Die Kleingärtner in Neubrandenburg erleben in dieser Saison gemischte Gefühle. Während einige von ihnen über mickrige Ernten klagen, berichten andere von einer Fülle an frischen Früchten und Gemüse. Jürgen Wittwer, ein Rentner aus der Oststadt von Neubrandenburg, gehört zu den unzufriedenen Gärtnern. Er kann sich in diesem Jahr kaum an seinen Erträgen erfreuen. „Die Kirschen waren nur eine Handvoll dran, letztes Jahr hing der Baum noch voll“, erzählt er, während er auf seinen Garten schaut, den er seit Jahrzehnten mit viel Hingabe pflegt.
Wittwer verbringt praktisch jeden Tag im Kleingarten am Küssower Grund, einer beliebten Anlage am östlichen Stadtrand der Stadt. Seine Parzelle gehört ihm seit den Zeiten der DDR, als er als Chef-Monteur bei der Nahrungs- und Genussmittel-Maschinenbau arbeitete. „Es ist eine schöne Erholung. Ich mag die Gemeinschaft, auch wenn wir zu DDR-Zeiten mehr zusammensaßen und der Zusammenhalt größer war“, sagt Wittwer mit einem Hauch von Melancholie. Der Garten ist für ihn nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Raum für soziale Kontakte, auch wenn diese in den letzten Jahren etwas abgenommen haben.
Vielfältige Ernten und persönliche Glücksmomente
Für Marion wird der Kleingarten im Sommer zum zweiten Zuhause. Von Juni bis September ist sie hier regelmäßig anzutreffen, schläft sogar teilweise in ihrer Gartenlauben. „Man ist hier endlich mal raus aus dem Alltag“, strahlt sie und vermittelt damit das Gefühl, dass die Zeit im Garten mehr ist als nur eine Möglichkeit, Obst und Gemüse zu ernten. Es geht um Freundschaft, Hilfe und das gemeinsame Erleben der Natur, auch in schwierigen Zeiten.
In Neubrandenburg zeigen die Ernten der Kleingärtner, dass der Garten nicht nur ein Ort des Anbaus, sondern auch ein Ort des sozialen Miteinanders ist. Trotz der Herausforderungen, die das Wetter und andere Figuren des Gartens wie die Schnecken mit sich bringen, bleibt die Lebensfreude der Gartenliebhaber ungebrochen. Der Fokus liegt nicht ausschließlich auf der Quantität der Ernte, sondern vielmehr darauf, Zeit in der Natur zu verbringen und die Gemeinschaft zu stärken.
– NAG