Der Moment, den sich der Fotograf Norbert Brandt erträumt hat, ist endlich eingetreten. Am Mittwoch hat er einen Wolf in freier Wildbahn beobachtet und festgehalten. „Ich habe gepfiffen, damit er in meine Richtung schaut“, erzählte Brandt mit sichtlicher Freude. Ursprünglich war er jedoch auf der Suche nach Kranichen, die er in der Umgebung von Friedland und Altentreptow fotografieren wollte.
Die aufregende Begegnung fand statt, als Brandt etwa 400 Meter vom Ortsausgang Dahlen in Richtung Beseritz entfernt war. Der Wolf bewegte sich auf einem Feld mit Zuckerrüben, nur etwa 50 Meter von ihm entfernt. Im Hintergrund waren rund 100 Kraniche zu sehen, die bei der Ankunft des Raubtiers sofort in die Lüfte stiegen. „Ob der Wolf einen Kranich erjagt hat, konnte ich nicht sehen“, berichtete Brandt.
Der scheue Wolf und seine Instinkte
Brandt ist sich sicher, dass er vor dem ersten Wolf steht, den er in freier Wildbahn mit seiner Kamera einfängt. „Ich hoffe, es ist einer“, äußerte er sich hoffnungsvoll. Seine Erfahrung mit Schäferhunden gibt ihm die Überzeugung, dass es sich bei diesem Tier ganz klar um einen Wolf handelt und nicht um einen Hund oder gar einen Hund-Wolf-Hybriden.
Trotz der Bedrohung, die ein Raubtier für viele Menschen darstellt, fühlte sich Brandt nicht ängstlich. „Dieser Wolf war sehr scheu und entfernte sich schnell von mir. Ich denke, er hatte große Angst vor dem Menschen“, schilderte er seine Beobachtung. Es ist bemerkenswert, wie instinktiv Wölfe auf Menschen reagieren und wie oft sie sich lieber zurückziehen, als eine Konfrontation einzugehen.
Wachstum der Wolfspopulation in Mecklenburg-Vorpommern
Die Zahl der Wolfsrudel in Mecklenburg-Vorpommern beträgt mittlerweile 19. Im Frühjahr 2023 wurden zudem drei Wolfspaare und zwei Einzelwölfe dokumentiert. Diese Zählung basiert auf einer Kombination von Fotofallen und Beobachtungen von Jägern, Förstern sowie Naturschutzmitarbeitern. Das Monitoring zeigt, dass die Wölfe in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen haben.
Allerdings bringt die Rückkehr der Wölfe auch Herausforderungen mit sich, insbesondere für die Nutztierhalter. Bis zur Mitte dieses Jahres wurden etwa 40 Wolfsrisse mit insgesamt rund 140 getöteten Tieren registriert. Besonders gefährdet sind Schafe, Ziegen, aber auch Kälber und Fohlen, die oft den Angriffen der Wölfe zum Opfer fallen. Die durch den Wolf verursachten Konflikte sind ein kontroverses Thema, das die Ansichten über den Schutz dieser Tiere und deren Management in der freien Natur spaltet.