In Deutschland droht erneut ein alarmierender Mangel an lebenswichtigen Medikamenten! Apotheker und Hausärzte schlagen die Alarmglocken, da die Erkältungs- und Grippesaison vor der Tür steht. Die Sorge um die Medikamentenversorgung wird immer drängender, während die AOK von einer „hohen Versorgungssicherheit“ spricht. Wer hat nun recht?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Am 14. November wurden im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) rund 460 Lieferengpässe registriert. Martin Schulze, Apotheker bei mycare.de, warnt, dass es Anfang November sogar über 500 Engpässe gab, darunter kritische Medikamente wie Antibiotika und Asthmamittel. Besonders besorgniserregend ist die drohende Knappheit bei Amoxicillin und Azithromycin, die für Kinder und chronisch Kranke unverzichtbar sind. Schulze kritisiert das neue Lieferengpassbekämpfungsgesetz, das zwar mehr Flexibilität für Apotheken bietet, aber nur dann hilft, wenn Alternativen tatsächlich verfügbar sind.
Die Realität der Medikamentenversorgung
Die AOK hingegen betont, dass 98,8 Prozent aller Medikamente verfügbar sind und nur punktuelle Engpässe bestehen. Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, sieht die aktuelle Datenlage als beruhigend an. Doch die Realität in den Apotheken spricht eine andere Sprache: Die Engpässe betreffen ganze Wirkstoffgruppen, was die Versorgung in der Hochsaison gefährdet. Hausärzte berichten von ständigen Rezeptänderungen, da Medikamente nicht vorrätig sind.
Die Probleme sind tief verwurzelt: Die Abhängigkeit von globalen Lieferketten, insbesondere aus Asien, führt zu einer fragilen Versorgungssituation. Professorin Ulrike Holzgrabe erklärt, dass nicht jeder Engpass automatisch eine Versorgungslücke darstellt, aber bei kritischen Medikamenten wie Antibiotika wird es schnell problematisch. Die fehlende Transparenz in der Lieferkette ist ein weiteres großes Problem, das dringend angegangen werden muss. Trotz der Beteuerungen des Bundesgesundheitsministeriums, dass es keine generelle Versorgungsknappheit gibt, bleibt die Frage: Wie viele Eltern müssen in diesem Winter wieder von Apotheke zu Apotheke ziehen, um die benötigten Medikamente für ihre Kinder zu finden?