Die Diagnose Demenz ist eine der größten Herausforderungen, mit denen Familien heute konfrontiert sind. Besonders belastend wird es, wenn Angehörige die Anzeichen zunächst nicht wahrnehmen oder sie ignorieren. So widerfuhr es der Familie von Helga L., einer 75-jährigen Frau, die sich lange Zeit weigerte, ihre Krankheit zu akzeptieren. Erst als die Diagnose durch Ärzte bestätigt wurde, konnten ihr Ehemann und ihre Kinder die schleichenden Veränderungen in ihrem Verhalten verstehen.
„Es fing wohl damit an, dass sie nicht mehr lächelte“, erinnert sich ihr Sohn. Vorher erfreute sich Helga an den kleinen Dingen im Leben, doch zunehmend verloren sich ihre Freude und auch ihre Fähigkeit, im Gespräch den Faden zu halten. Diese Veränderungen sind Teil der Alzheimer-Demenz, der häufigsten Form von Demenz, bei der der Abbau von Nervenzellen im Gehirn zu signifikanten Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und der kognitiven Fähigkeiten führt.
Gesprächsbedarf und Ängste
Die Familie L. hat in den letzten Monaten viel über die Herausforderungen erfahren, die mit der Krankheit einhergehen. Zunächst war der Ehemann überzeugt, dass es sich einfach um Alterserscheinungen handelte. Helga, die zuvor für alles Organisatorische zuständig war, sah sich zunehmend hilflos in ihrer gewohnten Rolle. Es war eine gewaltige Umstellung für alle Beteiligten, zumal alltägliche Aufgaben nun an den Ehemann abdelegiert wurden.
Doch nicht nur der Verlust der geistigen Fähigkeiten ist eine Herausforderung; auch die Gespräche über zukünftige Entscheidungen und Vollmachten geben Helga Angst. „Da fallen auch mal böse Worte, die sie früher nie gesagt hätte“, berichtet ihr Sohn. Dies verdeutlicht den emotionalen Stress, dem nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Angehörigen anscheinend ausgesetzt sind. Die Ängste, dass finanzielle und Wohnfragen nicht mehr selbständig geklärt werden können, führen zu einer Verunsicherung, die sich im Alltag stark auswirkt.
Woche der Demenz
Um dem Thema Demenz mehr Gehör zu verschaffen, wird jährlich am 21. September der Welt-Alzheimer-Tag begangen. Parallel dazu veranstalten Städte wie Neubrandenburg eine „Woche der Demenz“, die auf Informationsangebote und Unterstützung aufmerksam macht. Diese Veranstaltungen sind entscheidend, um aus dem Tabu rund um die Krankheit auszubrechen. Die Resonanz ist positiv, dabei werden nicht nur Betroffene, sondern auch Angehörige in ihrer Rolle unterstützt.
Für Hilfesuchende sowie Angehörige besteht die Möglichkeit, wertvolle Kontakte zu Fachleuten zu knüpfen. In diesem Zusammenhang berichtete die Familie L. von ihren positiven Erfahrungen mit Fallmanagerin Mandy Freimark vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), die ihnen bei der Bewältigung der Herausforderungen zur Seite steht. Ein Austausch mit anderen Betroffenen war für die Familie L. ebenfalls von großer Bedeutung, da ihnen bewusst wurde, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind.
Während der Woche der Demenz sind diverse Veranstaltungen in mehreren Städten Mecklenburg-Vorpommerns geplant, darunter Workshops, Gesprächsrunden sowie Informationsangebote. Die lokale Allianz „Wir & Demenz Neubrandenburg“ wird unter dem Motto „Vergiss-mein-nicht“ Veranstaltungen koordinieren, die darauf abzielen, das Bewusstsein für Demenz zu stärken und gleichzeitig eine Plattform für Betroffene und Angehörige zu bieten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich das Verständnis für diese Krankheitsbilder entwickeln wird und welche neuen Ansätze zur Unterstützung von Betroffenen und deren Familien geschaffen werden können. Die Initiative zur offenen Diskussion über Demenz ist jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, um der Krankheit begegnen zu können. Weitere Informationen über die aktuellen Veranstaltungen sind hier zu finden.