Die Telefonseelsorge hat in Mecklenburg-Vorpommern eine essenzielle Rolle für die Gesellschaft eingenommen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 in Rostock hat sie sich als wichtige Anlaufstelle für Menschen mit persönlichen Problemen etabliert. Trotz ihrer großen Bedeutung stehen die Einrichtungen zunehmend vor Herausforderungen, insbesondere in der Rekrutierung von ehrenamtlichen Kräften.
Steigende Nachfrage und Herausforderungen
In den letzten Jahren hat die Telefonseelsorge einen Anstieg von rund 35.000 jährlichen Kontakten verzeichnet, was etwa 100 Anrufen pro Tag entspricht. Trotz dieser hohen Nachfrage wird es zunehmend schwieriger, neue Ehrenamtliche zu finden, um die Servicequalität aufrechtzuerhalten. Sabrina Männel, die die Seelsorge am Standort Rostock leitet, weist darauf hin, dass viele langjährige Ehrenamtliche in absehbarer Zeit aufhören werden. Um die Lücken zu schließen, bietet sie im Herbst Schulungen für interessierte Neulinge an.
Fortbildung und persönliches Wachstum
„Die Arbeit als Seelsorger ist nicht nur eine Dienstleistung, sondern auch eine Reise zu sich selbst,“ erklärt Männel. In den Grundkursen lernen die neuen Ehrenamtlichen nicht nur, wie sie einfühlsam zuhören und Gespräche führen, sondern sie reflektieren auch ihre eigene Lebenssituation. Ein stabiles psychisches Wohlbefinden sei eine fundamentale Voraussetzung, um anderen effektiv helfen zu können.
Seelsorge für die jüngere Generation
Ein Pluspunkt der Telefonseelsorge ist die Einführung von Chat-Seelsorge, die vor fünf Jahren startete. Besonders jüngere Menschen nutzen diesen schriftlichen Service, um ihre Sorgen anonym zu teilen. „Die Möglichkeit, in einem sicheren digitalen Raum zu kommunizieren, spricht viele an,“ sagt Männel. Diese Art der Seelsorge ergänzt die telefonische Unterstützung und spricht so eine breitere Zielgruppe an.
Die emotionale Last der Seelsorger
Die emotionale Belastung, die mit der Arbeit in der Telefonseelsorge einhergeht, wird von den Ehrenamtlichen wie Klaus D. bestätigt. „Man begegnet oft tiefer Traurigkeit und schwierigen Lebensgeschichten,“ sagt er, während er über seine mehr als siebenjährige Mitarbeit berichtet. Es ist nicht immer leicht, nach einem Anruf einfach nur zuzuhören, ohne sofortige Lösungen anbieten zu können. Umso wichtiger sind regelmäßige Supervisionen, in denen sich die Ehrenamtlichen gegenseitig unterstützen und ihre eigenen Erfahrungen besprechen können.
Ihr Beitrag zählt!
Die Telefonseelsorge ist ein fortwährender Appell an die Gesellschaft, sich um die emotionalen Belange ihrer Mitglieder zu kümmern. Wer selbst bereit ist, sich zu engagieren, kann Informationen zur Ausbildung und Kontaktmöglichkeiten unter www.telefonseelsorge-mv.de oder telefonisch unter 0381/4900029 erhalten.
Es ist unerlässlich, dass Menschen die Möglichkeit haben, ihre Sorgen zu teilen und Unterstützung zu finden. Die Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern bleibt eine wertvolle Ressource, die ohne das Engagement von Ehrenamtlichen nicht bestehen könnte.
– NAG