Die Situation in Stralsund hat sich dramatisch zugespitzt. Die Insolvenz der Fosen Werft hat nicht nur die 45 Mitarbeiter in große Unsicherheit gestürzt, sondern auch Auswirkungen auf den traditionsreichen Segelschulschiffbau des maritimen Denkmals „Greif“. Diese Werft, die erst seit 2022 in Stralsund tätig war, steht nun am Rande des Abgrunds.
In einer Besprechung mit den Angestellten wurde jedoch deutlich, dass es zumindest Hoffnung gibt. Laut dem Schiffbauer Andreas Jennsen dürfen die Werftarbeiter ab Dienstag wieder an ihren Projekten arbeiten, vorausgesetzt, das Unternehmen wird schnellstmöglich wieder an das Stromnetz angeschlossen. Diese Verbindung war aufgrund von Zahlungsproblemen und der damit verbundenen Kündigung des Pachtvertrags unterbrochen worden. Der Stress in den kommenden Tagen liegt nun bei der Stadt, die als Verpächter agiert und die Bedingungen für die Wiederherstellung der Stromversorgung klären muss. Ob eine schnelle Lösung gefunden werden kann, bleibt abzuwarten.
Die Herausforderungen für die Stadt
Ein wesentliches Anliegen ist die Fortführung der Arbeiten an der „Greif“, die unter der Regie der Fosen Werft grundsaniert wird. Greifswald, die Stadt, die das Projekt ebenfalls unterstützt, hat bereits ihre Besorgnis über den Fortgang dieser Sanierung geäußert. Oberbürgermeister Alexander Badrow betont die Notwendigkeit, dass der Insolvenzverwalter zügig die vertraglichen Vereinbarungen prüft und notwendige Maßnahmen einleitet, um eine Stilllegung des Projekts zu verhindern.
Die Insolvenz wirft nicht nur Fragen zur Zukunft der „Greif“ auf. Die Werftindustrie in Stralsund hat in der Vergangenheit bereits erhebliche Rückschläge erlitten; mehrere Werften mussten schließen, oft unter dem Druck hoher Schulden und unzureichender Aufträge. Der komplizierte Hintergrund der Fosen Werft illustriert den Kampf, den die Region in der maritimen Industrie führt.
Die finanzielle Schieflage
Am Mittwoch gab die Stadtverwaltung die Kündigung des Pachtvertrags bekannt, und nur einen Tag später meldete die Fosen Stralsund GmbH Insolvenz an. Die Schulden, die das Unternehmen bei der Stadt angehäuft hat, belaufen sich auf mindestens einen sechsstelligen Betrag. Der Oberbürgermeister erklärte, dass die Stadtwerke Stralsund aufgrund dieser Situation den Strom abstellen mussten, um finanzielle Verluste zu vermeiden. Die Schwierigkeiten der Fosen Werft sind damit nicht nur eine interne Herausforderung, sondern betreffen auch die städtischen Finanzen und die Menschen, die auf die Arbeitsplätze angewiesen sind.
Die IG Metall hat die ernste Lage der Werftarbeiter als „Schlag ins Gesicht“ bezeichnet, was die tiefen emotionalen und sozialen Auswirkungen der Insolvenz verdeutlicht. Das Schicksal der 45 Beschäftigten hängt nun an den politischen Verhandlungen und den Entscheidungen, die in den nächsten Tagen getroffen werden müssen. Der gesamte Werftstandort steht erneut auf der Kippe.
Ein Blick in die Zukunft der Werften in der Region
Die Geschehnisse rund um die Fosen Werft werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen die Werften in Stralsund und Umgebung seit der Wende 1989 konfrontiert sind. Mehrere Unternehmen haben in den letzten Jahren ihre Türen geschlossen, und das Schiffbauwesen in der Region steht vor der Frage, wie es weitergehen kann. Die frisch aufkeimende Hoffnung auf eine Stabilisierung sieht sich jedoch ständigen Rückschlägen gegenüber, wenn nicht schnell Lösungen für die bestehenden Probleme gefunden werden.
Das Schicksal der Fosen Werft und das ihrer Mitarbeiter spiegelt die Unsicherheiten wider, mit denen viele in der maritimen Branche konfrontiert sind. Die kommenden Tage werden entscheidend sein für die Erforschung von Optionen für eine mögliche Rettung und für die Sicherung von Arbeitsplätzen der betroffenen Angestellten.
Folgen für die Beschäftigten
Die Insolvenz der Fosen Werft hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Die Unsicherheit über ihre zukünftigen Arbeitsplätze führt zu großer Besorgnis unter den rund 45 betroffenen Beschäftigten. Viele von ihnen stehen vor der Frage, ob sie in der Branche bleiben können oder sich beruflich neu orientieren müssen. Gewerkschaften wie die IG Metall haben bereits ihre Unterstützung angeboten und fordern klare Informationen von der Insolvenzverwaltung, um den Beschäftigten eine Perspektive zu bieten.
In der Regel gibt es im Insolvenzverfahren Möglichkeiten für eine Fortführung des Betriebs, die von der Insolvenzverwaltung geprüft werden. Dies könnte zumindest vorübergehend Arbeitsplätze sichern. Die IG Metall spricht in diesem Zusammenhang von einem „Schlag ins Gesicht“ für die Belegschaft, da die Werft bereits zuvor mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.
Die wirtschaftliche Lage der Werften in Mecklenburg-Vorpommern
Die wirtschaftliche Situation der Werften in Mecklenburg-Vorpommern ist seit Jahren angespannt. Viele Unternehmen haben mit einer sinkenden Nachfrage, hohen Betriebskosten und der Konkurrenz aus dem Ausland zu kämpfen. Stralsund ist besonders betroffen, da die Region historisch auf die Schiffbauindustrie angewiesen ist. Die Insolvenz der Fosen Werft ist nicht der erste Rückschlag für die Region; zuvor mussten zahlreiche Werften aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten schließen oder Insolvenz anmelden.
Ein Blick auf die Datenlagen zeigt, dass die Werftindustrie in Deutschland saisonal und konjunkturell anfällig ist. Laut einer Studie des Verbands für Schiffbau und Marinetechnik (VSM) aus dem Jahr 2023 ist die Auftragslage in der deutschen Werftenbranche insgesamt 20% niedriger als in den Jahren vor der Pandemie. Dies erfordert innovative Ansätze und dringend nötige Investitionen in neue Technologien, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der Sanierungsprozess der „Greif“
Die „Greif“ hat eine besondere Bedeutung für die maritime Tradition Deutschlands und ist das einzige erhaltene Segelschulschiff, das auf dem historischen Werftgelände in Stralsund saniert wird. Ihre Sanierung zieht sich durch zahlreiche bürokratische und wirtschaftliche Herausforderungen. Die Insolvenz der Fosen Werft könnte den schleichenden Prozess der teilweisen Restaurierung verzögern, der bereits seit Jahren im Gange ist.
Die Stadt Greifswald, die auch um die „Greif“ besorgt ist, hat sich bereits nach einer schnellen Klärung der Verträge erkundigt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Sanierung nicht stillgelegt wird und die geplanten Aufträge zügig fortgeführt werden. Die Stadt hat Interesse daran, die „Greif“ als kulturelles Erbe zu bewahren und ihren Stellenwert im touristischen Sektor zu sichern.
– NAG