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MDR-Doku: Fünf Jahre nach dem Terroranschlag in Halle erinnern

Am 9. Oktober 2019 erschütterte ein antisemitischer Anschlag auf die Synagoge in Halle während Jom Kippur die jüdische Gemeinschaft, kostete zwei Menschen das Leben und hinterließ unzählige traumatisierte Überlebende, während eine MDR-Dokumentation anlässlich des fünften Jahrestags dieses grauenvollen Verbrechens die Perspektiven der Betroffenen beleuchtet.

Leipzig (ots)

Am 9. Oktober 2019 ereignete sich ein tragisches und verstörendes Ereignis in Halle, das durch Antisemitismus geprägt war. An diesem Tag, der in der jüdischen Gemeinschaft als Jom Kippur, der höchste Feiertag, gefeiert wird, wurde eine Synagoge Ziel eines brutalen Anschlags. Um die 52 anwesenden Gemeindemitglieder wurden durch das plötzliche Geräusch von Schüssen in Panik versetzt. Die Angreifer, motiviert durch einen bedrohlichen und hasserfüllten Apparat, hinterließen zwei Tote und zahlreiche traumatisierte Überlebende.

Die Dokumentation „Der Anschlag – Terror in Halle und Wiedersdorf“, produziert von 42film im Auftrag des MDR, bietet einen einfühlsamen Einblick in die Ereignisse des besagten Tages. Der Film wird am 8. Oktober um 20:15 Uhr im MDR-Fernsehen ausgestrahlt und ermöglicht den Zuschauern, die Geschehnisse aus der Perspektive der Überlebenden und Augenzeugen zu erleben. Die Perspektiven der Menschen, die in der Synagoge und im angrenzenden Imbiss „Kiez Döner“ waren, stehen dabei im Vordergrund.

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Ein erschütternder Tag

Der Tag begann unscheinbar. Menschen hatten ihre Gedanken bei den Feiertagen, und die jüdische Gemeinde in Halle erwartete Besucher aus Berlin. Doch zu Mittag, um 12:01 Uhr, verwandelte sich der Feiertag in einen Albtraum. Christina Feist, eine der Anwesenden, beschreibt die ebenfalls angespannte Atmosphäre: „Es war ja für uns nicht klar, wo dieser Täter ist, wie viele das sind.“ Ihre Schilderung verdeutlicht die tiefen Ängste und die Unsicherheit, die während des Vorfalls herrschten.

Die Tür zur Synagoge konnte dem massiven Beschuss standhalten, was den anwesenden Menschen das Leben rettete. Der Täter, allerdings, fand sein erstes Opfer außerhalb der Synagoge – eine Passantin auf der Straße. Die Situation eskalierte weiter, als er im Kiez Döner um sich schoss und dabei den 20-jährigen Malergehilfen Kevin S. tödlich verletzte. Auch Conrad Rössler schildert seine Erlebnisse: „Das hat sich angefühlt wie eine Panikattacke.“

Die Dokumentation beleuchtet die Veränderung in der Lebensrealität vieler Menschen infolge dieses Anschlags. Die betroffenen Personen tragen die körperlichen und emotionalen Wunden in sich. Die Erinnerung an diesen schrecklichen Tag bleibt auch Jahre später lebendig und begleitet die Überlebenden in ihrem Alltag.

Für viele ist es schwer, die Geschehnisse zu verarbeiten. Dr. Ezra Waxman, ein weiterer Überlebender, spricht von einer persönlichen Auseinandersetzung mit seinem eigenen Judentum und den Ängsten, die der Antisemitismus hervorrufen kann. „Halle war für mich eine Art ‚Schlag ins Gesicht‘“, erläutert er und beschreibt seine Erfahrungen mit dem tief verwurzelten Antisemitismus.

Voraufführung und Gedenkveranstaltungen

Im Vorfeld der Filmausstrahlung veranstaltet der MDR am 8. Oktober um 17:30 Uhr eine Preview des Films im Puschkinhaus in Halle, gefolgt von einem Dialog mit dem Publikum. Diese Voraufführung bietet nicht nur Einblicke in die Doku, sondern fördert auch das Gespräch über die Geschehnisse und ihre Nachwirkungen.

Am tatsächlichen Jahrestag des Anschlags, dem 9. Oktober, sind in Halle mehrere Gedenkveranstaltungen geplant, bei denen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vertreten sein wird. Der MDR wird die Zeremonie, die in der Ulrichskirche beginnt, sowohl im Livestream auf MDR.de als auch über den DAB+-Kanal „MDR SACHSEN-ANHALT extra“ übertragen. Es wird erwartet, dass Zeugen des Anschlags und Angehörige zu Wort kommen, um die Erinnerung an die Verstorbenen wachzuhalten.

Die gesamte Dokumentation „Der Anschlag – Terror in Halle und Wiedersdorf“ sowie die begleitende Serie „ARD Crime Time: Der Anschlag von Halle“ sind bereits in der ARD Mediathek verfügbar und bieten einen umfassenden Überblick über die Thematik und einzelne Perspektiven der Betroffenen.

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