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Lübecks Binnenschiffer Benedikt: Mit „Dreadnought“ gegen die Tide kämpfen!

In Lübeck erlebt die Binnenschifffahrt durch Benedikt Scherhag (30) auf seinem Frachter „Dreadnought“ eine interessante, aber auch herausfordernde Zeit. Momentan liegt Scherhag auf der Elbe bei Geesthacht, wo er auf den richtigen Zeitpunkt wartet, um seine Fracht mit Weizen nach Hamburg zu transportieren. „Die Tide ist entscheidend“, erklärt Scherhag, der mit seinem Schiff spritsparend und effizient navigiert. Es ist ein allzu guter Vergleich: Unter Vollast benötigt sein Kahn etwa 250 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Das macht das Binnenschiff auf die Tonnage gerechnet erheblich umweltfreundlicher als ein Lkw. Fast absurd ist, dass trotz der vorteilhaften ökologischen Bilanz die Wasserstraßen oft vernachlässigt werden.

Scherhag macht sich Sorgen über den Zustand des Elbe-Lübeck-Kanals. „Das Wasser nimmt Erdreich mit, der Kanal versandet“, klagt er und informiert, dass der Tiefgang nur 2,10 Meter beträgt. Infolgedessen kann er nicht voll beladen und wird durch schmalere Passagen eingeschränkt. Insbesondere größere Schiffe haben es schwer, den Kanal zu befahren, was die Effizienz der Binnenschifffahrt untergräbt. Scherhag muss oft „freischaukeln“, um seine „Dreadnought“, die immerhin aus dem Jahr 1897 stammt, in die Schleusen zu bekommen.

Missstände im Lübecker Hafen

Aber nicht nur der Kanal ist ein Problem. Auch die Bedingungen im Lübecker Hafen lassen zu wünschen übrig. Scherhag kritisiert, dass Lübeck für viele Binnenschiffer unattraktiv geworden sei. „Im Klughafen ist es katastrophal“, bemängelt er. Die Holzdalben, die Liegestellen und die allgemeine Infrastruktur seien in einem bedauerlichen Zustand. Entsorgungsmöglichkeiten für Müll, Trinkwasser und sogar Treibstoff seien nicht vorhanden. „Leider fühlt sich niemand für die Beseitigung der Mängel verantwortlich“, sagt er enttäuscht und ergänzt, dass diese Missstände für eine Hafenstadt wie Lübeck alles andere als ein gutes Aushängeschild sind.

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Dennoch hat Scherhag seinen Entschluss, Binnenschiffer zu werden, nicht bereut. Vor einem Jahr kaufte er die „Dreadnought“ und startete mitten in einer wirtschaftlichen Krise. „Die Startbedingungen waren alles andere als einfach“, erklärt er. Der Preis für das Schiff, das in etwa so viel kostet wie ein Einfamilienhaus, kam mit einem Kredit. Dank seiner Ausbildung als Schiffsmechaniker kann er viele Reparaturen selbst durchführen, was ihm finanziell zugutekommt.

Persönlicher Einblick in Scherhags Leben

Auf dem Schiff lebt Scherhag mit einem Angestellten und zwei Katzen, Rick und Morty, sowie dem Hund seines Mitarbeiters, Benny. Dieses Leben ist weniger beschwerlich als man denkt, denn alles, was er benötigt, befindet sich an Bord, darunter auch zwei Fahrräder und ein kleines Auto. In Lübeck hat er eine Wohnung, wo er seine Wurzeln hat, auch wenn er viel Zeit auf dem Wasser verbringt.

Scherhag, ursprünglich aus dem Rheinland, kam in die Stadt, nachdem er in seiner Vergangenheit die Welt bereist hatte, um als Schiffsmechaniker zu arbeiten. Trotz aller Herausforderungen, die er als Binnenschiffer gegenübersteht, bleibt er optimistisch. „Man braucht Furchtlosigkeit in diesem Beruf“, merkt er an, und seine Entscheidung, die „Dreadnought“ zu erwerben, bestätigt dies eindrucksvoll. Die Flagge Lübecks weht stolz auf seinem Schiff, was ihm bis heute einen Hauch von Heimat gibt, wenn er durch die Gewässer fährt.

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Die Herausforderungen für die Binnenschifffahrt in Lübeck sind offensichtlich und betreffen nicht nur Scherhag, sondern auch zahlreiche Kollegen. Trotz der komplizierten Bedingungen bleibt die Hoffnung, dass es irgendwann zu Verbesserungen kommen wird, sowohl beim Zustand der Wasserstraßen als auch im Hafen selbst, um die Binnenschifffahrt als umweltfreundliche Transportalternative zu stärken. Weitere Informationen zu den Missständen im Lübecker Hafen finden sich hier.

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