Der charmante Ort Zierow erlebt einen bedeutsamen Wendepunkt, denn die Gaststätte „Zierower Hof“ schließt nach 30 Jahren ihre Pforten. Besitzer Dieter Sip wird am Sonntag zum letzten Mal in seiner Küche stehen, und während er die letzten Bratkartoffeln in der Pfanne schwenkt und Schnitzel brutzelt, ist der Abschied für ihn bittersüß. „Mit 68 Jahren höre ich auf, ich kann nicht mehr“, sagt der Wismarer, der vor drei Jahren seine Entscheidung bekannt gab.
Auch wenn das Restaurant floriert, hat Sip nicht vor, den Pachtvertrag zu verlängern. „Das wären noch einmal fünf oder zehn Jahre gewesen“, erklärt er. Die Entscheidung wurde von der Vernunft geleitet, und die schnelle Wendung des Lebens, wie er durch die Erfahrung eines Berufskollegen gesehen hat, hat ihn geprägt. „Man lebe eben nur einmal“– dieser Gedanke lässt ihn in Ruhe weiterziehen.
Ein wichtiger Teil der Gemeinschaft
Dieter Sip begann im Herbst 1994, die Gaststätte zu pachten, als diese neu gebaut wurde. Bei der Eröffnung im Jahr 1995 war er zusammen mit einem Partner am Start, doch seit einem Jahrzehnt leitet er den „Zierower Hof“ alleine. Damals gab es in Zierow noch sechs andere Gaststätten. Heute ist nur noch die „Oase“ auf dem Campingplatz als Alternative übrig geblieben, was die Einheimischen schmerzt.
In den vergangenen Jahren hat der „Zierower Hof“ zehntausende Feiern ausgerichtet, von Hochzeiten über Geburtstagsfeiern bis hin zu Klassentreffen. „Jetzt rufen die Leute an und sagen, sie möchten noch ein letztes Mal bei mir essen“, erzählt Sip und schildert die emotionalen Reaktionen auf die Schließung. Seine Schnitzel waren legendär, und die Preise sind unvergesslich: „Vor 30 Jahren kostete unser Schnitzel nur 6,60 D-Mark“, erzählt er mit einem Lächeln.
Die Entscheidung zur Schließung war hart, da sie sowohl für die Restaurantbesucher als auch für die Familie Sip mit vielen Erinnerungen verbunden ist. Seine Frau stand ihm während der 30 Jahre stets zur Seite, auch wenn es bedeutete, dass sie sich nur bei der Arbeit trafen. „Wir waren wie eine große Familie“, sagt Sip über sein Team, das in den vergangenen Jahren entstanden ist.
Der Abschied und der Ausverkauf
Mit dem Ende der Gaststätte steht nun ein Ausverkauf auf dem Programm. Das Interesse dafür ist groß, und viele Gäste und Freunde möchten sich ein Stück des „Zierower Hofs“ sichern. „Tische, Stühle und diverse Gegenstände sind bereits reserviert“, erläutert Sip. Selbst für die dekorativen Teile, wie das Hufeisen oder das große Wagenrad, gibt es Anfragen.
Einige Küchenutensilien sind noch zu haben, darunter Mikrowellen und Kühlungstechnik. Diese werden allerdings erst nach dem letzten Arbeitstag abzugeben sein, wenn Sip seine Kochjacke endgültig ablegt. „Es wird eine große Veränderung für mich sein, aber ich freue mich auch auf den Ruhestand und die neuen Abenteuer, die ich mit meiner Frau erleben werde“, sagt er aufgeregt.
Die Schließung des „Zierower Hofs“ ist nicht nur das Ende eines Geschäfts, sondern auch das Ende einer Ära für viele, die mit der Gaststätte verbunden sind. Der Abschied von einem Lokal, das über Jahrzehnte kulturhistorisch geprägt hat, wird in Zierow manchem fehlen. Die Eindrücke und Erinnerungen an feierliche Zusammenkünfte, leckere Mahlzeiten und die warme Atmosphäre werden für immer bleiben. Jetzt heißt es einfach, sich auf eine neue Lebensphase zu freuen, in der er und seine Frau die Welt bereisen wollen, wie sie immer schon davon geträumt haben. Mehr zu diesem Thema finden sich in dem Artikel auf www.ostsee-zeitung.de.
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