Ein deutliches Zeichen setzten am Samstag Radfahrer aus der Umgebung, die gegen den umstrittenen Ausbau der B96 protestierten. Am Rastplatz bei Usadel versammelten sich zwischen 80 und 100 Teilnehmer, um ihre Meinung zu den aktuellen Bauplänen zu äußern. Laut dem Aktionsbündnis „B96-Ausbau: so nicht!“ wird der Protest aufrechterhalten, solange die Bagger nicht rollen und sich an den Plänen nichts ändert. Diese Aktion ist keine Premiere: Erstmals fand eine Sternfahrt im vergangenen Jahr statt, und die Neuauflage dieses Jahres lockte erneut zahlreiche Unterstützer an die Straße.
Die Demonstranten bildeten mit ihren Fahrrädern eine Menschenschlange, die sich auf der Bundesstraße entlang bewegte. Dabei entstanden zeitweise lange Autoschlangen, die jedoch an einigen Stellen die Möglichkeit hatten, die Radfahrer zu umfahren. Dieses Bild macht deutlich, wie wichtig das Thema für die Bürger ist und welche Emotionen hier auf dem Spiel stehen. Das Aktionsbündnis bezieht sich nicht nur auf die unmittelbaren Auswirkungen des Ausbaus, sondern auch auf langfristige ökologische und ökonomische Aspekte.
Einsatz für ökologische Belange
Das Bündnis, das 2018 ins Leben gerufen wurde und unter anderem dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) angehört, hat als kritischen Punkt den geplanten parallelen Straßenneubau fest im Visier. Für die Kritiker, wie Falk Jagszent, Kommunalpolitiker und Redner auf der Kundgebung, steht fest: „Dieses Straßenbauprojekt ist volkswirtschaftlicher Schwachsinn“. Eine Einsparung von lediglich drei Minuten Fahrtzeit solle mit Kosten von bis zu 300 Millionen Euro erkauft werden, was in Anbetracht des Investitionsstaus in die Infrastruktur als äußerst fragwürdig angesehen wird. Kritiker fordern, dass stattdessen marode Brücken erneuert werden sollten.
Mit Hinweis auf prominente Beispiele, wie die Carolabrücke in Dresden, ergänzte Jutta Wegner von Bündnis 90/Die Grünen, dass der Bundesverkehrswegeplan in Zukunft die Erhaltung bestehender Straßen und Brücken in den Mittelpunkt rücken müsse. „Es kann nicht mehr nur um Neubau gehen“, sagte sie. Diese Forderung verdeutlicht, dass die Protestbewegung nicht nur radikale Änderungen in der Infrastruktur anstrebt, sondern auch ein Umdenken innerhalb der Verkehrspolitik fordert.
Finanzielle Hürden oder echte Alternativen?
Ein zusätzlicher Punkt, der im Rahmen der Demonstration angesprochen wurde, war die Vermutung, dass der Bund nicht über die notwendigen finanziellen Mittel für Großprojekte verfügt. Dies könnte möglicherweise die Beweggründe für den Ausbau der B96 schwächen und den Druck auf die Politiker erhöhen, alternative Vorschläge umzusetzen. Als mögliche Lösung wird der teilweiser Bau einer Überholspur entlang der Bundesstraße diskutiert.
Zu den aktiven Demonstranten zählte auch Klara Bultmann aus Neustrelitz, die sich für mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr einsetzt. Ihrer Meinung nach ist das Ziel einer wirklichen Verkehrswende nur mit einem Fokus auf Bus und Bahn erreichbar. Sie betonte, dass die Statistiken zeigen würden, dass der Individualverkehr abnimmt, was weitere Fragen zu den Investitionen in Straßen aufwirft.
Erstmalige Begleitung durch die Polizei
Anders als im vergangenen Jahr, als die Neubrandenburger Radfahrer ohne Polizeischutz unterwegs waren, erhielten sie diesmal Unterstützung durch ein Polizeiauto. Dies unterstreicht die wachsende Relevanz des Themas und des Protests, der nach den Vorstellungen des Aktionsbündnisses auch im nächsten Jahr wiederholt werden soll. „Wir wollen die Protestaktion verstetigen und auch künftig zur gleichen Jahreszeit stattfinden lassen“, erläuterte Jagszent.
Insgesamt zeigt die Veranstaltung, dass das Thema Straßenbau nicht nur bauliche, sondern gesellschaftliche Dimensionen beinhaltet und eine Vielzahl von Meinungen und Interessen aufeinanderprallen. Um mehr darüber zu erfahren, wurde in Berichten auf www.nordkurier.de umfassend berichtet.