Der Mangel an Kieferorthopäden auf der Insel Rügen zwingt Patienten dazu, weite Wege in Kauf zu nehmen, um notwendige Behandlungen zu erhalten. Alexander Spassov, ein Kieferorthopäde mit Praxen in Greifswald und Wolgast, plant, seine Praxis nach Rügen zu verlegen. Dies geschieht, nachdem die Schließung zweier Praxen die kieferorthopädische Versorgung auf der Insel erheblich eingeschränkt hat. In einer Stellungnahme kritisiert Spassov die ungleiche Verteilung von Kieferorthopäden in der Region, speziell in Stralsund, Rostock und Greifswald.
„Wir brauchen eine bessere Verteilung der Fachkräfte, um die Patientenversorgung zu gewährleisten“, fordert Spassov, der zudem die Wiedereinführung von Niederlassungsbeschränkungen für Zahnärzte als notwendig erachtet. Daniel König, der regelmäßig seine Tochter Käthe von Glowe nach Greifswald zur Behandlung bei Spassov fährt, hat erfahren, dass kieferorthopädische Behandlungen effektiver sind, wenn der Kiefer im Alter von etwa 16 Jahren ausgereift ist. In Fachkreisen wird Spassov hingegen als „Nestbeschmutzer“ angesehen, da er die vorzeitige Durchführung kieferorthopädischer Behandlungen in Frage stellt.
Situation auf Rügen
Die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) hat den Mangel an Kieferorthopäden zur Kenntnis genommen, jedoch bislang keine Beschwerden von Patienten erhalten. Um die Gründung oder Übernahme von Zahnarztpraxen zu fördern, wurde ein Strukturfonds in Höhe von 830.000 Euro eingerichtet. Ab dem 1. Juli 2024 gilt Rügen als besonders förderfähiges Gebiet für eine bessere kieferorthopädische Versorgung, es sind Einzelförderungen bis zu 100.000 Euro möglich.
Spassov hat Kredite aufgenommen, um eine neue Praxis auf der Insel zu eröffnen, benötigt jedoch zusätzliche Unterstützung. Auch andere Eltern, wie Susann Pielahn, sehen sich in einer schwierigen Situation: Sie organisiert für ihre Tochter Ida (13) einen Shuttle nach Greifswald, da es in Stralsund keine verfügbaren Termine gibt. Pielahn hofft, dass bald eine Lösung für die fehlende kieferorthopädische Versorgung gefunden wird, da auch ihr Sohn Thore (9) eine Behandlung benötigt.
Parallel zu den Problemen auf Rügen zeigen sich auch in Niedersachsen Sorgen um die zahnärztliche Versorgung. Am Donnerstag setzten Zahnärztinnen und -ärzte in Niedersachsen ein Zeichen, indem sie an einer Protestaktion teilnahmen und die Arbeit niederlegten. Markus Braun, Vorsitzender des niedersächsischen Landesverbandes des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, schätzt, dass zahlreiche Praxen geschlossen waren, mit einer besonders hohen Beteiligung in Ostfriesland.
Die Mediziner fordern eine höhere Vergütung für zahnärztliche Leistungen, während die AOK Niedersachsen betont, dass der Gesetzgeber den Krankenkassen enge Spielräume bei Vergütungserhöhungen vorgegeben hat. Diese Situation könnte sowohl in Niedersachsen als auch auf Rügen zu einer weiteren Herausforderung in der Gesundheitsversorgung führen.
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