Die Herausforderungen für Familien, die mit psychischen Erkrankungen leben, sind enorm. Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist die Bewältigung von Depressionen eine komplexe Angelegenheit, die nicht nur die betroffenen jungen Menschen, sondern auch ihre Angehörigen betrifft. Im Fall von Verena Schmidt und ihrer Tochter Laura wird deutlich, wie wichtig der Austausch und die Unterstützung unter Eltern in ähnlichen Situationen ist.
Die Realität bewältigen: Depression in der Familie
Laura, eine 15-Jährige aus Schwerin, kämpft gegen tiefe depressive Episoden. Erinnerungen an ihre frühere Lebensfreude sind verblasst, und das Bedürfnis, mit Freunden Zeit zu verbringen, hat nachgelassen. Verena Schmidt berichtet, dass Laura oftmals erschöpft und ohne Appetit ist, manchmal weint sie ohne erkennbaren Grund. Ihre Mutter weiß, dass diese Symptome nicht nur vorübergehender Natur sind, sondern auf eine tiefere Herausforderung hinweisen.
Wachsende Bedeutung von Selbsthilfegruppen
Um diese Herausforderungen besser zu bewältigen, gründete Verena im Mai eine Selbsthilfegruppe für Eltern, deren Kinder an Depressionen leiden. Die Gruppe gibt den Eltern die Möglichkeit, ihre Sorgen und Ängste zu teilen. „Es ist wichtig, sich auszutauschen und zu wissen, dass man nicht allein ist“, sagt sie. Ihre Erfahrungen bestätigen, dass die Unterstützung durch Gleichgesinnte für die psychische Gesundheit der gesamten Familie entscheidend ist.
Die Rolle von sozialen Medien und externe Einflüsse
Ein weiterer Punkt, den Verena anspricht, sind die sozialen Medien, insbesondere TikTok. Während sie die Plattform für die Verantwortungslosigkeit kritisiert, mit der bestimmte Themen behandelt werden, erkennt sie auch, dass diese Medien vielen Jugendlichen helfen, ihre Gefühle auszudrücken. So erklärt sie: „Man muss das diskutieren. Es dringt so viel auf unsere Kinder ein, sie brauchen einen Raum, um darüber zu sprechen.“
Schuldgefühle und Sorgen von Eltern
Das emotionale Gewicht, das auf den Schultern der Eltern liegt, ist schwer. Verena schildert, dass Eltern oft Schuldgefühle und Ängste plagen. Sie fragen sich, ob sie richtige Entscheidungen treffen und wie sie ihre Kinder unterstützen können. „Wir bauen unser Familienleben um die Krankheit meiner Tochter herum auf“, sagt sie und reflektiert darüber, wie sehr die Depression die Dynamik innerhalb der Familie beeinflusst.
Hilfsangebote für betroffene Familien
Experten raten dazu, bei den ersten Anzeichen einer Depression sofort Hilfe zu suchen. Häufig bleibt diese Erkrankung unbehandelt, was dazu führt, dass Betroffene auch im Erwachsenenalter unter den Folgen leiden. In diesem Zusammenhang betont Verena, wie wichtig der Zugang zu Fachkräften und Therapieangeboten ist. Sie empfiehlt Eltern, nicht nur in ihrer Nähe nach Hilfe zu suchen, sondern auch in anderen Städten.
Wachsende Fälle von Selbstverletzung in Schulen
In der Selbsthilfegruppe wird zudem ein weiterer besorgniserregender Trend thematisiert: Das verstärkte Auftreten von Selbstverletzungen unter Schülern. „Früher gab es ein bis zwei Fälle an einer Schule; jetzt sind es durchschnittlich zwei bis drei in einer Klasse“, berichtet Verena. Dies verdeutlicht, wie ernst das Thema psychische Gesundheit im schulischen Umfeld genommen werden muss.
Wohin kann man sich wenden?
- Selbsthilfegruppe für Eltern depressiver Kinder: Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen Schwerin, am Spieltordamm 9.
- Erziehungs- und Familienberatungsstellen in Städten.
- Notfallambulanzen für schwere Fälle.
- Sorgentelefon für Kinder: www.nummergegenkummer.de, erreichbar von Montag bis Freitag, 14 bis 20 Uhr, Telefonnummer 116 111.
- Beratungsangebote für Eltern vom „Nummer gegen Kummer e.V.“: 0800 – 1 111 0 550.
Verena Schmidt und ihre Familie sind ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, offene Gespräche zu führen und Unterstützung zu suchen. Die Selbsthilfegruppe bietet einen Raum für den Austausch und ist ein Lichtblick in der schweren Zeit der Depression.
– NAG