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Kunst und Gewalt: Experten diskutieren über ethische Grenzen in Gießen

In Gießen brodelt es! Eine spannende Podiumsdiskussion in der Kunsthalle hat die brisante Frage aufgeworfen: Wie gehen wir mit der Darstellung von Gewalt in Kunst und Medien um? Experten aus Fotografie, Journalismus und Wissenschaft haben sich zusammengefunden, um über die ethischen Grenzen und die Notwendigkeit dieser Darstellungen zu diskutieren. Organisiert vom Forschungszentrum „Transformations of Political Violence“ (TraCe) und moderiert von Tina Cramer, wurde die Veranstaltung zum Schauplatz hitziger Debatten.

Der renommierte Kriegsfotograf Vincent Haiges, bekannt für seine eindringlichen Bilder aus Krisengebieten, betonte die Wichtigkeit seiner Arbeit. „Dokumentation ist mehr als nur Bilder festhalten“, erklärte Haiges. „Es ist ein Akt der Zeugenschaft!“ Er sieht seine Bilder als Mittel, um Unrecht sichtbar zu machen und den Betroffenen zu zeigen, dass ihr Leid nicht ignoriert wird. Haiges kritisierte die Unterschiede in der Gewalt-Darstellung zwischen sozialen Medien und traditionellen Nachrichten, wo oft nur die schockierenden Bilder gezeigt werden, während die emotionalen Geschichten dahinter verloren gehen.

Die Macht der Kunst

Larissa-Diana Fuhrmann, Wissenschaftlerin, hob die Rolle der Kunst hervor: „Fotografien und Kunstwerke schaffen ein Widerstandsmoment.“ Sie betonte, dass Kunst helfen kann, Gewalt zu verstehen, ohne sie zu normalisieren. Claudia Hattendorff ergänzte, dass solche Bilder Empathie wecken und als Werkzeuge dienen können, um Menschen zu erreichen, die möglicherweise keinen Zugang zu Texten haben. Haiges brachte es auf den Punkt: „Wir wissen alle, wie die Schützengräben aussehen, aber es geht darum, wie wir Gewalt darstellen.“

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Die Diskussion beleuchtete auch die Problematik der emotionalen Abstumpfung durch ständige Konfrontation mit Gewaltbildern. Cornelia Wegerhoff, ehemalige Nahost-Korrespondentin, warnte davor, dass viele Menschen die Nachrichten abstellen, weil sie das Leid nicht mehr ertragen können. Während einige Konflikte, wie im Nahen Osten, viel Aufmerksamkeit erhalten, geraten andere Krisen, wie die humanitäre Katastrophe im Sudan, oft in Vergessenheit. „Wir sprechen von Millionen Vertriebenen, doch in Europa nimmt das kaum jemand wahr“, so Haiges. Die Experten forderten eine stärkere Sichtbarkeit für verborgene Krisen und die Förderung von Bürgerjournalismus, um die Geschichten der Menschen, die in den Krisengebieten leben, ans Licht zu bringen.

Quelle/Referenz
giessener-anzeiger.de

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