigkeit erfolgt vollständig ehrenamtlich.
Die wöchentliche Sprechstunde findet jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr statt. Hier ist jedes unversicherte Individuum willkommen, um medizinische Grundversorgung zu erhalten. „Wir arbeiten eng mit anderen medizinischen Einrichtungen und Organisationen zusammen, um weitere Hilfsangebote anbieten zu können“, erklärt Bastian. Die medizinische Versorgung in der Praxis ist nicht nur gesundheitlich, sondern auch menschlich wichtig für die Betroffenen.
Für mehr Informationen über die wertvolle Arbeit der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung finden Sie umfassende Berichte hier auf mobil.ksta.de.