In der faszinierenden Welt der Moore hat Franziska Tanneberger, eine leidenschaftliche Umweltschützerin und Wissenschaftlerin, eine bedeutende Rolle gespielt. Ihre Reise begann im Jahr 2000 in Belarus, als sie den kleinen, gestreiften Seggenrohrsänger entdeckte – einen Vogel, der bereits damals vom Aussterben bedroht war. Diese Begegnung war der Beginn einer tiefen Verbindung zur Natur, die sie nicht mehr loslassen sollte.
Als Studentin in Greifswald entwickelte Tanneberger eine Leidenschaft für Moore und deren Schutz. Ihre akademische und berufliche Laufbahn führte sie zu einer beeindruckenden Karriere im Bereich Naturschutz. Aktuell ist sie Leiterin des Greifswald-Moor-Centrums und freut sich nun darauf, im Oktober den Deutschen Umweltpreis vom Bundespräsidenten zu erhalten. Diese Auszeichnung würdigt ihre herausragende Arbeit zur Rolle der Moore im Klimaschutz und in der Erhaltung der Biodiversität, wie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt feststellt.
Eine komplexe Beziehung zum Moor
Doch der Weg zum Schutz der Moore ist alles andere als einfach. In Deutschland werden derzeit 90 Prozent der Moore landwirtschaftlich genutzt, was bedeutet, dass sie größtenteils entwässert und in Weide- oder Ackerland umgewandelt wurden. Obwohl dies früher als Zeichen von zivilisatorischen Fortschritt galt, blieben die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Artenreichtum lange Zeit unerwähnt. Tanneberger erkennt an, dass sich in den letzten Jahren die Einsichten über die Bedeutung der Moore etwas verbessert haben. „Aber viel schlechter ging ja auch kaum noch“, sagt sie.
Für Tanneberger ist der Schutz der Moore nicht nur eine romantische Vorstellung. Sie ist der Überzeugung, dass eine Balance zwischen Umweltschutz und landwirtschaftlicher Nutzung erforderlich ist. In ihrer Habilitation widmete sie sich genau diesen Fragen. „Wildnis allein wird die Moore nicht retten“, betont sie. Sie ist überzeugt, dass auch eine nachhaltige Bewirtschaftung der nassen Böden möglich ist und dass eine regelmäßige Nutzung des Grases sogar dem Artenreichtum in den Mooren zuträglich sein kann.
Innovative Ansätze zur Moorbewirtschaftung
Im Greifswald-Moor-Centrum experimentiert Tanneberger mit neuen Methoden der Moorbewirtschaftung. Ein bemerkenswertes Projekt ist ein mobiles Tiny House, das aus Materialien gefertigt ist, die aus Moorpflanzen gewonnen werden. Diese Initiative soll demonstrieren, dass es möglich ist, Produkte aus Mooren zu gewinnen, ohne sie entwässern zu müssen. Tanneberger sieht in ihrer Auszeichnung auch eine Anerkennung für das gesamte Team in Greifswald. „Das ist mir wichtig. Alle dort sind mit Leidenschaft und aus Überzeugung dabei“, sagt sie.
Obwohl bereits viele Fortschritte erzielt wurden, bleibt der Seggenrohrsänger in Deutschland offiziell als ausgestorben. Jährlich gehen weltweit weiterhin große Flächen von Moorland verloren. Tanneberger ist sich der Herausforderungen bewusst und verkündet, dass der Kampf für den Lebensraum Moor, auch auf internationaler Ebene, weitergeht. „Da bleibt noch sehr, sehr viel zu tun“, fügt sie hinzu. Mit Hilfe von Programmen wie dem „Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“ fließen in den kommenden Jahren Hundert Millionen Euro in die Wiedervernässung der Moore in Deutschland, was einen Hoffnungsschimmer für die bedrohte Flora und Fauna darstellt.
– NAG