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Leichen als Labor: Wie Insekten Kriminalfälle lösen können

In der Welt der Kriminalbiologie ist die Untersuchung von Leichenschaua ein entscheidender Schritt, um Mordfälle aufzuklären. Der Geruch und das Aussehen von verwesenden Körpern sind nicht nur für die Ermittler herausfordernd, sondern sie sind auch ein wichtiges Forschungsfeld. Prof. Jens Amendt, ein renommierter Spezialist für forensische Insektenkunde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Perspektiven der forensischen Wissenschaft in Deutschland zu erweitern. Sein Ziel ist die Einrichtung einer „Body Farm“, einem Ort, an dem menschliche Leichname unter kontrollierten Bedingungen verrotten können, um wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.

Diese „Body Farm“ könnte in Deutschland eine entscheidende Ressource für die Polizei darstellen. Die Analyse von nekrophagen Insekten, die sich von verwesenden Kadavern ernähren, bietet wichtige Indizien, insbesondere zur Bestimmung der Todeszeit. Sobald die Körpertemperatur eines Verstorbenen dem Umfeld angeglichen ist, verlieren traditionelle Methoden zur Zeitbestimmung an Genauigkeit. Hier kommen die Insekten ins Spiel: Sie können exakte Hinweise geben, wie lange der Körper schon tot ist, basierend darauf, welche Insektenarten anwesend sind und in welchem Entwicklungsstadium sie sich befinden.

Der bedeutende Beitrag der Insektenkunde

Prof. Amendt stellt fest, dass die Polizei häufig Anfragen bezüglich der Zeitbestimmung von Todesfällen erhält. In den ersten 24 Stunden nach dem Tod sind die Methoden zur Feststellung der Todeszeit weit verbreitet, aber nach dieser Phase wird die Substanz der Leichnahme entscheidend. Die Fähigkeit der Schmeißfliegen, die Leichen aus großer Entfernung zu wittern, ist dabei besonders bemerkenswert. Die Fliegen legen ihre Eier im Körper ab, und binnen 20 Stunden schlüpfen die Maden, die sich dann in die verletzlicheren Bereiche des Körpers fressen.

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Der Prozess ist faszinierend: Nach dem Tod erscheinen bald die ersten Insekten, die den Verwesungsprozess unterstützen. Vor allem die Schmeißfliegen sind unverzichtbare Akteure, denn sie können den toten Körper aus mehreren Hundert Metern Entfernung anlocken. Die Eier, die sie ablegen, entwickeln sich schnell, und die Maden sind darauf spezialisiert, an den natürlichen Körperöffnungen wie Mund, Nase und Augen zu fressen. Diese frühen Veränderungen sind entscheidend für die forensische Wissenschaft und die Aufklärung von Verbrechen.

Die Herausforderungen, die sich aus der Arbeit mit verwesenden Leichnamen ergeben, sind nicht zu unterschätzen. Prof. Amendt betont, dass der Geruch von verwesendem Fleisch extrem heftig sein kann, besonders an heißen Tagen. Obwohl er sich an den Anblick und die zugrunde liegende Physiologie gewöhnt hat, bleibt der Gestank eine erhebliche Herausforderung, die nicht unterschätzt werden sollte. Dennoch ist es dieser Bereich, der ihm hilft, seine Forschung voranzutreiben.

Die Eröffnung einer Body Farm würde nicht nur die forensische Wissenschaft in Deutschland revolutionieren, sondern auch das Verständnis für den Verwesungsprozess vertiefen. Dies könnte zu besserer Aufklärung von Mordfällen führen und die Beziehung zwischen der Entomologie und der Kriminalbiologie erneuern. Während die Diskussion um ethische und rechtliche Fragen fortbesteht, zeigt das Engagement von Prof. Amendt, wie dringend notwendig diese Art von Forschung in Deutschland ist.

Für mehr Informationen zu diesem Thema und zu den Herausforderungen in der Forensik, lesen Sie den Artikel auf www.geo.de.

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