Rainer Prachtl, der ehemalige Landtagspräsident von Mecklenburg-Vorpommern, ist in der Nacht zum Samstag im Alter von 74 Jahren verstorben. Dies gab der Neubrandenburger Dreikönigsverein, dessen Vorsitzender er war, am Montag bekannt. Prachtl wurde 1950 in Neubrandenburg geboren und spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Vereins, den er mitgründete.
Sein Erbe in der Vereinsarbeit ist vielfältig. Er organisierte unter anderem jährliche Benefizveranstaltungen am Dreikönigstag, initiierte Israelreisen für Jugendliche und setzte sich für die Vergabe des Siemerling-Sozialpreises ein. Ein bemerkenswerter Moment seiner Karriere war die Einladung von Michail Gorbatschow als Ehrengast zu einem Benefizabend, dessen Erlös der Hospizarbeit zugutekam. Die Liste prominenter Gäste, die er im Laufe der Jahre willkommen heißen durfte, umfasst Persönlichkeiten wie Angela Merkel, Joachim Gauck und Gesine Schwan.
Politische Karriere und soziale Verantwortung
Prachtls politische Laufbahn begann 1990, als er Präsident des Landtags Mecklenburg-Vorpommern wurde. In dieser Funktion trug er maßgeblich zur Gestaltung der Landesverfassung bei. Besonders wichtig war ihm die Einbeziehung der Grünen und der Mitglieder der DDR-Bürgerbewegung in den Gesetzgebungsprozess, auch wenn sie nicht in den Landtag gewählt wurden. Prachtl wollte die Demokratie nicht nur legislativer gestalten, sondern auch die Menschen direkt mit einbeziehen. Er war bekannt dafür, unermüdlich die Verfassung zu verteilen und ihre Inhalte vor Ort zu vermitteln – sei es auf Bauernhöfen oder in Kleingartenanlagen.
Bis 2006 vertrat er die CDU im Landtag und setzte sich für eine bürgernahe Politik ein. Auch seine religiösen Überzeugungen prägten sein Handeln. Als überzeugter Katholik war Prachtl in einer Region, die vor allem konfessionslos und evangelisch geprägt ist, stets ein Mann des Glaubens, was für ihn eine wichtige Grundlage seiner politischen Ethik darstellte.
Persönliche Leidenschaften und das literarische Schaffen
Über seine politischen und sozialen Aktivitäten hinaus war Prachtl ein kreativer Kopf. Seit 1973 verfasste er Gedichte, Kochbücher und Erinnerungen. Seine literarischen Werke prägte er mit einer Leidenschaft, die auch bei öffentlichen Lesungen zur Geltung kam. „Gerade das Lyrische hat eine hohe geistige Dimension,“ erklärte er einmal und stellte damit die Bedeutung von Metaphern und Emotionen in seinen Gedichten heraus.
Als gelernter Koch zeigte Prachtl ebenfalls Interesse an kulinarischen Dingen und pflegte die bodenständige Küche. Er war stolz darauf, traditionelle Gerichte zu kochen und sorgte dafür, dass auch die Familienrezepte seiner Großmutter lebendig blieben, was ihm besonders am Herzen lag.
Der plötzliche Tod von Rainer Prachtl hinterlässt eine große Lücke nicht nur im Neubrandenburger Dreikönigsverein, sondern auch in der gesamten Stadtgemeinschaft, wie es im Nachruf des Vereins heißt. Prachtls vielfältige Beiträge zur Gesellschaft und seine Fähigkeit, Menschen zu inspirieren und zu vereinen, werden in Erinnerung bleiben. Weitere Informationen über sein Leben und Wirken können hier nachgelesen werden.