Die politische Landschaft im Kreistag Vorpommern-Greifswald befindet sich in Bewegung, kaum drei Monate nach den jüngsten Kommunalwahlen. Der erst im Januar gegründete BSW – Bündnis Sahra Wagenknecht – sieht sich einem internen Zerwürfnis gegenüber, da einflussreiche Mitglieder die Fraktion verlassen. Florian Littek, ein Mitglied der Fraktion, hat nun angekündigt, dass er bereits zum 31. August seine Mitgliedschaft niedergelegt hat. Dies wurde sowohl von der Kreistagspräsidentin Sandra Nachtweih (CDU) als auch von Detlef Rabethge, dem Fraktionschef des BSW, bestätigt.
Littek, der als Lehrer am Alexander-Humboldt-Gymnasium in Greifswald tätig ist, äußerte in der Vergangenheit Bedenken hinsichtlich der internen Demokratie innerhalb des BSW. „Statt einer neuen politischen Kraft, die Themen wie friedliche Außenpolitik und geregelte Migration behandelt, entsteht doch nur eine Linkspartei 2.0 unter der alles dominierenden Führung von Sahra Wagenknecht“, kommentierte er seinen Austritt. Mit Litteks Abgang bleibt der BSW verblüffend wenig Personal; die Fraktion hat nun nur noch sechs Mitglieder.
Ursachen des Streits
Ein Vortrag, den Littek am 30. August zur Bildungspolitik hielt, scheint der Auslöser für das Zerwürfnis gewesen zu sein. Laut Berichten von Anwesenden stieß sein Vortrag auf heftige Widerstände, insbesondere bei Mitgliedern, die nostalgisch an das Bildungssystem der DDR anknüpfen. Littek kritisierte zudem die Zukunftsplanung des BSW, die darauf abzielt, die Mitgliederzahl an die Bevölkerungszahl Mecklenburg-Vorpommerns anzupassen. Dies würde dazu führen, dass nur etwa 40 Personen bis zur Bundestagswahl nächstes Jahr die vollständigen Mitgliederrechte erlangen können, was ihm nicht passend erscheint.
Der BSW hat aktuell 32 Mitglieder in Mecklenburg-Vorpommern, von denen Littek glaubt, dass sie nicht aktiv oder fähig genug sind. Sein Appell an die Parteispitze zur Aufnahme weiterer Unterstützer wurde ignoriert, was ihn in seiner Auffassung von der innerparteilichen Demokratie bestärkt hat.
Zukünftige politische Ambitionen
Mit Litteks Austritt stellen sich nun die Fragen, wie es mit seiner politischen Laufbahn weitergeht. Er gilt als politisch links orientiert und Spekulationen, dass er möglicherweise zur AfD oder zur CDU wechseln könnte, sind nicht unberechtigt. Ein erstes Gespräch mit der CDU wurde bereits geführt, wobei die Fraktionschefin Jeanette von Busse bestätigte, dass Littek den Kontakt zur Partei nach seinem Austritt gesucht hat.
Die AfD, die im Kreistag Vorpommern-Greifswald mit 20 Mitgliedern die stärkste Fraktion stellt, hat ebenfalls Interesse signalisiert. Fraktionschef Stephan Reuken erklärte, dass eine Zusammenarbeit mit Littek grundsätzlich möglich sei, dies jedoch von weiteren Gesprächen abhängt.
Bis zur nächsten Kreistagssitzung am 7. Oktober wird Florian Littek indes als fraktionsloses Mitglied in Erscheinung treten müssen. Seine nächsten Schritte werden mit Spannung erwartet, da sich nicht nur sein politisches Schicksal, sondern auch die zukünftige Ausrichtung des BSW deutlich verändern könnte.