Die Rehabilitationsgruppen für Herzpatienten in Mecklenburg-Vorpommern stehen vor einer kritischen Situation. In Altentreptow beispielsweise trifft sich die Gemeinschaft regelmäßig in der Sporthalle Am Klosterberg, um gemeinsam Sport zu treiben und sich gegenseitig zu unterstützen. Doch die Fröhlichkeit könnte bald einem Ernst gewichen werden, denn es fehlt an approbierten Ärzten.
Die Situation wird von der engagierten Übungsleiterin Simone Breitenfeld kritisch beobachtet. Sie leitet als Bereichsleiterin beim Landesverband für Prävention und Rehabilitation (LVPR) die Geschicke von 18 Herzgruppen, doch bei sechs dieser Gruppen in Neubrandenburg könnte das Rehabilitationsangebot bald enden. Hinter diesem potenziellen Ende stehen nicht finanzielle Sorgen oder das Fehlen von Teilnehmern, sondern ein akuter Mangel an Medizinern.
Ärztemangel gefährdet Reha-Angebot
„Ich suche ganz dringend Ärzte“, erklärt Breitenfeld. Die Umstände werden durch den demographischen Wandel verschärft, denn viele Mediziner gehen in den Ruhestand, und jüngere Ärzte übernehmen oft nicht die notwendigen Positionen. Dies hat zur Folge, dass in Neubrandenburg 100 Patienten von der Schließung betroffen sein könnten. „Ohne approbierte Mediziner dürfen die Kurse für ambulante Herzgruppen nicht durchgeführt werden“, sagt Breitenfeld weiter. Hinzu kommt, dass auch die qualifizierten Übungsleiter rar sind.
Die ambulanten Herzgruppen haben eine wichtige Aufgabe: Sie unterstützen Menschen, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, nach schweren Infarkten oder nach chirurgischen Eingriffen wie Stent- oder Bypass-Operationen. Diese Gruppen helfen den Mitgliedern, ihre Belastbarkeit nach einer schweren Erkrankung wieder aufzubauen und bieten zudem wichtige soziale Kontakte. „Die regelmäßigen Treffen sorgen für einen wertvollen Austausch und geben den Teilnehmern die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen“, so Breitenfeld.
Rehabilitation muss ärztlich begleitet werden
Ein wesentlicher Aspekt der Gruppen ist die Begleitung durch approbierte Ärzte. Roland Burghardt, ein ehemaliger Hausarzt, metiert als freiwilliger Arzt die Herzgruppen in Altentreptow und verbessert den Zugang zu medizinischer Betreuung für die Teilnehmer. „Es hilft den früheren Patienten, aktiv zu bleiben und sich nicht zu überanstrengen“, sagt Burghardt und betont die Bedeutung der fortlaufenden medizinischen Aufsicht.
Die Teilnahme an einer Herzgruppe ist nicht nur medizinisch sinnvoll, sondern wird auch von den Krankenkassen übernommen, was die Angebote für die Patienten zugänglicher macht. Breitenfeld hat in Altentreptow erfolgreich neue Gruppen ins Leben gerufen, die ursprünglich kleine Teilnehmerzahlen verzeichneten, aber nun auf 24 Personen angewachsen sind.
Dennoch bleibt die Herausforderung, auch in anderen Städten wie Pasewalk eine Gruppe zu etablieren, oder bestehende Gruppen zu erhalten. „Ich habe hier weder Arzt noch Übungsleiter“, bedauert Breitenfeld die Lage. Um dem drohenden Ende der Gruppen entgegenzuwirken, sucht sie dringend nach neuen Ärzten und Übungsleitern.
Die Relevanz der Herzgruppen kann nicht genug betont werden, da sie für viele Patienten nicht nur therapeutische Unterstützung bieten, sondern auch einen Raum für soziale Interaktion schaffen, was für die psychische Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist. Laut Breitenfeld müssen Interessierte, die sich als Ärzte oder Übungsleiter engagieren möchten, nicht zögern, sich über die angegebenen Kontaktdaten zu melden.
Die Zukunft der Herzgruppen in Deutschland könnte von dieser kritischen Lücke zwischen Bedarf und Verfügbarkeit von medizinischem Personal abhängen. Deshalb sollte die Situation sowohl für die betroffenen Patienten als auch für potenzielle freiwillige Helfer in den Fokus gerückt werden.